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Geheimes Verlangen

Geheimes Verlangen

Titel: Geheimes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Redfern
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und wartet darauf, dass er ihr seine Aufmerksamkeit wieder zuwendet, schurrt mit den nackten Füßen über die Bodendielen. Während sie so wartet, denkt sie, dass es in seinem Leben kaum ruhige Augenblicke gibt, dass sein Leben bis obenhin vollgestopft, jede Minute verplant ist. So stellt sie sich das Leben nicht vor. Wenn er anruft, ist sie fast immer zu Hause und hat Zeit, ungestört mit ihm zu sprechen. Sie führen zwei völlig verschiedene Leben. Anfangs hatte es sie noch gerührt, weil er besorgt schien, dass sie sich langweilen könne, weil er der Meinung war, dass sie häufiger Kulturveranstaltungen besuchen sollte, für die Eintritt verlangt wird und über die man sich hinterher unterhalten kann. Offenbar hatte er völlig vergessen, wer sie war, was sie war. Sie ist nicht gern Teil eines Auditoriums, das ist nicht ihr Stil: aber nicht nur das, sie beschäftigt sich pausenlos mit der Frage, was sie ihm bedeutet, welchen Platz sie in seinem Leben einnimmt. Ihre Geschichte kreist ständig um ihn. Freiheit, Normalität – wie absurd, so etwas zu erwarten, das wäre doch völlig gegen die Natur der Dinge. Deshalb ist sie zunächst vor allem belustigt, als er von Restaurants und Galeriebesuchen anfängt, von Spätvorstellungen im Kino, von Wochenenden auf dem Land. Sie entnimmt seinen Worten lediglich, wie er um die Frauen geworben hat, mit denen er es bisher zu tun gehabt hat, was in seinen Augen eine Beziehung ausmacht. Und sie ist gerührt und fühlt sich geschmeichelt, dass er auch jetzt wieder an diese Tradition anknüpfen möchte, falls sie ihn lässt.
    Trotzdem – etwas hat sich verändert. Zu oft hat sie inzwischen im Morgengrauen wachgelegen und nachgedacht, hat versucht, in den Sinn seiner Worte einzudringen. Mittlerweile denkt sie anders. Sie weiß jetzt, dass seine Unruhe nichts mit ihr zu tun hat, sondern nur mit ihm selbst. Der Käfig – die Wände ihres Hauses, die Wände ihrer Möse, der wackelige alte Rahmen ihres Herzens -, mehr darf sie ihm nicht geben; doch das scheint ihm plötzlich nicht mehr zu genügen.
    Sie sitzt auf ihrer Bank im Park, ihrem Lieblingsplatz. Der Blick schweift von hier aus über weites Grasland. Von hier aus kann sie Freund und Feind bereits von weitem sehen, lange, bevor etwaige Besucher auch nur in die Nähe des Hauses kommen. So bleibt ihr genügend Zeit, sich im Sitzen aufzurichten und zu winken, wenn sie sich über einen Besucher freut, oder aber ihren Hund mit einem Pfiff anzulocken und einfach zu verschwinden. Aus ihrer Sicht gehört diese Bank ihr ganz allein, deshalb empfindet sie es bereits als Akt der Großzügigkeit, wenn sie ein wenig beiseiterückt, damit sich eine Freundin oder Bekannte neben sie setzen kann. Neben ihr auf der Bank steht ihr Hund, der darauf bedacht ist, ihr seine Zuneigung nicht allzu stürmisch zu bekunden. Er hat die Ohren aufgestellt, steht still wie eine Statue, scheint sich seiner Wirkung bewusst, fast als ob er für Michelangelo posiert. Obwohl noch niemand das Thema direkt angesprochen hat, vermutet sie, dass es unter den Besuchern des Parks einige gibt, die missbilligend den Kopf schütteln, wenn sie einen Hund auf einer Parkbank stehen sehen.
    Gelegentlich stellt sie sich vor, wie sie auf der Bank sitzt und den Blick über das hügelige Gelände des Parks schweifen lässt. Dann erblickt sie in der Ferne seine vertraute Gestalt und sieht, wie er in dem sommerlichen Gras schnurstracks auf sie zugeht. Anfangs glaubt sie, dass sie ihn mit jemandem verwechselt. Doch er setzt seinen Weg unbeirrt fort und nimmt ganz entschieden Kurs auf sie. Dann wird ihr Hund auf die Erscheinung aufmerksam und blickt dem Ankömmling mit gespitzten Ohren entgegen. Während der Mann immer näher kommt, richtet sie sich im Sitzen zu voller Größe auf, verzieht das Gesicht und ist zu ungläubig, um zu winken. Ihr Herz beginnt heftig zu pochen. Wer ist das? fragt sie ihren Hund, wie sie es tut, wenn der Wagen draußen vor ihrem Haus vorfährt. Ihr Hund weiß nur zu gut, wen er vor sich hat. Er springt von der Bank und rast dem Mann mit fliegenden Ohren, lang gestrecktem Schwanz und flatternden Lefzen entgegen. Eigentlich kann ihr Hund diesen Besucher gar nicht leiden, würde am liebsten zuschnappen, wenn der Mann ihre Hand hält. Doch in diesem Augenblick geht es nur darum, einen Besitzanspruch geltend zu machen, damit kein anderer Hund dies tut, denn in dem Park sind Revierkämpfe an der Tagesordnung. Der Mann lässt sich durch den Hund, der in

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