Geheime Versuchung
und machte große Augen. »Meinst du das ernst? Ich war mir nicht sicher … nach allem … und habe dafür gesorgt, dass ich nicht zufällig schwanger wurde.«
Er legte die Hand an ihre Wange und schüttelte den Kopf. Ihre tiefe Liebe und Großzügigkeit beschämte ihn erneut. »Das kann man nicht vergleichen.« Das schmerzhafte Erlebnis mit Yelene, der Verlust des ungeborenen Kindes, weil sie aus Berechnung die eigene »genetische Linie reinhalten wollte«, hatte seine Augen nicht für die Tatsache verschlossen, dass Lara ihr Leben für den Schutz ihrer Kinder hingeben würde. »Ich will noch mehr Kinder haben, und zwar mit keiner anderen als mit dir.«
Es schimmerte feucht in ihren Augen, ihre Stimme zitterte. »Gestaltwandler sind nicht so fruchtbar wie Menschen oder Mediale, es kann also etwas dauern, obgleich ich hoffe, dass es schnell passiert.« Sie schlang die Arme um seinen Hals und ließ Küsse auf sein Gesicht regnen. Ihr Glück wärmte sie beide. »Marlee und Toby werden ganz wunderbare ältere Geschwister sein. Ich möchte nicht, dass der Abstand zu groß wird.«
Er hielt sie fest, hatte einen Kloß im Hals. Niemand hätte es ihr übelnehmen können, wenn sie Marlee und Toby in einem solchen Moment vergessen hätte, doch das hatte sie nicht. Lara besaß ein großes Herz.
Eine kalte Schnauze stupste sie an, dann drängte sich ein kleiner Körper zwischen sie. Ben freute sich mit ihnen, doch der neugierige Blick sagte deutlich, dass er nicht begriff, was gerade geschehen war. Lachend schloss Walker den Welpen mit in die Umarmung ein.
»Ja«, sagte Lara liebevoll. »Genau so einen will ich haben … mit den grünen Augen seines Vaters.«
7
Sobald sie wieder auf der Krankenstation war, sorgte Lara dafür, dass nichts mehr ihre Fruchtbarkeit behinderte. Jede Zelle ihres Körpers summte erwartungsvoll bei der Vorstellung, neues Leben in ihrem Schoß zu nähren, das der Liebe zu ihrem Gefährten entsprungen war. Heilerinnen waren nicht fruchtbarer als der Rest der Gattung, doch sie hoffte von ganzem Herzen, dass es bald so weit sein würde.
Doch selbst wenn es länger dauerte, war das nichts gegen die Tatsache, dass die schreckliche Wunde in Walkers Herzen vielleicht geheilt, aber zumindest nicht mehr hinderlich war. Langsam, Stück für Stück warf ihr faszinierender Gefährte die Reste von Silentium ab und zeigte ihr Teile von sich, die er begraben hatte, um zu überleben.
Er hatte über Ben gelacht, hatte sie lange zum Abschied geküsst. Ein seliges Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht.
»Mein Gott«, stöhnte Ava und ließ sich auf den Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtischs fallen. »Du bist so was von verliebt. Das ist dermaßen süß, dass ich davon Löcher in den Zähnen bekomme.«
Lara warf ihrer besten Freundin ein Kuscheltier an den Kopf, das ein Patient ihr geschenkt hatte. »Ich bin gerade erst seit Kurzem mit meinem Gefährten zusammen. Da darf man doch wohl noch verliebt sein.«
Seufzend fuhr sich Ava mit der Hand durch die dunklen schulterlangen Haare. »Stimmt, du bist noch keine zynische alte Matrone wie ich.«
»Oh, bitte. Hab ich dich nicht erst gestern Nachmittag ziemlich derangiert aus dem Büro kommen sehen, an der Seite eines gewissen Mr Stone, dessen Nacken ein verdächtiger roter Fleck zierte und dessen Hemd falsch geknöpft war?«
Ava lächelte unbeeindruckt. »He, wir haben ein Baby und einen Fünfeinhalbjährigen, der sich gerade in einer ziemlich neugierigen Phase befindet. Wir müssen kreativ sein.«
Da sie selbst Bens Neugierde vor erst einer Stunde zum Opfer gefallen war, lächelte Lara ebenfalls. »Da hast du aber Glück, einen solch kreativen Mann zu haben.«
Spencer »Spence« Stone war der Fotograf des Rudels – nicht nur zuständig für freudige Ereignisse, sondern auch für Fälle von Schmerz und Verlust. Er war auf dem Schlachtfeld gewesen, hatte die bislang einzigen Aufnahmen von Siennas X-Feuer gemacht und sie direkt in die Höhle übermittelt, bis die Flammen auch ihn erreicht hatten. Als ihm klar geworden war, dass sie ihn nicht verbrannten, hatte er die Kamera in die Höhe gehalten und ein Bild von der Feuersäule gemacht, die Hawke und Sienna umschlossen hatte.
»Ja.« Ava seufzte und richtete den Blick träumerisch in die Ferne. »In Bezug auf Kreativität hat der Mann einiges zu bieten.«
Ihre beste Freundin sprach sicherlich nicht von Spence’ Künsten als Fotograf. »Hat er schon jemals Aufnahmen gemacht, wenn ihr … du weißt
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