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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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Südgarten mit dem Eros-und-Psyche-Brunnen restauriert. Am Ikarus-Brunnen und dem Sommerhaus werden zurzeit entsprechende Arbeiten ausgeführt.
    Die Kirche von Riverton, die in dem malerischen Tal nahe des Hauses liegt, beherbergt eine Cafeteria, die während der Sommermonate täglich geöffnet ist, sowie einen sehr gut ausgestatteten Souvenirladen. Zu welchen Zeiten der Springbrunnen in Betrieb ist, erfahren Sie unter 01277-876857.

Der zwölfte Juli
    I ch werde in dem Film auftreten. Na ja, natürlich nicht ich persönlich, sondern ein junges Mädchen, das mich darstellt. Egal, wie unbedeutend die Rolle vielleicht war, die man selbst bei einer Tragödie gespielt hat, wenn man nur lange genug lebt, wird man offensichtlich irgendwann zu einer interessanten Person. Vor zwei Tagen erhielt ich einen Anruf: Ursula, die junge, schlanke Filmemacherin mit den langen, aschblonden Haaren, wollte wissen, ob ich bereit wäre, mich mit der jungen Schauspielerin zu unterhalten, der die zweifelhafte Ehre zugefallen ist, die Rolle von »Dienstmädchen 1«, nun umbenannt in »Grace«, zu übernehmen.
    Sie werden hierherkommen, nach Heathview. Es ist nicht gerade der stimmungsvollste Ort für ein Gespräch, aber ich habe weder Lust noch die Kraft, weite Wege auf mich zu nehmen, und habe auch nicht vor, irgendjemandem etwas anderes vorzumachen. Und so sitze ich nun in meinem Zimmer und warte.
    Es klopft an der Tür. Ich schaue auf die Uhr – halb zehn. Sie sind pünktlich. Ich merke, dass ich den Atem anhalte, und frage mich, warum wohl.
    Dann sind sie im Zimmer. Meinem Zimmer. Sylvia und Ursula und das junge Mädchen, das mich darstellen soll.

    »Guten Morgen, Grace«, sagt Ursula und lacht mich durch ihre blonden Ponyfransen hindurch an. Zu meiner großen Verblüffung beugt sie sich vor, um mir einen Kuss auf die Wange zu hauchen.
    Mir versagt die Stimme.
    Ursula setzt sich auf die Decke am Fußende meines Betts – eigentlich eine Unverschämtheit, die mir aber zu meiner eigenen Verwunderung nichts ausmacht – und nimmt meine Hand. »Grace«, sagt sie, »das ist Keira Parker.« Sie dreht sich um und lächelt dem Mädchen hinter mir zu. »Sie wird Sie in dem Film spielen.«
    Keira tritt aus dem Schatten. Sie ist höchstens siebzehn und ausgesprochen hübsch. Blondes, schulterlanges Haar, im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Rundes Gesicht, volle, mit Lipgloss geschminkte Lippen, hohe Stirn und blaue Augen. Ein Gesicht, mit dem man für Schokolade werben könnte.
    Ich räuspere mich, erinnere mich an meine guten Manieren. »Nehmen Sie doch Platz.« Ich zeige auf den braunen Plastikstuhl, den Sylvia heute Morgen extra aus dem Frühstücksraum geholt hat.
    Keira setzt sich anmutig hin, schlägt ihre dünnen, in hautengen Jeans steckenden Beine übereinander und wirft einen verstohlenen Blick nach links, wo meine Frisierkommode steht. Ihre Jeans sind zerrissen, lose Fäden hängen aus den Taschen. Lumpen sind längst kein Zeichen mehr für Armut, hat Sylvia mir erklärt, sondern eher für Modebewusstsein. Keira lächelt träge, während sie meine Sachen betrachtet. »Danke, dass Sie mich empfangen, Grace«, sagt sie wie einstudiert.
    Es stört mich, dass sie mich beim Vornamen nennt. Aber im selben Augenblick schelte ich mich innerlich für meine übertriebene Empfindlichkeit. Wenn sie mich mit meinem Titel oder mit meinem Nachnamen angesprochen
hätte, hätte ich sie gebeten, auf solche Förmlichkeiten zu verzichten.
    Sylvia steht immer noch in der offenen Tür und tut, als würde sie den Türrahmen abwischen, um ihre Neugier zu überspielen. Sie schwärmt für Filmschauspieler und Fußballstars. »Sylvia«, sage ich. »Könnten Sie uns vielleicht eine Kanne Tee bringen?«
    Sylvia blickt auf, ihr Gesichtsausdruck ein Muster an untadeliger Pflichttreue. »Tee?«
    »Vielleicht ein paar Kekse«, sage ich.
    »Selbstverständlich«, sagt sie und steckt widerstrebend ihr Staubtuch weg.
    Ich schaue Ursula an.
    »Ja, bitte«, sagt sie. »Mit Milch und Zucker.«
    Sylvia wendet sich an Keira. »Und Sie, Ms Parker?« Ihre Stimme klingt nervös, ihre Wangen röten sich, offenbar kennt sie die junge Schauspielerin.
    Keira gähnt. »Grüntee mit Zitrone.«
    »Grünen Tee«, sagt Sylvia gedehnt, als hätte sie soeben eine Antwort auf die Frage nach dem Ursprung des Universums erhalten. »Zitrone.« Sie steht immer noch im Türrahmen und rührt sich nicht.
    »Danke, Sylvia«, sage ich. »Für mich bitte das Übliche. «
    »Ja.«

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