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Geheime Melodie

Geheime Melodie

Titel: Geheime Melodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
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befassen, wenn es soweit ist. Ich würde sagen, das hier ist einer dieser Punkte.«
    Haj gibt sich verbl üfft; für mein Empfinden ein bißchen zu verblüfft, aber warum? »Soll das heißen, keine Vorwegabsprachen mit den Profitgeiern in Kinshasa? Sind Sie ganz sicher?«
    »Hundertprozentig.«
    »Ihr wollt sie euch nicht jetzt kaufen, solange sie noch billig zu haben sind?«
    »Ganz gewiß nicht!« – tugendhaftes Lachen.
    »Ihr spinnt, Leute! Wenn ihr wartet, bis ihr sie wirklich braucht, zocken sie euch ab!«
    Aber Philip l äßt sich nicht provozieren, wofür ich ihn bewundere. »Keinerlei Vorwegabsprachen mit Kinshasa, tut mir leid, Haj. Keine Sonderdeals, keine Schmiergelder, kein St ück vom Kuchen. Kann sein, daß uns das letztlich teurer kommt, aber Absprachen liefen allem zuwider, wofür wir stehen.«
    Maxie springt wie frisch gest ärkt wieder auf die Füße, die Spitze seines Billardqueues tippt erst auf Goma und folgt der Straße sodann Richtung Süden, das Westufer des Kivusees entlang.
    »Mzee Franco. Ich habe gehört, Gruppen Ihrer hochverdienten Miliz legen entlang dieser Straße von Zeit zu Zeit Hinterhalte.«
    »Das wird gesagt«, erwidert Franco zurückhaltend.
    »Am fraglichen Tag sollten die Überfälle vom Morgengrauen an derart intensiviert werden, daß die Straße in beide Richtungen für Transporte unpassierbar wird.«
    Entsetzensruf von Haj. »Sie meinen, auch für die Lastwagen meines Vaters? Für unsere Bierfuhren – unsere Lieferungen nach Norden?«
    »Könnte sein, daß Ihre Kunden ein paar Tage auf dem Trockenen sitzen müssen«, bescheidet Maxie ihn und wendet sich wieder Franco zu. »Ich habe außerdem gehört, Ihr verehrter General steht in Kontakt mit Mai-Mai-Milizen hier – zwischen Fizi und Baraka.«
    »Was Sie gehört haben, ist möglich«, räumt Franco widerstrebend ein.
    »Und im Norden um Walikale sind die Mai Mai ebenfalls stark.«
    »Das sind militärische Geheimnisse.«
    »Am fraglichen Tag möchte ich, daß die Mai Mai auf Bukavu vorrücken. Sie haben außerdem Milizen um Uvira. Die sollten zur Verstärkung herbeordert werden.«
    Und wieder mu ß Haj unterbrechen. Will er Maxie aus dem Konzept bringen, oder ist es Zufall? Ich fürchte ersteres.
    »Ich wüßte gern, mit Verlaub, wie sich der Colonel die Übernahme des Flughafens im einzelnen vorstellt. Gut, die Soldaten sind bekifft. Sie sind frustriert, und sie kriegen keinen Sold. Aber sie haben Knarren, und sie haben Spaß daran, Menschen zu erschießen.«
    Maxie spricht betont kontrolliert und pr äzise. »Was ich mir vorstelle, ist eine kleine Truppe von Elitesöldnern in Zivil, die genügend Erfahrung und Disziplin hat, um unauffällig reinzuspazieren, ohne daß auch nur ein einziger Schuß fällt. So weit genehmigt?«
    Haj l äßt die gegelte Stirnlocke nicken. Er hat das Kinn in die Hand gestützt und beugt sich in einer übertriebenen Pose der Aufmerksamkeit über den Tisch.
    »Entweder kommen sie in der Früh mit dem Personal rein, oder sie kreuzen Samstag abend auf, als Fußballmannschaft, die auf ein Spiel aus ist. Es gibt zwei Fußballplätze, das Bier fließt in Strömen, dazu kommen Frauen aus den umliegenden Dörfern – es geht also ziemlich lässig zu. In Ordnung?«
    Wieder ein Nicken.
    »Wenn sie erst mal drin sind, dann rennen sie nicht, sie gehen. Alles ganz locker. Sie passen auf, daß man ihre Knarren nicht sieht, lächeln, winken. Innerhalb von zehn Minuten haben wir den Tower, die Landebahn und das Munitionsdepot im Sack. Wir verteilen Zigaretten, Bier und Geld, klopfen den Jungs auf die Schultern, reden mit den Bossen, machen einen Deal. Soviel sie wissen, passiert nichts weiter, als daß wir den Flughafen inoffiziell mieten, um ein paar Ladungen Bergbauausr üstung einzufliegen, von denen der Zoll nichts wissen muß.«
    Hajs Ton wird unnat ürlich servil. »Bei allem Respekt vor dem überlegenen militärischen Können des Colonel, wie genau wird diese Truppe von Elitesöldnern sich zusammensetzen?«
    »Alles Profis der Spitzenklasse. Südafrikaner, bei den Special Forces ausgebildet, handverlesen.«
    »Schwarze, Monsieur le Colonel? Wenn ich fragen darf?«
    »Zulus und Ovambos aus Angola. Veteranen, alle teamerprobt. Die besten Kämpfer der Welt.«
    »Und wie viele, wenn ich fragen darf, Monsieur le Colonel?«
    »Nicht mehr als fünfzig, nicht weniger als vierzig nach der derzeitigen Zählung.«
    »Und wer wird diese ausgezeichneten Männer anführen?«
    »Ich werde sie anführen.

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