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Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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sondern nur eine vorübergehende Beeinträchtigung.«
    In dem Augenblick war Gabriel fast dankbar, dass er ihre Augen nicht sehen konnte. Er hatte Angst, in ihren Tiefen das zu entdecken, was sie ihm bislang erspart hatte: ihr Mitleid. Ihr Lachen würde er jederzeit vorziehen.
    »Wissen Sie eigentlich, was das Beste daran sein wird, wenn ich mein Augenlicht wiedergewinne?«, fragte er sie leise.
    »Nein«, antwortete sie, und alle Beherztheit war aus ihrer Stimme verschwunden.
    Sich aufrichtend machte er einen Schritt auf sie zu, dann noch einen. Sie weigerte sich, vor ihm zurückzuweichen, bis er ihr fast auf die Füße trat. Die Luft bewegte sich, als sie schließlich nachgab. Er parierte ihre Bewegungen unbeholfen, bis sie schließlich genau umgekehrt dastanden, sie mit dem Rücken zur Tür, er vor ihr. »Manche meinen vielleicht, dass es die Freude sei zu sehen, wie die Sonne am Ende eines perfekten Sommertages an einem lavendelfarbenen Horizont untergeht.«
    Als er hörte, wie sie mit dem Rücken an die Tür stieß, stützte er sich mit einer Hand auf dem Holz oberhalb von ihrer Schulter ab. »Andere glauben, es sei die Betrachtung der seidigen Blütenblätter einer rubinroten Rose …« – sich vorbeugend, bis er ihren warmen Atem auf seinem Gesicht spürte, senkte er seine Stimme zu einer rauchigen Liebkosung – »oder einer schönen Frau zärtlich in die Augen zu blicken. Aber ich kann Ihnen versprechen, Miss Wickersham, dass all diese Vergnügen im Vergleich mit der reinen, unendlich großen Freude verblassen, Sie endlich los zu sein.«
    Er ließ seine Hand nach unten gleiten, bis er die Klinke fand, drückte sie nach unten und stieß die Tür auf, sodass sie rückwärts auf den Flur stolperte.
    »Stehen Sie noch auf der Türschwelle, Miss Wickersham?«
    »Wie bitte?«, fragte sie unverkennbar verwirrt.
    » Stehen Sie noch auf der Türschwelle?«
    » Nein.«
    »Gut.«
    Ohne viele Umstände zu machen, schlug ihr Gabriel die Tür einfach vor der Nase zu.
     
    Samantha durchquerte später am Tag gerade das Foyer, um Gabriels Bettwäsche von der Wäscherin zu holen, als sein rauchiger Bariton vom Treppenabsatz oben an ihr Ohr drang. »Sagen Sie, Beckwith, wie steht es eigentlich um Miss Wickershams Äußeres? Ich stoße an die Grenzen meiner Vorstellungskraft, wenn ich mir auszumalen versuche, wie eine derart lästige Person wohl aussieht. Alles, was ich im Geiste heraufbeschwöre, ist eine faltige alte Hexe, die sich schadenfroh feixend über einen dampfenden Kessel beugt.«
    Samantha blieb jäh stehen, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. Zitternd hob sie eine Hand an ihre schwere Brille, dann zu dem stumpfen rotbraunen Haar, das sie im Nacken zu einem strengen Knoten aufgesteckt hatte.
    Von einer plötzlichen Eingebung überkommen, ging sie zurück, bis Beckwith sie sehen konnte, legte einen Finger auf die Lippen und bat ihn stumm, ihre Anwesenheit nicht zu verraten. Gabriel lehnte an der Wand, die Arme vor der mächtigen Brust verschränkt.
    Der Butler zog sein Taschentuch hervor und betupfte sich die schweißnasse Stirn, sichtlich hin- und hergerissen zwischen Loyalität seinem Herrn gegenüber und dem Flehen in Samanthas Blick. »Wie Pflegerinnen eben so ausschauen, denke ich. Man könnte durchaus sagen, dass sie eher … unauffällig aussieht.«
    »Kommen Sie, Beckwith. Sicherlich können Sie das doch besser. Ist ihr Haar eisblond? Oder ein verblasstes Grau? Oder schwarz wie Ruß? Trägt sie es kurz geschnitten? Oder zu einer festen Zopfkrone auf dem Kopf zusammengesteckt? Ist sie so winzig und knochig, wie sie sich anhört?«
    Beckwith warf Samantha einen entsetzten Blick über das Treppengeländer hinweg zu. In Erwiderung darauf blies Samantha die Backen auf und malte um sich herum mit den Händen einen großen Kreis.
    »Oh nein, Mylord. Sie ist eine eher … schwere Frau.«
    Gabriel runzelte die Stirn. »Wie schwer?«
    »Oh, etwa …« Samantha hielt zweimal zehn Finger hoch. »Ungefähr tausend Pfund«, endete Beckwith.
    »Tausend Pfund! Gütiger Himmel, Mann, ich habe Ponys gesehen, die leichter waren.«
    Samantha verdrehte die Augen und versuchte es noch einmal.
    »Nicht tausend, Mylord«, verbesserte sich Beckwith, gebannt auf ihre sich rasch bewegenden Finger blickend, »sondern zweihundert.«
    Gabriel strich sich nachdenklich übers Kinn. »Das ist seltsam. Für eine so schwere Frau ist sie ziemlich leichtfüßig, finden Sie nicht auch? Als ich ihre Hand genommen habe, hätte ich schwören

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