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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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Freunden kam, rauschte ins Zimmer.
    An jenem Tag war sie ganz besonders hübsch: Sie hatte ihr blondes Haar in große Wellen legen lassen, und sie trug einen Seidenschal in der neuen Modefarbe Sienabraun, die ihrer Haut einen goldenen Schimmer verlieh. Wie es ihre Art war, ließ sie sich theatralisch auf die Chaiselongue fallen, sodass Bunty erschrocken unter den Sessel flüchtete, und legte sich die Hände mit dramatischer Geste auf den Bauch.

    »Puh«, sagte sie, ohne die Spannung im Raum zu bemerken. »Ich fühle mich wie eine gefüllte Weihnachtsgans. Ich glaube, ich werde nie wieder einen Bissen zu mir nehmen können.« Sie neigte affektiert den Kopf. »Wie sieht’s aus, Robbie?« Ohne auf eine Antwort zu warten, setzte sie sich plötzlich auf, die Augen geweitet. »Oh! Sie werden nie erraten, wen ich neulich auf Lady Sybil Colefax’ Party getroffen habe. Ich unterhielt mich gerade mit dem entzückenden Lord Berners, der mir von dem putzigen kleinen Piano erzählte, das er sich in seinen Rolls Royce hat einbauen lassen, als plötzlich die Sitwells erschienen! Alle drei Sitwells! Sie leibhaftig zu erleben war einfach zum Totlachen. Der gute Sachy mit seinen witzigen Bemerkungen, und Osbert mit seinen kleinen Sprüchen, die so sinnige Pointen …«
    »Epigramme«, murmelte Robbie.
    »Er ist mindestens so geistreich wie Oscar Wilde«, sagte Emmeline. »Aber am meisten hat mich Edith beeindruckt. Wir haben Tränen gelacht, als sie eins von ihren Gedichten vorgetragen hat. Na ja, Sie kennen ja Lady Colefax – sie betet Literaten an –, und ich konnte einfach nicht an mich halten, Robbie, Darling, und habe erzählt, dass ich Sie kenne. Die Leute sind fast gestorben . Natürlich haben sie mir kein Wort geglaubt, die denken alle, ich hätte eine blühende Fantasie – weiß gar nicht, wie die darauf kommen –, aber verstehen Sie? Sie müssen einfach heute Abend mit auf die Party kommen, um denen zu beweisen, dass ich nicht geflunkert habe!«
    Sie holte tief Luft, nahm eine Zigarette aus ihrer Handtasche und zündete sie an. Nachdem sie den Rauch ausgeblasen hatte, fuhr sie fort: »Sagen Sie ja, Robbie. Dass die Leute einem misstrauen, wenn man wirklich lügt, ist eine Sache, aber es ist etwas ganz anderes, wenn man die Wahrheit sagt.«

    Robbie überlegte. »Um wie viel Uhr soll ich Sie abholen? «, fragte er.
    Hannah blinzelte. Sie hatte damit gerechnet, dass er ablehnen würde, wie immer, wenn Emmeline ihn mit einer Einladung überfiel. Sie hatte angenommen, Robbie würde die gleiche Aversion gegenüber Emmelines Freunden empfinden wie sie. Aber vielleicht erstreckte sich seine Verachtung nicht auf Personen wie Lord Berner und Lady Sybil. Vielleicht war die Aussicht, die Sitwells zu treffen, einfach allzu verlockend.
    »Um sechs«, erwiderte Emmeline strahlend. »Gott, wie aufregend!«
    Robbie traf um halb sechs ein. Es hatte etwas Ironisches, dachte Hannah, dass jemand, der die Angewohnheit hatte, unangemeldet ins Haus zu schneien, plötzlich tadellose Manieren an den Tag legte, wenn er mit einer Frau verabredet war, die noch unzuverlässiger war als er selbst.
    Da Emmeline noch damit beschäftigt war, sich zurechtzumachen, setzte Robbie sich zu Hannah in den Salon. Sie war froh, endlich eine Gelegenheit zu haben, ihm alles zu erklären und zu erzählen, wie Deborah Teddy dazu angestachelt hatte, sein Besuchsverbot auszusprechen. Robbie bat sie, die Geschichte einfach zu vergessen, er hätte sich so etwas schon gedacht. Sie unterhielten sich über dies und das, und die Zeit muss wie im Flug vergangen sein, denn plötzlich stand Emmeline in der Tür, fertig angezogen und bereit, sich auf den Weg zu machen. Robbie nickte Hannah zum Abschied zu, dann tauchte er mit Emmeline in die dunkle Nacht ein.
     
    Eine Zeit lang ging es so weiter. Hannah sah Robbie, wenn er kam, um Emmeline abzuholen, und Deborah konnte nichts dagegen tun. Einmal, als sie einen letzten
verzweifelten Versuch unternahm, seine Besuche zu unterbinden, zuckte Robbie nur mit den Achseln und erklärte, es sei eine Frage der Höflichkeit, dass die Hausherrin einen Gast unterhielt, der ihre jüngere Schwester abholte. Oder sollte sie den Begleiter ihrer Schwester etwa allein im Salon sitzen lassen?
    Hannah versuchte, sich mit den kostbaren Minuten zufriedenzugeben, musste sich jedoch eingestehen, dass sie ständig an Robbie dachte. Er hatte ihr noch nie erzählt, was er tat, wenn sie nicht zusammen waren. Sie wusste nicht einmal, wo er wohnte. Und so

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