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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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anzutreffen, und es gelingt ihr nicht, das zu verbergen. »Was macht ihr denn hier?«, fragt sie.
    »Gott sei Dank«, sagt Hannah mit einem erleichterten Seufzer und geht auf Emmeline zu.
    »Was macht ihr hier?«, wiederholt Emmeline. Inzwischen hat sie sich wieder gefangen, ihre großen Augen sind unter schweren Lidern halb verschwunden, und ihre Lippen sind zu einem Schmollmund geschürzt.
    »Wir sind gekommen, um dich zu holen«, sagt Hannah. »Beeil dich und zieh dich an, damit wir fahren können.«
    Emmeline geht langsam zu dem Schminktisch und lässt sich auf den Hocker sinken. Sie schüttelt eine Zigarette aus einer Schachtel, steckt sie sich in den Mund und zündet sie an. Nachdem sie den Rauch ausgeblasen hat, sagt sie: »Ich gehe nirgendwohin. Du kannst mich nicht dazu zwingen.«
    Hannah packt sie am Arm und zerrt sie auf die Füße. »O doch, du kommst mit, und ich kann dich sehr wohl zwingen. Wir fahren jetzt nach Hause.«
    »Das hier ist jetzt mein Zuhause«, entgegnet Emmeline, während sie sich losreißt. »Ich bin Schauspielerin. Ich werde ein Filmstar sein. Philippe sagt, ich habe genau das richtige Gesicht.«
    »Das kann ich mir vorstellen, dass er das sagt«, faucht Hannah. »Grace, pack Emmelines Sachen, während ich ihr beim Anziehen helfe.«

    Als Hannah versucht, Emmeline den Morgenmantel vom Leib reißen, bleibt uns beiden vor Schreck die Luft weg. Unter dem Morgenmantel trägt sie ein durchsichtiges Negligé. Zartrosa Brustwarzen schimmern durch schwarze Spitze. »Emmeline!«, entfährt es Hannah, während ich mich schnell abwende, um mich um den Koffer zu kümmern. »Was ist das für ein Film, der hier gedreht wird?«
    »Ein Liebesfilm«, erwidert Emmeline, bindet ihren Morgenmantel wieder zu und zieht an ihrer Zigarette.
    Hannah schlägt die Hände vor den Mund und schaut mich an – eine Mischung aus Entsetzen, Sorge und Wut spiegelt sich in ihren großen blauen Augen. Es ist viel schlimmer, als wir es uns hätten träumen lassen. Wir sind beide sprachlos. Ich nehme eins von Emmelines Kleidern aus dem Koffer, Hannah hält es ihr hin. »Zieh dich an«, stößt sie hervor. »Zieh dich sofort an.«
    Von draußen ist ein Geräusch zu hören, schwere Schritte auf der Treppe, und plötzlich steht ein Mann in der Tür, klein, dunkelhäutig, mit Schnurrbart und einem Gebaren träger Arroganz. Er sieht aus wie ein wohlgenährtes, sonnengebräuntes Reptil, und die mit Gold-und Bronzefäden durchwirkte Weste, die er zu seinem Anzug trägt, spiegelt die längst vergangene Opulenz des Hauses wider. Eine halb aufgerauchte Zigarre klemmt zwischen seinen Lippen.
    »Philippe«, sagt Emmeline triumphierend, während sie sich aus Hannas Griff befreit.
    »Was ist ’ier los?«, fragt er mit schwerem französischem Akzent. Die Zigarre hindert ihn offenbar nicht am Sprechen. »Was erlauben Sie sisch?«, sagt er zu Hannah. Dann geht er zu Emmeline hinüber und legt ihr besitzergreifend eine Hand auf den Arm.
    »Ich werde sie mit nach Hause nehmen«, sagt Hannah.
    »Und wer«, fragt Philippe, während er Hannah ausgiebig von oben bis unten mustert, »sind Sie?«
    »Ihre Schwester.«
    Das scheint ihm zu gefallen. Ohne seinen Blick von Hannah abzuwenden, setzt er sich aufs Bett und zieht Emmeline neben sich. »Wozu die Eile?«, sagt er grinsend, die Zigarre zwischen den Zähnen. »Vielleischt tritt die große Schwester in ein paar Szenen zusammen mit Baby auf, he?«
    Hannah schnappt nach Luft, fängt sich jedoch schnell wieder. »Ganz bestimmt nicht. Wir brechen beide jetzt sofort auf.«
    »Ich nicht«, sagt Emmeline.
    Philippe zuckt die Achseln, wie nur ein Franzose es kann. »Mir scheint, sie will nischt.«
    »Sie wird nicht gefragt«, entgegnet Hannah. Dann schaut sie mich an. »Hast du alles gepackt, Grace?«
    »Fast, Ma’am.«
    Erst da bemerkt Philippe mich. »Drei Schwestern?« Er hebt anerkennend eine Braue, und ich winde mich unter seinem Blick, als wäre ich nackt.
    Emmeline lacht. »Ach, Philippe, red keinen Unsinn. Das ist doch nur Grace, Hannahs Zofe.«
    Obwohl ich mich durch seinen Irrtum geschmeichelt fühle, bin ich dankbar, als Emmeline an seinem Ärmel zupft und er sich abwendet.
    »Sag’s ihr«, fordert Emmeline Philippe auf. »Sag ihr, was wir vorhaben.« Mit der Begeisterung einer Siebzehnjährigen strahlt sie Hannah an. »Wir sind durchgebrannt. Wir werden heiraten.«
    »Und was sagt Ihre Gattin dazu, Monsieur?«, fragt Hannah.
    »Er hat keine Gattin«, sagt Emmeline. »Noch nicht.«
    »Sie

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