Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)
daran, wie oft er davon geträumt hatte, endlich mit ihr allein zu sein – ein Traum, der zu spät Wirklichkeit geworden war.
»Darf ich Ihnen den Umhang abnehmen?«, erbot er sich und versuchte zu übersehen, wie herrlich der smaragdgrüne Samt den zarten Pfirsichteint ihrer Haut unterstrich.
Ihre schlanken Finger spielten unruhig mit dem seidenen Verschluss an ihrem Hals. »Nein, danke. Mir ist ein wenig kalt.« Sie hockte sich auf die Kante eines mit Mandarinseide bezogenen Stuhles und betrachtete besorgt das Paar fauchender Drachen, die das Kamingitter zierten.
»Keine Sorge. Die beißen nicht«, versicherte ihr Gabriel.
»Das ist tröstlich.« Sie schaute sich vorsichtig im Raum um, nahm die üppige Dekadenz wahr. »Ich dachte einen Moment, ich sei in einer Opiumhöhle gelandet.«
»Ich habe viele Laster, aber dem Mohnsaft bin ich nicht verfallen. Hätten Sie gern etwas zu trinken?«
Sie zog ihre Handschuhe aus und faltete ihre Hände im Schoß. »Ja, gerne. Danke.«
»Ich fürchte, alles, was ich Ihnen anbieten kann, ist Scotch. Wenn Sie wollen, kann ich auch die Dienerschaft wecken, um Ihnen einen Sherry zu holen.«
»Nein!« Sie milderte ihren entsetzten Aufschrei mit einem unsicheren Lächeln. »Ich würde sie nur ungern belästigen. Scotch ist genau das Richtige.«
Gabriel schenkte ihnen beiden ein Glas ein. Er beobachtete ihr Gesicht sorgsam, als sie den ersten Schluck nahm. Ihre Augen begannen zu tränen, und sie musste ein Husten unterdrücken. Es war, wie er es sich schon gedacht hatte: Wahrscheinlich war es das erste Mal, dass sie das Zeug probierte. Eigentlich hatte er damit gerechnet, sie würde das Glas höflich zur Seite stellen, aber stattdessen hob sie es erneut an die Lippen und leerte es in einem Zug.
Seine Augen wurden groß. Was auch immer zu sagen sie gekommen war, es schien, als müsste sie sich dafür erst Mut antrinken. »Möchten Sie noch ein Glas, oder soll ich einfach die ganze Flasche bringen?«
Sie winkte ab. Der Alkohol hatte ihre Wangen gerötet und ein gefährliches Glitzern in ihre Augen gezaubert. »Nein, danke. Ich denke, das wird reichen.«
Gabriel ließ sich auf dem Fußende des breiten Diwans nieder und schwenkte den Scotch in seinem Glas. Er war nicht in Stimmung für den Austausch nichtiger Höflichkeiten.
Nach einer unbehaglichen Pause platzte Cecily heraus: »Ich weiß, dass Ihnen mein Besuch befremdlich vorkommt, aber ich musste Sie sehen, ehe Sie morgen in See stechen.«
»Warum die plötzliche Eile? Sie hätten mich das ganze letzte Jahr über zu jeder Zeit sprechen können – indem Sie einfach nach Fairchild Park gefahren wären.«
Die Augen niederschlagend, spielte sie nervös mit ihren Handschuhen. »Ich war mir nicht sicher, ob ich willkommen gewesen wäre. Ich hätte Ihnen keinen Vorwurf daraus machen können, wenn Sie die Hunde auf mich gehetzt hätten.«
»Seien Sie nicht albern. Es wäre wesentlich einfacher gewesen, meinem Wildhüter zu befehlen, Sie zu erschießen.«
Sie warf ihm unter gesenkten Lidern einen Blick zu, als wolle sie sich vergewissern, dass er scherzte. Gabriel verzog keine Miene.
Sie atmete tief ein. »Ich bin heute Nacht hier, um Ihnen zu sagen, dass ich Ihren Antrag annehmen möchte.«
»Wie bitte?« Er lehnte sich vor, meinte, sich verhört zu haben.
»Sie haben mich einmal gebeten, Ihre Frau zu werden.« Sie reckte ihr Kinn und erwiderte seinen Blick geradeheraus. »Ich würde den Antrag gern annehmen.«
Er musterte sie eine Minute lang ungläubig, dann brach er in lautes Lachen aus. Das volle Gelächter brach sich unaufhaltsam Bahn, zwang ihn, aufzustehen und sich gegen das Kaminsims zu lehnen, um wieder zu Atem zu kommen. So hatte er nicht mehr gelacht, seit Samantha aus seinem Leben verschwunden war.
»Sie werden mir verzeihen müssen, Miss March«, keuchte er schließlich und wischte sich die tränenden Augen. »Ich hatte vergessen, was für einen köstlichen Sinn für Humor Sie haben.«
Sie erhob sich und stellte sich vor ihn. »Ich habe das nicht im Scherz gesagt.«
Abrupt wurde Gabriel nüchtern. Er stellte sein Scotchglas auf das Kaminsims. »Nun, das ist schade, nicht wahr, denn ich dachte, ich hätte Ihnen deutlich vor Augen geführt, dass Sie keinerlei Anrechte mehr auf mein Herz haben.«
»Ich glaube, Ihre genauen Worte lauteten: › Ich wusste noch nicht einmal, was Liebe ist, bis ich meine Samantha getroffen – und wieder verloren – habe .‹«
Er kniff die Augen zusammen, empfand beinahe Hass
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