Geheimnis der Leidenschaft
Selbst nach allem, was Mason ihr erzählt hatte, hatte sie nicht erwartet, dass Rio für den viel größeren Rancher so gefährlich werden konnte. Turner hatte den Ruf, ein brutaler Schläger zu sein, der auch mit den Stiefeln auf seine Gegner eintrat.
Rio nahm Hope das Messer aus der Hand und legte es auf den Couchtisch. Er kniete vor ihr und sah in ihr Gesicht, und seine blauen Augen waren so dunkel, dass sie beinahe schwarz aussahen.
»Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte er drängend. »Er hatte doch keine Zeit, dich zu verletzen, nicht wahr? Ich habe gesehen, wie er aus der Stadt rausgefahren ist. Er ist in Richtung des Sonnentales gefahren, nicht zu seiner Ranch, und ich bin so schnell hierher gekommen, wie ich konnte.«
Jetzt erst reagierte Hope, begann heftig zu zittern und Tränen rannen aus ihren Augen. Sie wurde blass, ihr Atem kam in kurzen, heftigen Stößen, die nicht genug Sauerstoff in ihre Lungen transportierten.
Rio entdeckte, dass sie aus einer Wunde an ihrer Lippe blutete, und wusste, dass Turner dafür verantwortlich war.
Hope sah, wie Rios Augen sich veränderten. Jetzt war seine Gewalttätigkeit nicht mehr unter Kontrolle. Mit einem unterdrückten Stöhnen wandte er sich zu dem Mann, der bewusstlos auf dem Boden lag.
»Nein«, sagte sie schnell, und ihre kalten Finger schlossen sich um Rios Arm. Die Härte seiner Muskeln erschreckte sie. Es war, als hätte sie einen stählernen Pfosten umfasst. »Er hat... nichts getan.«
Rio sah eindringlich in ihr Gesicht und hörte in ihren Worten die Wahrheit und die Verzweiflung. Ein Gefühl der Wildheit erfasste ihn, schnitt durch seinen Körper und ließ ihn bluten, so wie sie blutete.
»Hope«, sagte er leise.
Er sehnte sich schmerzlich danach, sie zu berühren, und wusste doch, dass er das nicht tun durfte. Wenn er sie berührte, würde er sie lieben, würde die Erinnerung an die Brutalität von ihren Lippen küssen, würde sie mit seinen Lippen und seiner Zunge liebkosen und mit seinem Körper, bis sie vor Ekstase zitterte und weinte, und nicht vor Angst.
Turners leises Stöhnen durchdrang das Heulen des Windes und war ohne Bedeutung.
Rio warf dem Mann einen hasserfüllten Blick zu. Dann schloss er die Augen und kämpfte dagegen an, seine langen
Finger um Turners Hals zu legen und zuzudrücken, bis nichts mehr übrig war von dem Rancher als ein Haufen kaltes Fleisch.
Noch nie zuvor war Rio so sehr in Versuchung, zu töten.
Er bewegte die Finger und kämpfte gegen das wilde Bedürfnis an, zu zerstören, dann wandte er sich ab von dem Mann, der Hope vergewaltigt hätte, wenn er nicht rechtzeitig gekommen wäre. Einige schreckliche Augenblicke lang war Rio nicht sicher, ob er Turner am Leben lassen konnte.
Noch nie zuvor war ihm die Selbstkontrolle so schwer gefallen, nicht einmal damals, als er noch jung war und so wild wie ein Wintersturm.
Hope flüsterte seinen Namen.
»Es ist schon gut.« Rio zwang sich, seine Stimme ruhig klingen und sich nichts von der Wildheit anmerken zu lassen, die sich in ihm angesammelt hatte und danach drängte, losgelassen zu werden. »Ich werde ihn nicht umbringen.«
Noch nicht, fügte er schweigend hinzu.
Hope sah ihn an und hörte auch das, was er nicht laut ausgesprochen hatte. »Nein, Rio, tu das nicht. Turner ist es nicht wert, dass du ins Gefängnis kommst.«
»Aber du schon.«
Noch ehe sie etwas sagen konnte, stöhnte Turner auf.
Rio bewegte sich mit erschreckender Geschwindigkeit. Seine Finger umklammerten den kräftigen Arm und mit einem ungeduldigen Ruck rollte er Turner auf den Rücken.
»Kannst du mich hören?«, fragte Rio gleichgültig.
Das Stöhnen Turners sagte Rio nichts Neues. Mit der Handfläche schlug er dem Mann ins Gesicht.
Turner riss die Augen auf. In dem Augenblick, in dem sein Blick sich so weit geklärt hatte, um Rio zu erkennen, versuchte er, auf ihn loszugehen.
Rio schlang die Hände oberhalb der Ellbogen um die Arme des Ranchers und nutzte die Bewegung des größeren Mannes,
um ihn auf die Füße zu reißen. Stahlharte Finger umklammerten Turners Arme wie Krallen.
Wogen des Schmerzes fuhren durch Turners Arme. Er sank in sich zusammen und wäre beinahe ohnmächtig geworden. Als er Rio dann wieder ansah, lag in seinem Blick Furcht anstatt Wut.
Rio sah die Veränderung und nickte. »Wir werden zu einem Einverständnis kommen, du und ich«, meinte er gedehnt, und seine Stimme klang sanft, während sein Blick die immerwährende Hölle versprach. Seine Finger gruben
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