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Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Wickersham«, sagte er laut und steckte einen Fuß unter der Decke hervor. »Ich glaube, meine Zehen werden kalt.«
    Er wackelte mit den betreffenden Gliedmaßen, erhielt jedoch keine Antwort.
    »Miss Wickersham?«
    Ein leises Schnarchen war die einzige Antwort, die zu hören war.
    Gabriel schlug die Decken zurück. Tag und Nacht den Invaliden zu spielen wurde mit der Zeit ausgesprochen langweilig. Er konnte es nicht fassen, wie standhaft seine Pflegerin war. Diese sture Person hätte schon vor Tagen ihre Kündigung einreichen müssen. Obwohl sie gutmütig auf all seine Wünsche einging, zeigte ihre eiserne Selbstbeherrschung nun doch allmählich Risse.
    Erst heute Nacht, nachdem er verlangt hatte, dass sie ihm zum dritten Mal die Kissen aufschüttelte, hatte er gespürt, wie sie so über ihn gebeugt dastand, das Kissen in der Hand, dass er nur eine einzige quengelnd hervorgebrachte Forderung davon entfernt war, erstickt zu werden.
    Er tastete sich an der Wand entlang, bis er den Salon erreicht hatte, der sich an sein Schlafzimmer anschloss. Das leise Schnarchen wies ihm den Weg zum Lehnstuhl, der vor dem Kamin stand. Von der kalten Luft her zu schließen, hatte sich Miss Wickersham nicht die Mühe gemacht, ein Feuer zu entzünden.
    Von Gewissensbissen geplagt, kniete sich Gabriel neben den Stuhl. Sicherlich hatte nur pure Erschöpfung seine unermüdliche Pflegerin so weit treiben können! Er wusste, er sollte sie wachrütteln, sollte verlangen, dass sie aufstand und das Fenster schloss oder ihm einen in Tücher gewickelten heißen Ziegelstein holte, um ihm die Zehen zu wärmen. Aber stattdessen ertappte er sich dabei, wie er eine Hand ausstreckte und mit den Fingerspitzen die flaumigen Haare über ihrer Stirn berührte. Sie waren weicher, als er angenommen hatte, glitten wie Seidenfäden durch seine Finger.
    Das Schnarchen hörte auf. Sie bewegte sich, und Gabriel wartete gespannt, dann aber wurde ihr Atem wieder tief und gleichmäßig.
    Seine Hand streifte das eiskalte Metall ihres Brillengestells. Beckwiths Behauptungen zum Trotz schienen sie auf einer für ein solches Gewicht zu kleinen Nase zu sitzen. Gabriel nahm sie vorsichtig ab und legte sie weg, wobei er sich versicherte, dass er das nur tat, um es ihr bequemer zu machen. Mit ihrem ungeschützten Gesicht stellte sie nun jedoch eine zu große Versuchung für ihn dar, um widerstehen zu können.
    Sie war schließlich selbst schuld, sagte er sich. Wenn sie Beckwith nicht dazu verleitet hätte, ihm diesen bösen Streich zu spielen, wäre seine Neugier, was ihr Aussehen anging, schließlich befriedigt.
    Gabriel ließ seine Fingerspitze über ihre Wange gleiten und stellte überrascht fest, wie weich und zart ihre Haut war. Sie musste viel jünger sein, als ihre schroffe Stimme ihn glauben gemacht hatte.
    Statt seine Neugier zu befriedigen, verstärkte diese Entdeckung sie nur noch. Warum ging wohl eine so junge Frau aus gutem Hause einer so undankbaren Beschäftigung nach? War sie das Opfer eines spielsüchtigen Vaters oder eines treulosen Liebhabers, der sie ruiniert und dann im Stich gelassen hatte? Wenn sie keine Anstellung als Gouvernante oder Näherin finden konnten, blieb solchen Frauen am Ende keine andere Wahl, als sich selbst auf der Straße zu verkaufen.
    Seine vorsichtige Erkundung erwies, dass ihr Gesicht weder lang noch irgendwie pferdeähnlich war. Zarte Knochen formten ein perfektes Herz, weit geschwungene Wangen, die sich zu einem zierlichen Kinn hin verjüngten, das im Übrigen nicht die geringsten Anzeichen einer Warze aufwies – ob nun behaart oder unbehaart. Gabriels Daumen glitt weiter, entdeckte etwas noch Weicheres, Zarteres.
    Als er über ihre vollen Lippen strich, schmiegte Miss Wickersham ihr Gesicht zufriedenen murmelnd und mit einem heiseren Seufzen in seine Hand.
    Gabriel erstarrte wie gelähmt von dem Blut, das jäh in seine Lenden schoss. Er hatte sich gerühmt, dass sein Blutfluss völlig in Ordnung sei, aber bis zu diesem Moment war ihm nicht klar gewesen, wie gut es darum in Wahrheit bestellt war. Es war so lange her, seit er die warme Haut einer Frau unter seinen Fingern gefühlt hatte, ihren Atem wie eine hauchzarte Liebkosung, wenn ihre Lippen sich einladend teilten. Vor Trafalgar hatte er fast ein Jahr auf hoher See verbracht, nur mit einem Packen abgegriffener Briefe und seinen Träumen von einer rosigen Zukunft, um ihn zu wärmen. Er hatte vergessen, wie mächtig das erste Aufflammen von Verlangen sein konnte. Und wie

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