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Geheime Macht

Geheime Macht

Titel: Geheime Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Raphaels Glieder zitterten krampfhaft. Ich drückte seine Kiefer auseinander und zwängte den Messergriff zwischen seine Zähne. Ich hatte kein Gegengift mehr. Ich hatte ihm unseren gesamten Vorrat injiziert.
    Eine tiefe Glocke ertönte, begleitet von einem Echo aus fernen, silberhell klingenden kleineren Glocken. Unheimliche Männerstimmen sangen im Gleichklang mit Romans Beschwörungen. Die Schlangen schwirrten über uns und schwärzten den Himmel.
    Wind rotierte um Roman. Ich drückte Raphael an mich.
    Die Schlangen stürzten sich auf uns … und schlugen gegen eine unsichtbare Wand, als würde eine transparente Sphäre uns vor ihrem Ansturm schützen. Sie berührten die Wand und glitten daran hinunter, wobei sie kleiner und dunkler wurden und ihre Flügel verloren, bis sie schließlich auf der Seite der Pyramide landeten und als schlichte Rattenschlangen in den Schlamm fielen.
    Raphael griff nach meiner Hand und versuchte, etwas zu sagen. Seine Augen verdrehten sich.
    Ich presste ihn an mich. Nein, so sollte es nicht sein. Das Gegengift musste Wirkung zeigen. Es musste …
    Die letzte Schlange war vom Himmel gefallen. Roman ging in die Knie, völlig außer Atem, mit bleichem Gesicht.
    Ein lautes Zischen rollte durch den Sumpf, als hätten tausend Schlangen gleichzeitig die Mäuler aufgerissen. Ich beugte mich vor.
    Unter uns umkreiste eine Schlange von der Größe eines Güterzugs die Pyramide und glitt durch den Schlamm. Ihr Körper schimmerte und wand sich mit einem ständig bewegten Mosaik in Braun und Gelb.
    Raphaels Fersen trommelten auf den Boden. Er lag im Sterben. Er starb, und ich hatte kein Gegengift mehr.
    »Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um einige Entscheidungen zu treffen«, sagte Anapa neben mir.
    Ich packte sein Bein, riss ihn herunter und schloss meine Hände um seine Kehle. Doch sie berührten seine Haut nicht. Eine Barriere aus Magie hielt mich zurück. Ich drückte mit aller Kraft. Er lächelte nur.
    Die Pyramide zitterte, als sich die riesige Schlange darum wand.
    »Du«, knurrte ich. »Du!«
    Ein gigantischer Schlangenkopf erhob sich und hing über uns. Eine lange Zunge glitt aus dem lippenlosen Mund hervor und kostete die Luft.
    »Du weißt, was du zu tun hast«, sagte Anapa. Sein Kopf zerschmolz, veränderte die Gestalt, und plötzlich berührten meine Hände die dicke, pelzige Kehle eines Schakals.
    Ich packte fester zu. »Ich werde dich töten.«
    »Gib mir, was ich will, und er wird überleben«, sagte der Schakal.
    Ich zögerte keine Sekunde. »Tu es, und du kannst mich haben.«
    Ein gelber Schimmer legte sich über die Augen des Schakals.
    »Andrea?«, sagte Raphael hinter mir. Seine Stimme klang fast normal. »Andrea?«
    Meine Füße lösten sich vom Boden. Ich schwebte gewichtslos empor. Der Schakal schwebte neben mir, groß wie ein dreistöckiges Haus. Sein Kopf war mit zottigem Fell überzogen, seine gelben Augen waren unergründlich. Unter uns schrie Raphael etwas.
    Ich liebe dich, mein Schatz.
    Ich liebe dich.
    Verzeih mir.
    Der Schakal öffnete das Maul und verschlang mich. Magie floss aus mir heraus, fesselte mich und verankerte mich im Innern des Schakals. Sie verband uns miteinander und floss von ihm zu mir und wieder zu ihm zurück. Wir verschmolzen, die monströse Bestie und ich, und plötzlich hatten wir wieder eine feste Gestalt, und der alte Feind erhob vor uns sein hässliches Gesicht.
    Apep zischte und schlug zu.
    Wir duckten uns, geschickt und schnell.
    Die Schlange krachte gegen eine Ecke der Pyramide. Der gesamte wacklige Lehmhaufen wurde erschüttert und kippte. Menschen schrien. Idioten. Kleine armselige Idioten, die im Schlamm wimmelten und ihren Matschhaufen-Tempel errichtet hatten.
    Apep ringelte sich auf, während sein Kopf vor und zurück schwankte. Wir rannten um ihn herum, ließen den Matsch mit unseren Pfoten aufspritzen und knurrten. Apep öffnete das Maul, und Magie tobte in seinem dunklen Rachen.
    Wir kläfften und bellten, um ihn anzulocken.
    Apep schlug zu, wie eine gespannte Feder, und verfehlte uns.
    Wir tanzten um ihn herum, sehr schnell und gerissen.
    Blöde Schlange. Dumme, schwache Schlange.
    Apep machte einen Satz. Fangzähne trafen unsere Tatze. Wir schnappten mit den Zähnen zu, und die Bestie ließ los.
    Kleine Menschen jubelten. Gift strömte durch unsere Adern. Egal. Wir hatten genug Magie ins uns, um unser Blut mühelos reinigen zu können.
    Wir tanzten um die Schlange herum. Sie drehte sich, aber nicht schnell genug. Wir bissen ihr in

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