Geheime Versuchung
Dann machte er sich auf den Weg.
Diesmal begegnete er vielen interessierten Blicken. Es war reichlich spät, um an die Tür einer Frau zu klopfen, und da Grace’ Chef am Nachmittag zurückgekommen war, konnte Cooper auch keinen Notfall in den Systemen vorgeben. Bald würden sie auffliegen. Gut so. Die Leute mussten wissen, dass Grace ihm gehörte, damit sie ihm Bescheid sagen konnten, wenn sie bedroht war.
Weniger Geheimniskrämerei würde es ihm auch erlauben, sie so offen zu umwerben, wie er es sich wünschte.
Die Tür ging auf. Grace trug eine blassblaue Pyjamahose aus weichem flauschigem Stoff, die mit weißen Schäfchen bedruckt war, und ein schwarzes lockeres T-Shirt. Wie eine dunkle Wolke fiel ihr das schwarze Haar über die Schultern. Cooper musste tief Luft holen, um nicht sofort mit den Händen hineinzufahren, den Kopf ein wenig nach hinten zu ziehen und ihr in den Hals zu beißen.
Er hatte Angst um sie gehabt.
Das Gefühl mochte er ganz und gar nicht, obwohl ihm natürlich vollkommen bewusst war, dass Grace nichts für seine Wunden konnte. Sie hatte ganz normal reagiert, wie eine Wölfin, wenn der Mann es wagte, ihre Anwesenheit als zu selbstverständlich hinzunehmen. Was sie damit in ihm auslöste, konnte sie gar nicht wissen, und wenn es nach ihm ginge, würde sie es auch nie erfahren. Er wollte nicht, dass seine Albträume einen Schatten auf ihr gemeinsames Leben warfen.
»Hallo, Grace.« Er lehnte sich gegen den Türrahmen und verbarg nicht, wie sehr ihm ihr Anblick gefiel. Als sie Luft holte, zeichneten sich die Brustwarzen unter dem weichen T-Shirt ab, sie trug offensichtlich keinen BH. Coopers Selbstbeherrschung wurde einer schweren Prüfung unterzogen. »Ich habe gestern meine Tasche bei dir gelassen.«
»Wie bitte?« Sie schluckte, das Herz schlug ihr bis zum Hals. »Ach ja, da ist sie ja.« Sie wollte die Tasche holen, blieb aber stehen und drehte sich um. »Das hast du absichtlich getan.«
Er lächelte und sah auf ihre Lippen. »Meinst du?«
Sie atmete schneller und schluckte wieder. »Du bedrängst mich.« Ein heiserer Vorwurf.
Er zuckte die Achseln, und der Wolf pirschte sich an die Oberfläche. »Ich bin, wie ich bin, das weißt du doch.« Er hatte das sanfte Vorgehen nicht nur gespielt – es gefiel ihm, Grace langsam zu verführen, doch sie musste auch seine andere Seite kennenlernen und akzeptieren. Er hatte es ihr schonend beibringen wollen, doch ihr rebellisches Verhalten hatte seine Instinkte geweckt. »Außerdem bist du schuld.«
Ihre Hand umklammerte die Tür. »Ich?«
»Du hast mich doch heute Abend herausgefordert.« Auf ihre Art. »Und du weißt, wie Wölfe auf die Herausforderung einer Frau reagieren.«
Auf ihren Wangen malte sich wieder das zarte Rot, bei dem ihn jedes Mal das Verlangen überkam, ihr Gesicht abzuschlecken. »Das war keine Herausforderung.«
»Schwindle nicht.« Leiser Spott. »Ich hab’s verstanden.« Er richtete sich auf und fasste den oberen Rahmen, verstellte den Leuten im Flur den Blick auf Grace. Sie gehörte ihm. Er wollte sie nicht teilen. Nicht heute Abend. »Lass mich rein, du böses Mädchen.«
»Wenn du verstanden hast, was ich dir sagen wollte, dann weißt du sicher auch, dass ich sauer bin.«
Stark und schön war sie. »Dagegen kann ich etwas tun.« Er ließ den Balken los, wartete einen Augenblick, ob sie ängstlich reagierte, und strich ihr dann über die Wange. »Du musst die Tür nur ein wenig weiter öffnen.«
Grace erschauderte … und trat zurück. Cooper scherte es nicht mehr, was die Leute dachten, er trat ein und schloss die Tür hinter sich. Verstellte Grace aber nicht den Weg, sondern lehnte sich neben dem Bett an die Wand – der Wandschirm war zur Seite gerückt – und krümmte lockend den Zeigefinger. »Du willst es doch auch.«
Grace wurde nicht wütend, weil er sich so arrogant verhielt, sondern runzelte nur die Stirn und sah ihm kurz in die Augen. »Was ist los, Cooper?«, fragte sie, und er überlegte, wie er sich verraten hatte, was sie bemerkt hatte. »Es ist …«
Er ließ sie nicht weitersprechen, sondern zog schnell sein T-Shirt aus. Grace schnappte nach Luft, was ihm guttat, aber bei Weitem nicht ausreichte. Er brauchte mehr als das, denn die irrationalen Ängste hatten wunde Stellen in ihm hinterlassen, die bei jedem Atemzug schmerzten.
Er ließ das Hemd fallen und ging langsam auf sie zu, nahm sehr bewusst wahr, wie sie ihn anschaute, wie erregt sie war.
Gott sei Dank.
Das kam aus tiefstem Herzen,
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