Geheimnis der Leidenschaft
zwischen der Anrichte und dem Tisch hindurchlief, in Richtung auf die Hintertür.
Turner reagierte überraschend schnell und behände. Es gelang ihm zwar nicht, sie zu fassen, doch er hatte ihr den Weg abgeschnitten.
Sie wich vor ihm zurück. Er machte sich nicht die Mühe, ihr zu folgen. Er stand einfach nur da, die Beine gespreizt, und bewunderte ihr gerötetes Gesicht und ihr dunkles Haar. Dann lächelte er grausam.
»So ist es schon besser, Babypüppchen. Ich mag es, wenn ich für mein Geld eine gute Jagd bekomme.« Dann entdeckte er das Messer, das in ihrer Hand glänzte. »Lege es weg. Spaß ist Spaß, aber für Messer habe ich nichts übrig.«
»Dann verschwinde, zum Teufel, aus meiner Küche.«
Hopes Stimme klang kalt und leer wie der Wind, der mit anhaltendem Heulen um das Haus wehte.
Turner zögerte, doch dann lächelte er wieder, ein hässliches Lächeln. Mit knappen Bewegungen begann er, die Entfernung zwischen ihnen zu verringern. »Das wirst du nicht tun.«
Sie wartete ganz einfach, das Messer in der Hand. Sie würde das tun, was getan werden musste.
Sein Gesichtsausdruck sagte ihr, dass er das begriff.
»Die letzte Möglichkeit«, fuhr er sie an. »Lege es weg.«
Sie wartete und beobachtete ihn. Sie wusste ganz genau, wohin sie das Messer stoßen würde.
Er wusste es auch.
»Luder. Wenn ich dich erwische, dann wirst du bei Gott wünschen, du hättest nicht einmal im Traum daran gedacht!«
Das Heulen des Windes übertönte die schweren Schritte von Turners Stiefeln auf dem Fußboden, als er Hope immer näher kam.
17
»Ich würde wirklich gerne Zusehen, wie sie dich kastriert.«
Rios Stimme war kalt und tonlos, und so hart wie seine Blicke, mit denen er Turner betrachtete.
Die Unterbrechung kam so unerwartet, dass der Rancher einen Augenblick lang einfach nur dastand und Rio anstarrte. Dann schüttelte er den Kopf wie ein Hund, der aus dem eisigen Regen kommt.
Hope war so erleichtert, dass ihr ganz schwindlig wurde.
»Aber Hope ist nicht daran gewöhnt, Blut zu sehen«, meinte Rio gedehnt. »Ich schon. Ich möchte gern sehen, welche Farbe dein Blut hat, Turner. Ich wette, es ist gelb.«
Mit der geschmeidigen Bewegung eines Raubtieres glitt Rio auf Turner zu, jede Bewegung seines Körpers strahlte Kraft und Beherrschung aus.
Und Gewalttätigkeit.
Hope wich von Turner zurück, an Rio vorbei und ins Wohnzimmer.
»Geh raus«, forderte Rio sie ruhig auf. Er sah sie nicht an, beobachtete Turner mit einem Blick, der sowohl wild als auch äußerst kontrolliert war. »Es wird nur eine Minute dauern.«
Noch ehe sie antworten konnte, rannte Turner mit ausgebreiteten Armen in das Wohnzimmer, um sie beide umzureißen. Sie warf sich zur Seite, stolperte über die Couch. Das Messer fiel ihr aus der Hand, und die Klinge stieß tief in eines der Kissen.
Den Augenblick, in dem Rio wegen Hope abgelenkt war, nutzte Turner aus. Rio wurde von dem Angriff des Ranchers aus dem Gleichgewicht gebracht, und zusammen fielen sie auf den Boden.
Wie Turner es schon zuvor in so vielen Raufereien mit kleineren Männern getan hatte, so setzte er auch jetzt sein Ge-wicht und seine Muskelkraft ein, um seinen Gegner zu überwältigen. Er saß rittlings auf Rio, lächelte, als er seine große Faust ballte, um den Mann unter ihm zusammenzuschlagen.
Hope kam wieder hoch und sah sich verzweifelt nach dem Messer um. Sie entdeckte den Griff, packte ihn und wirbelte in dem Augenblick herum, in dem Turners Faust nach unten sauste. Mit einer schnellen Aufwärtsbewegung seines linken Armes stieß Rio den Arm zur Seite. Seine rechte Hand ballte sich zu einer Faust, bei der der mittlere Fingerknöchel hervorstand. Mit einer drehenden Bewegung zielte er genau auf Turners Herz.
Ehe der Rancher blass wurde vor Schmerz, der durch seinen ganzen Körper fuhr, landete Rios linke Handkante mit einer kurzen, schnellen Bewegung auf Turners dickem Nacken. Mit einem leisen Geräusch glitt der schwere Mann zur Seite und lag dann mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden des Wohnzimmers.
Rio kam mit einer geschmeidigen, katzenartigen Bewegung auf die Beine. »Hope? Ist mit dir alles in Ordnung?«
»Ich ... Rio?«, fragte sie, und ihre weit aufgerissenen Augen blickten ungläubig.
Der Kampf war so schnell verlaufen, dass sie Schwierigkeiten hatte, zu begreifen, dass bereits alles vorüber war. Rio hatte sich so schnell bewegt, und alles hatte nur wenige Sekunden gedauert, von dem Augenblick an, als Turner auf sie beide losgegangen war.
Weitere Kostenlose Bücher