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Geheime Macht

Geheime Macht

Titel: Geheime Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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lag die Zahl sogar noch höher – bei fast einem Viertel. Beide Brüder Raphaels wurden zu Loups und mussten von Tante B getötet werden. Deshalb genoss jeder überlebende Jugendliche im Bouda-Clan so große Wertschätzung.
    Wenn ich jemals Babys mit Ra… Der Gedanke quälte mich wie ein Messer, das in einer Stichwunde gedreht wurde. Es würde keine kleinen Bouda-Babys geben. Nicht mit Raphael. Diese Tür war zugeschlagen worden, und ich musste ihn aus meinem Bewusstsein verbannen. In diesem Leben hatte man schon Glück, wenn man eine Glückschance bekam, und ich hatte meine verpasst. Die Tatsache, dass wir es gemeinsam vermasselt hatten, schmerzte umso mehr.
    Schnee von gestern.
    »Aber sie ist strohdumm«, sagte Ascanio. »Sie hat Tante B beleidigt!«
    »Und deswegen sollten wir ihr die Kehle zerfleischen?« Ich blickte ihn von der Seite an.
    »Eigentlich nicht.«
    »Nehmen wir mal an, ich würde sie windelweich prügeln. Was hätte ich damit erreicht? In der Natur kämpfen Tiere, um ihre Überlegenheit zu demonstrieren. Je kräftiger man ist, desto besseres genetisches Material hat man. Stärkere Tiere, stärkere Babys, eine bessere Chance, das Überleben der Art zu sichern. Raphael weiß bereits, dass ich die bessere Kämpferin bin, und er hat sich trotzdem für sie entschieden. Das ist eine Lektion für dich. Wenn du die Möglichkeit hast, glücklich zu werden, nutze sie und behandle deinen Partner so, wie er es verdient hat, behandelt zu werden. Betrachte nichts als selbstverständlich.«
    Ratschläge geben war einfach. Sich selbst daran halten war viel schwerer.
    *
    An der Kreuzung bogen wir rechts ab und fuhren weiter nach Norden. Immer noch verkohlte Häuser am Straßenrand. Auf der rechten Seite ein großes Schild, das an einen alten Telefonmast genagelt war und GEFAHR in großen roten Buchstaben schrie. Darunter stand in klaren schwarzen Lettern:
    IM-1: Infektiöse magische Zone
    Zutritt ohne Genehmigung verboten
    Unter dem ersten hing ein kleineres Plastikschild, auf das jemand mit Permanentmarker geschrieben hatte:
    Hier ist es wirklich gefährlich, ihr Idioten!
    »Wir werden uns nicht von den Warnungen abschrecken lassen?«, fragte Ascanio.
    »Nein.«
    »Geil!«
    Wir rollten an einer weiteren schwarzen Hausruine vorbei. Auf der linken Seite ragte eine riesige blau-grüne Glasscherbe schief aus dem Boden. Rechts, neben einem ausgebrannten Lastwagen, wartete ein zweiter hellblauer Splitter darauf, dass sich jemand daran die Füße aufschlitzte. Die ersten Ausläufer der Menagerie.
    Immer mehr Scherben steckten im Boden, und ganz rechts in der Ferne erhob sich ein zerklüfteter, sieben Meter hoher Eisberg, der in der Morgensonne grün und blau schimmerte.
    Ascanio blinzelte. »Was ist das?«
    »Glas«, antwortete ich.
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Wie ist es hierher gekommen?«
    Vor uns drängten sich weitere Eisberge und bildeten einen Gletscher. »Ein Teil davon stammt aus der Hollowell Station. Vor der Wende war Inman Yard der Hauptbahnhof von Norfolk Southern. Er war riesig. Mehr als fünfundsechzig Gleise. Aber das war noch längst nicht alles, denn das Eisenbahndepot von CSX Tilford befand sich gleich nebenan. Gemeinsam fertigten die Gesellschaften über einhundert Züge pro Tag ab. Dann wurde der Holloway-Bahnhof gebaut. Es sollte ein neues, supermodernes Terminal werden, und es bestand hauptsächlich aus Glas. Rate mal, was passierte, als die ersten magischen Wellen zuschlugen.«
    Ascanio grinste. »Das Ganze stürzte ein.«
    »Genau. Überall lagen Berge aus Glas herum. Die magischen Wellen verursachten immer wieder Zugunglücke, aber die Eisenbahngesellschaften machten weiter. Während der nächsten paar Monate hatten einige Mitarbeiter den Eindruck, dass sich die Glasberge vermehrten. Niemand sonst achtete darauf. Doch dann, während des zweiten Flairs, tauchten Kreaturen aus dem Glas auf und töteten die Hälfte der Eisenbahnarbeiter.«
    »Was für Kreaturen?«, fragte Ascanio.
    »Niemand weiß es.«
    Flairs – intensive, furchtbare magische Wellen – traten einmal alle sieben Jahre auf. Dinge, die während einer normalen magischen Welle unmöglich waren, wurden während eines Flairs Wirklichkeit. Die magische Energie hielt drei Tage lang an und verschwand dann wieder für längere Zeit, aber die Folgen waren oftmals tödlich.
    »Schließlich rückte das Militär an, um den Bahnhof zu besetzen. Hier gab es noch ungefähr zweihundert Züge, und einige waren mit Gütern beladen. Die Soldaten

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