Geheimes Verlangen
Ein Gefühl wie nichts und alles, als ob die Zeit stehengeblieben wäre.
Sie hebt und senkt sich, spürt, wie er sie aufspießt, flüstert ihm ihre Antwort ins Ohr. Er schlägt die Augen nieder, blind für die schwimmende Landschaft ringsum und lächelt bloß, während ihre Worte sich seinem Gedächtnis einprägen. Sie küsst die löwenartige Kurve seines Ohrs, taucht blitzschnell die Hand durch den Schaum in das Wasser, besorgt es ihm mit ein paar raschen Bewegungen.
Jetzt, im Park, hält sie sich die Hand vor das Gesicht und lässt nochmals das schon fast verflogene Apfelaroma auf sich wirken. Sie fühlt sich gereinigt, frisch geschält, innerlich erhitzt. Sie fragt sich, wie es ihm gerade gehen, wo er sich aufhalten mag. Schon seit einiger Zeit scheint er so schwer an seiner Panzerung, an seinen Ketten und Ängsten zu tragen, dass es ihm offenbar an Kraft fehlt, all das durch das lange Gras einer städtischen Grünanlage zu buckeln. Sie macht sich Sorgen, sinnlose Sorgen – es ändert ja ohnehin nichts. Ihr Hund hat den Kopf gesenkt und beobachtet etwas, das sich ihrem Blick entzieht.
E r knallt die Tür mit solcher Wucht hinter sich zu, dass an einigen Stellen die Farbe und der Putz von der Wand abplatzen. Sie tritt zurück, wirft ihm einen raschen Blick zu; er fasst sie an den Unterarmen und presst sie im Foyer gegen die Wand, während die Tür die beiden vor den Blicken etwaiger Passanten draußen auf der Straße schützt. Er drückt sie mit seinem ganzen Körpergewicht gegen die Wand, die Finger tief in das Fleisch ihrer Arme gegraben, küsst sie ungestüm, saugt leidenschaftlich an ihrer Lippe, stößt immer wieder mit den Zähnen gegen ihre Zähne. Sie erhebt fauchend Protest. Als sie versucht, ihren Kopf zur Seite zu biegen, zerkratzen ihr seine Bartstoppeln Wange und Kinn. Er verstärkt den Griff, mit dem er ihre Arme festhält, spürt, wie das Fleisch und die dünnen Muskeln nachgeben, mit der anderen Hand fasst er ihren Unterkiefer und bringt ihren Kopf so in Position, dass er ihr die Zunge in den Mund schieben kann. Sie schnappt nach Luft, tritt mit der Ferse gegen die Wand, versucht, ihn zu treten. Er bringt sich geschickt aus der Gefahrenzone, jedoch ohne sie freizugeben. »Untersteh dich«, sagt er warnend, und sie funkelt ihn wütend an. Auf ihren Wangen glühen rote Flecken, ihre Lippen glänzen, ihr Mund ist nichts als Verachtung. Er überlegt, ob er sie ohrfeigen soll, lässt es jedoch. Stattdessen zieht er sie von der Wand weg und schiebt sie die paar Schritte ins Schlafzimmer. Sie gerät ins Stolpern, aber er fängt sie auf. Sie soll genau das tun, was er will. »Hinlegen«, sagt er.
Sie verzieht wütend den Mund. »Nein.«
Er hält ihre Unterarme umklammert, kann jeden einzelnen Knochen spüren. »Zwing mich bitte nicht, dich zu Fall zu bringen.«
»Kann ich dir leider nicht ersparen«, keucht sie.
Mit einem Tritt holt er sie von den Füßen. Sie landet mit einem wütenden Schrei auf den Knien. Schon ist er über ihr und drückt sie zu Boden. Sie liegt auf dem Teppich, kämpft wie eine Katze, versucht, ihm die Augen auszukratzen. Nur mit äußerster Mühe gelingt es ihm, ihr die Beine auseinanderzudrücken. Beide keuchen. Sie fletscht die Zähne, als ob sie ihn zerfleischen möchte, bäumt sich – gewandt wie ein Aal, stärker, als er vermutet hat – unter seinem Gewicht auf. Er ist unvergleichlich kräftiger als sie, beide wissen, dass sie unmöglich gewinnen kann, trotzdem kämpft sie wie ein Puma, und er wagt es nicht, sie auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Als ihre Nägel sich in seinen Hals graben, scheint er einen Augenblick aufrichtig frustriert und wütend: Er ergreift ihre Handgelenke, reibt sie aneinander und sieht mit Befriedigung den Schmerz in ihrem Gesicht. »Das machst du kein zweites Mal«, zischt er, »sonst passiert was.«
»Fick dich«, erwidert sie.
Er starrt in ihre funkelnden Augen, mustert die wirren Haarsträhnen in ihrem Gesicht, ihre geöffneten und geschwollenen Lippen. Ihre Wimpern sind so dunkel wie die Flügel einer Krähe, ihre Augen von einem unbestimmten Blau. Wenn er allein zu Hause ist, hat er Schwierigkeiten, sich diese Details zu vergegenwärtigen. Doch jetzt fällt sein Blick unversehens auf ihre Brust, und er sieht, dass ein Knopf geöffnet, dass ein Dreieck milchig weißer Haut zu erkennen ist. Er hält die Luft an, und sie lässt ihn gewähren, liegt reglos zwischen seinen Schenkeln. In dem Augenblick, da sein Blick wieder auf
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