Geheimnis der Leidenschaft
tröstende Gewicht der Halskette auf ihren Brüsten. Das Silber war wie eine Liebkosung, es gab die Wärme frei, die es von seinem Körper aufgenommen hatte.
Hilflos flüsterte sie seinen Namen.
Er küsste sie noch einmal. Dann hob er den Kopf und sah sie an.
»Meine Großmutter hat mir gesagt, dass ich eines Tages die richtige Frau finden würde, die diese Kette tragen wird«, sagte er. »Ich habe ihr nie geglaubt, bis ich dich an Turners Brunnen sah, das Lachen in den Augen und dem Wasser, das wie flüssiges Silber aus deinen Händen rann.«
Hope blinzelte, weil Tränen in ihren Augen brannten.
»Eines Tages vielleicht«, fuhr er fort und seine Lippen strichen über ihre, »wird deine Tochter diese Halskette tragen, und du wirst ihr von dem Mann erzählen, der sie dir geschenkt hat. Ich kann mir kein schöneres Geschenk vorstellen als dieses Silber, das gewärmt wird von einem Kind, das aus deinem Körper geboren wird.«
»Und was ist mit deinen Kindern?«, fragte sie, und ihr Hals war eng.
Sein sanftes Lächeln war wie ein Messer, das in ihrem Leib herumgedreht wurde.
Genauso schmerzlich war es auch für ihn.
»Einmal habe ich mir gewünscht, dass eine Frau mein Baby bekommen würde. Es war in der Stadt, ehe ich das akzeptiert hatte, wonach mein Großvater mir meinen Namen gegeben hat: Bruder des Windes. Die Frau liebte mich, aber sie war weiß und wollte keine gemischtrassigen Kinder haben.«
»Dann hat sie dich nicht geliebt«, erklärte Hope heftig.
Er schüttelte den Kopf. »Nein, Träumerin, sie war ganz einfach nur ehrlich. Ich bin ihr dafür immer dankbar gewesen. Eine andere Frau hätte mir das vielleicht erst gesagt, wenn wir bereits verheiratet gewesen wären. Einem meiner Cousins ist es so ergangen.«
»Ich bin nicht so«, erklärte Hope, und ihre Stimme zitterte. »Ich möchte ...«
Aber Rio sprach schon weiter, denn er wollte nicht hören, was sie zu sagen hatte, und seine Worte sanken wie Krallen tief in sie hinein und ließen ihre Seele bluten. »Ich werde nie wieder eine Frau bitten, mein Kind zu bekommen.«
Rios lebenslange Einsamkeit zu hören, zusammengefasst in seinen gnadenlosen Worten, brachte Hope beinahe um. Sie versuchte, etwas zu sagen, ihm zu sagen, dass sie sogar das Sonnental dafür aufgeben würde, wenn sie nur seine Liebe und seine Kinder haben könnte.
»Rio, ich ...«
»Lass nur, Träumerin«, flüsterte er an ihren Lippen. »Meine wunderschöne Träumerin. Akzeptiere es. Ich habe das auch getan.«
Mit gesenktem Kopf kämpfte sie gegen die Tränen an, die sie fast erstickten.
Und sie fragte sich, ob sie mittlerweile wohl Rios Baby in sich trug, ob sie, wenn er erst einmal weg war, die warme, silberne Halskette einem Kind geben könnte, das er nie kennen gelernt hatte.
Der Wind wehte heftiger durch den Canyon und überdeckte mit seinem Heulen die kleinen Geräusche, die aus Hopes Mund kamen, während sie um ihre Selbstkontrolle kämpfte. Rio strich langsam wieder und wieder über ihr Haar, und bei jeder Bewegung schimmerte das silberne Band um seinem Arm in einem überirdischen Licht. Doch noch viel strahlender als gehämmertes Silber waren die Sternschnuppen und die glitzernde, geisterhafte Milchstraße über ihnen.
Mason kam an das Lagerfeuer zurück und trug stolz seine neue Gürtelschnalle. Wenn er die Tränen auf Hopes Gesicht sah, so ließ er es sich nicht anmerken, und setzte sich ans Feuer.
Die Kojoten begannen ihr eigenes Lied zu singen. Uralte Harmonien schwangen mit einer unheimlichen Schönheit durch die Dunkelheit, die es einem leicht machte, an Geister und Götter zu glauben, die in der Nacht herumwandelten.
»Mein Zuni-Großvater hat Weihnachten geliebt«, sagte Rio leise.
Hope legte den Kopf an seine Schulter und betrachtete sein Profil vor dem Hintergrund der Sterne.
»Er hat mir gesagt, Weihnachten sei das einzige Fest, an dem sich die Weißaugen in ihren Familien versammelten und mit seelenvollen Stimmen von großen Mächten sangen. Er sagte, er könne fühlen, wie der Große Geist durch die Kirchen wehte, wie ein Regen bringender Wind, der den Staub des vergangenen Jahres hinwegfegt.«
»Warum ist er dann kein Christ geworden?«, fragte Hope leise.
»Das ist er.«
»Ich dachte, er sei Schamane gewesen.«
»Das war er.«
Sie sah Rio an. Lächelnd zog er sie noch näher zwischen seine Knie, strich mit den Lippen über ihr duftendes Haar und versuchte zu erklären.
»Mein Großvater hat gewusst, dass es andere Götter gibt, aber er war
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