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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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weder das eine noch das andere gewesen. Sie meint, der Kummer hätte ihn ins Grab gebracht.« Mit leiser Stimme und im selben Tonfall wie Mrs Townsend fuhr ich fort: »Sie sagt, der Tod das Majors hätte Lord Ashbury das Herz gebrochen. Als der Major gefallen ist, wären alle Hoffnungen und Träume seines Vaters mit ihm auf französischem Boden verblutet. «

    Meine Mutter lächelte, aber es war kein glückliches Lächeln. Sie betrachtete die Bilder an der Wand. »Der arme, arme Frederick«, sagte sie. Das wunderte mich, und ich glaubte schon, ich hätte mich verhört, oder sie hätte sich geirrt und aus Versehen den falschen Namen ausgesprochen, denn es ergab überhaupt keinen Sinn. Der arme Lord Ashbury. Die arme Lady Violet. Die arme Jemima. Aber Frederick?
    »Um den brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, sagte ich. »Wahrscheinlich erbt er das Anwesen.«
    »Reichtum allein macht nicht glücklich, Grace.«
    Ich mochte es nicht, wenn meine Mutter vom Glück sprach. Aus ihrem Mund klang es so hohl. Meine Mutter mit ihren verbitterten Augen und ihrem leeren Haus schien mir wenig geeignet, derartige kluge Sinnsprüche zum Besten zu geben. Ich fühlte mich irgendwie getadelt. Als hätte ich ohne es zu wissen ein Unrecht begangen. Beleidigt antwortete ich: »Versuch mal, das Fanny zu erklären. «
    Meine Mutter schaute mich stirnrunzelnd an; offenbar war ihr der Name unbekannt.
    »Oh«, sagte ich, auf unerklärliche Weise aufgekratzt. »Das hab ich ganz vergessen. Du kennst sie nicht. Fanny ist Lady Clementines Mündel. Sie hat sich in den Kopf gesetzt, Mr Frederick zu heiraten.«
    Meine Mutter starrte mich ungläubig an. »Heiraten? Frederick?«
    Ich nickte. »Sie bearbeitet ihn schon seit einem ganzen Jahr.«
    »Hat er ihr denn einen Antrag gemacht?«
    »Nein«, sagte ich. »Aber es ist nur noch eine Frage der Zeit.«
    »Wer sagt das? Mrs Townsend?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nancy.«

    Meine Mutter erlangte ihre Fassung wieder und rang sich ein Lächeln ab. »Dann irrt sie sich, diese Nancy. Frederick würde nie wieder heiraten. Nicht nach Penelope.«
    »Nancy irrt sich nie.«
    Meine Mutter verschränkte die Arme vor der Brust. »Diesmal schon.«
    Ihre Gewissheit ärgerte mich. Sie tat gerade so, als wüsste sie besser als ich, was sich auf Riverton abspielte. »Selbst Mrs Townsend ist derselben Meinung wie Nancy«, sagte ich. »Sie sagt, Lady Violet würde die Verbindung begrüßen und dass Mr Frederick sich, auch wenn er nicht immer auf seine Mutter hört, ihren Wünschen noch nie entgegengesetzt hat, wenn es darauf ankommt. «
    »Nein«, erwiderte meine Mutter ernst. »Nein, das hat er nicht.« Sie wandte sich ab und schaute durch das offene Fenster auf die graue Steinmauer des Nachbarhauses. »Ich hätte nie gedacht, dass er noch mal heiraten würde.«
    Sie klang ganz niedergeschlagen, und ich bekam ein schlechtes Gewissen. Schämte mich für meinen Wunsch, ihr einen Dämpfer zu verpassen. Meine Mutter hatte Penelope wohl gemocht, die Mutter von Hannah und Emmeline. Das nahm ich zumindest an. Warum sonst hätte sie sich so vehement dagegen sträuben sollen, dass Mr Frederick noch einmal heiratete? Ich legte meine Hand auf ihre. »Du hast recht, Mutter. Ich hätte mich zurückhalten sollen. Wir wissen ja wirklich nichts Genaues. «
    Sie antwortete nicht.
    Ich lehnte mich zu ihr hinüber. »Und man kann weiß Gott nicht behaupten, dass Mr Frederick sich sonderlich für Fanny interessiert. Selbst seine Reitpeitsche schaut er liebevoller an.«

    Mit meinem Scherz hatte ich sie aufmuntern wollen, und ich freute mich, als sie mich anschaute. Und ich war überrascht, denn einen Moment lang, als das Licht der Nachmittagssonne ihre Wangen streichelte und die grünen Fleckchen in ihren braunen Augen aufleuchten ließ, war sie beinahe hübsch. Ein Wort, das ich noch nie mit meiner Mutter in Zusammenhang gebracht hatte. Sauber und adrett vielleicht, aber niemals hübsch.
    Ich dachte an Hannahs Worte, als sie das Foto beschrieben hatte, auf dem meine Mutter zu sehen war, und nahm mir fest vor, es mir anzuschauen. Meine Mutter als junge Frau zu sehen. Das Mädchen, das Hannah als hübsch bezeichnet hatte und an das Mrs Townsend sich so gern erinnerte.
    »Er ist schon immer ein leidenschaftlicher Reiter gewesen«, sagte meine Mutter, während sie ihre Teetasse auf der Fensterbank abstellte. Dann nahm sie zu meiner Verblüffung meine Hand in beide Hände und streichelte die Hornhaut in meiner Handfläche. »Erzähl mir von

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