Geheimnis am Holunderweg
begann sich zu wundern, daß das Mädchen gar nicht wiederkam. Ob sie die Kinder vergessen hatte? Er ging aus dem Zimmer, um nachzuforschen. Am Ende des Flurs hörte er Stimmen und horchte.
„Ich weiß nicht, was ich von Marian denken soll”, schluchzte eine Frau. „Zuerst kommt ein Polizist, und nun fragen die Kinder nach ihr. Wo kann sie nur sein? Zwei Tage lang ist sie nicht zu Hause gewesen. Die Leute werden sagen, sie hat das Geld gestohlen. Aber das hat Marian bestimmt nicht getan.”
„Nein, niemals wäre sie dazu imstande, ihren geliebten Großvater zu bestehlen”, antwortete eine andere Frau. „Sie sollten der Polizei morgen melden, daß sie verschwunden ist. Das wäre das gescheiteste.”
„Aber wird man nicht glauben, sie sei mit dem gestohlenen Geld davongelaufen? Es wird in die Zeitung kommen. Ach, meine Marian ist doch ein gutes Mädchen und treu wie Gold!”
Dicki ging leise zum Wohnzimmer zurück. Das war ja eine Überraschung! Wo steckte Marian? Konnte sie das Geld gestohlen haben? Alle sprachen gut von ihr und doch – warum war sie fortgelaufen?
„Wir wollen gehen”, flüsterte Dicki den anderen Kindern zu. Dann wandte er sich an die alte Dame. „Seien Sie bitte so freundlich und sagen Sie dem Mädchen, daß wir nicht länger warten konnten.”
Die Dame versprach es auszurichten. Dicki bedankte sich höflich, und die Kinder verließen das Haus. Purzel, den sie draußen angebunden hatten, freute sich unbändig, als sie ihn wieder losmachten.
„Fragt jetzt nichts!” befahl Dicki leise. „Ich habe etwas Wichtiges erfahren.”
Die Kinder schwangen sich auf ihre Räder und fuhren schweigend davon. Als sie Marlow hinter sich gelassen hatten und auf einer einsamen Landstraße waren, stiegen sie ab und setzten sich in den Straßengraben. Gina, Betti, Rolf und Flipp waren sehr gespannt auf Dickis Neuigkeiten.
„Marian ist verschwunden”, erzählte er. „Ich hörte zufällig, wie ihre Mutter mit einer anderen Frau darüber sprach. Sie war schrecklich aufgeregt und fürchtete, man könnte Marian des Diebstahls verdächtigen. Was sagt ihr dazu?”
„Es sieht wirklich so aus, als hätte Marian das Geld gestohlen”, meinte Rolf. „Sie war jeden Tag bei ihrem Großvater und konnte ihm leicht das Geheimnis entlocken, wo er es versteckt hatte.”
„Ja, warum sollte sie auch sonst fortgelaufen sein?” sagte Dicki. „Nun, ohne sie kommen wir nicht weiter. Es gibt zwei wichtige Fragen, die wir nicht beantworten können: Warum ist Marian verschwunden, und warum sind die Möbel fortgeholt worden? Dies ist das sonderbarste Geheimnis, das mir vorgekommen ist.”
Flipp nickte. „Wir werden es wohl kaum aufklären.”
Enttäuscht und verwirrt fuhren die Spürnasen nach Peterswalde zurück. Die einfachste Erklärung war vielleicht die richtige: Marian hatte das Geld gestohlen und war damit geflohen. Aber wer hatte die Möbel fortgenommen? Auch Marian? Nein, das war doch sinnlos! Schließlich gaben die Kinder das Herumrätseln auf. „Das Geheimnis am Holunderweg wird wohl immer unaufgeklärt bleiben”, sagte Betti betrübt.
Ein unverhoffter Fund
Die Spürnasen gingen in Dickis Schuppen. Dicki war ungewöhnlich schweigsam.
„Was hast du denn?” fragte ihn Betti und schob ihre Hand durch seinen Arm.
„Das Geheimnis läßt mir keine Ruhe”, antwortete Dicki. „Ich kann einfach nicht glauben, daß Marian ihren Großvater bestohlen hat. Aber Wilfried scheint das Geld auch nicht genommen zu haben.”
„Vielleicht gibt es noch jemand anders – eine siebente verdächtige Person, von der wir nichts wissen”, meinte Rolf.
„Daran habe ich auch schon gedacht. Jemand könnte unbemerkt durch die Hintertür ins Holunderhaus gegangen sein. Monsieur Henri kann ja nur die Vordertür beobachten.”
„Ja, das ist wahr”, sagte Gina. „Sicher hat er auch nicht immerfort aus dem Fenster geguckt. Er könnte jemand verpaßt haben.”
„Auch möglich! Allerdings hat Herr Schauer nur unsere sechs verdächtigen Personen erwähnt. Monsieur Henri hat sich lange mit ihm unterhalten und glaubt bestimmt, daß sonst niemand im Haus gewesen ist.”
„Ach kommt, wir wollen etwas spielen!” rief Flipp, den das Hin- und Herreden langweilte.
„Spielt ihr nur, ich muß nachdenken”, erwiderte Dicki.
„Vielleicht haben wir ein winziges Indiz übersehen, das der Schlüssel zu dem Geheimnis ist.”
Flipp zuckte die Achseln. „Na, Marian ist jedenfalls fort – und das Geld auch.”
„Könnte es
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