Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheime Macht

Geheime Macht

Titel: Geheime Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
Glasgipfeln ins Sonnenlicht. Ich wurde langsamer und bewegte mich lautlos zum nächsten Eisbergvorsprung, der etwa fünf Meter hoch aufragte. Zu glatt, um hinaufzuklettern. Ich ging in die Hocke und sprang. Meine Hände bekamen die Glaskante zu fassen, und ich zog mich hinauf. Ascanio folgte mir. Dann krochen wir auf dem Vorsprung bis zur Öffnung weiter.
    Vor uns breitete sich eine Lichtung aus, die etwa die halbe Länge eines Football-Feldes hatte. Rechts stieg der Boden leicht an, und der Hang war mit hellgrünen Blöcken aus Glas gespickt. Ein großes Bauzelt aus wetterfestem Stoff über einem Aluminiumgerüst stand auf der Anhöhe. Links erstreckte sich ein Gewirr aus Glasscherben und führte tiefer ins Glaslabyrinth hinein. Das hintere Ende eines umgekippten Eisenbahnwaggons ragte aus den Scherben hervor.
    In der Nähe war ein Wassermotor aufgebaut worden, der einen schweren Presslufthammer antrieb, den zwei Bauarbeiter mit Helmen und Gesichtsschutz auf das Glas rund um den Waggon richteten. Acht weitere Arbeiter in ähnlicher Schutzkleidung schlugen mit Hämmern und Hacken auf das Glas ein.
    Drei mit Macheten bewaffnete Wachleute liefen am Rand der Lichtung entlang. Der Mann, der uns am nächsten war, groß, breitschultrig und Mitte dreißig, machte den Eindruck, dass er nicht zögern würde, seine Waffe zu benutzen. Wenn die Magie die Oberhand hatte, funktionierten Schusswaffen nicht, aber die Sicherheit kam mir viel zu schwach für eine Recyclingaktion in der Glasmenagerie vor. Sie mussten noch ein weiteres Ass im Ärmel haben.
    »Siehst du, was sie tun?«, fragte ich Ascanio leise.
    »Sie versuchen, den Eisenbahnwaggon zu bergen«, sagte er.
    »Warum ist das illegal?«
    Er dachte einen Moment darüber nach. »Weil er ihnen nicht gehört?«
    »Genau genommen existiert die Eisenbahngesellschaft nicht mehr. Also handelt es sich um herrenloses Eigentum. Probier es noch mal.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Worauf sitzen wir?«
    Er blickte auf die türkisfarbene Fläche unter unseren Füßen. »Auf magischem Glas.«
    »Was wissen wir darüber?«
    »Nichts«, sagte er.
    »Genau. Wir wissen nicht, wie es wächst, und wir wissen nicht, was wir dagegen tun können.«
    »Also könnte aus allem, was sie aus diesem Waggon bergen, neues Glas wachsen«, sagte Ascanio.
    »Exakt. Sie werden verkaufen, was sie hier bergen, und sie werden dem Käufer nicht sagen, woher sie es haben. Und wenn irgendwo anders eine neue Glasmenagerie entsteht, wird es zu spät sein.«
    »Sollten wir deswegen etwas unternehmen?«
    Ich hob meine leere Hand. »Kein Dienstausweis. Wir können es melden, wenn wir zurück sind, und vielleicht wird die PAD etwas dagegen tun.« Andererseits war es nicht unsere Aufgabe, solche Dinge zu melden, und ich hatte genug von irgendwelchen Bürgerpflichten. Es war nicht mein Problem.
    »Sie wissen zweifellos, dass sie etwas Illegales tun«, sagte ich. »Und diese Gegend ist gefährlich, also dürfte es hier mehr als nur drei Schlägertypen mit großen Messern geben. Es gibt weitere Wachleute, die wir nicht sehen können. Mach dich auf eine Überraschung gefasst.«
    In Ascanios Augen schimmerte ein unheimliches rubinrotes Licht. »Kann ich mich jetzt verwandeln?«
    »Noch nicht.« Die Verwandlung kostete sehr viel Kraft. Wenn man sich in kurzer Zeit zweimal hintereinander verwandelte, hatte man anschließend ein wenig Auszeit nötig. Ich brauchte einen hellwachen und energiegeladenen Ascanio, was bedeutete, dass er nach einer Verwandlung bleiben musste, was er war.
    Wir sprangen vom Vorsprung und liefen über die Straße genau auf den Wachmann zu. Er sah mein Gesicht und zog sich zurück.
    »Wer oder was zum Teufel sind Sie?«
    »Andrea Nash«, sagte ich. »Und das ist mein Mitarbeiter Robin of Loxley.«
    Ascanio vollführte eine tiefe Verbeugung. Zum Glück hielt er sich mit lateinischen Äußerungen zurück.
    »Ich untersuche im Auftrag des Rudels einen Mordfall. Ich muss mit Kyle reden.«
    Der Mann starrte mich an. Diese Situation lag eindeutig außerhalb seiner üblichen Pflichten.
    »Haben Sie irgendeinen Ausweis bei sich?«
    Ich reichte ihm meinen Ausweis – eine verkleinerte Kopie meiner Zulassung als Privatdetektiv, ausgestellt vom Bundesstaat Georgia, mit meinem Foto versehen.
    »Woher soll ich wissen, dass Sie es wirklich sind?«, fragte er.
    »Warum sollte ich Sie belügen?«
    Darüber musste er kurz nachdenken. »Okay. Haben Sie etwas, das bestätigt, dass Sie zum Rudel gehören?«
    Ascanio hüstelte

Weitere Kostenlose Bücher