Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
Vom Netzwerk:
Erschöpfung.
    In ihren Morgenrock schlüpfend, öffnete sie die Tür einen Spaltbreit.
    Obwohl Beckwith aussah, als hätte auch er eine ruhelose Nacht verbracht, blitzten seine rot geränderten Augen fröhlich. »Verzeihen Sie, wenn ich Sie stören muss, Miss, aber der Herr wünscht, Sie in der Bibliothek zu sehen. Wenn es Ihnen recht ist, natürlich nur.«
    Samantha zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Ob es ihr recht war oder nicht – um dergleichen hatte sich Gabriel bislang nicht auch nur einen Deut geschert. »Gut, Beckwith. Sagen Sie ihm, ich werde in Kürze unten sein.«
    Sie wusch und kleidete sich mit mehr Sorgfalt als gewöhnlich an, suchte in ihrer beschränkten Garderobe nach etwas, das weder grau noch braun oder schwarz war. Schließlich war sie gezwungen, sich mit einem Tageskleid mit hoch angesetzter Taille aus tiefblauem Samt zu begnügen. Dann wand sie sich ein passendes blaues Samtband durch den festen Haarknoten in ihrem Nacken. Erst als sie sich dabei ertappte, wie sie sich vorbeugte und in den Spiegel über dem Frisiertisch spähte, um eine lose Strähne zu einer Locke zu drehen, fiel ihr auf, wie albern sie sich benahm. Schließlich konnte Gabriel ihre Mühen kaum angemessen würdigen.
    Kopfschüttelnd eilte sie zur Tür, nur um fünf Sekunden später noch einmal zurückzulaufen und sich ein bisschen Zitronenduft hinter jedes Ohr und in die Kuhle an ihrem Halsansatz zu tupfen.
    Samantha blieb zögernd vor der Bibliothekstür stehen; in ihrem Magen war ein höchst seltsames Flattern zu spüren. Sie brauchte eine Minute, um das fremde Gefühl als Schüchternheit zu erkennen. Es war lächerlich, sagte sie sich. Sie und Gabriel hatten einen trunkenen Kuss geteilt, mehr nicht. Es war nicht so, dass sie jedes Mal, wenn sie seinen Mund betrachtete, daran denken musste, wie er sich auf dem ihren angefühlt hatte – die herrische Art und Weise, wie seine Lippen die ihren geformt hatten, die rauchige Hitze seiner plündernden Zunge …
    Die Uhr auf dem Treppenabsatz begann zehn zu schlagen und riss sie aus ihren Gedanken. Sich ihren Rock glatt streichend, klopfte Samantha kräftig an die Tür.
    »Herein!«
    Sie kam dem knappen Befehl nach, öffnete die Tür und fand Gabriel hinter dem Schreibtisch sitzend, genau wie gestern Nacht. Aber dieses Mal stand da kein leeres Glas, keine Flasche Scotch – und zum Glück lag auch keine tödlichere Waffe als ein Brieföffner vor ihm.
    »Guten Morgen, Mylord«, sagte sie und schlüpfte ins Zimmer. »Ich bin sehr dankbar zu entdecken, dass Sie noch unter den Lebenden weilen.«
    Gabriel rieb sich mit der Handwurzel die Stirn. »Ich wünschte bei Gott, dass es anders wäre. Dann würde wenigstens dieses grässliche Pochen in meinem Kopf aufhören.«
    Eine genauere Musterung ergab, dass die Ereignisse der letzten Nacht nicht spurlos an ihm vorübergegangen waren. Obwohl er sich umgezogen hatte, bedeckten goldblonde Bartstoppeln seine Wangen. Die Haut um seine Narbe sah gespannt und blass aus, und die Schatten unter seinen Augen waren tiefer als gewöhnlich.
    Seine lakonische Lässigkeit von gestern Nacht war verschwunden, geblieben war eine Steifheit, die weniger auf Formalität beruhte als auf den offensichtlich unangenehmen Nachwirkungen der Nacht, die ihn anscheinend besonders plagten, wann immer er seinen Kopf bewegte.
    »Bitte, nehmen Sie Platz.« Nachdem sie das getan hatte, fuhr er fort. »Es tut mir Leid, Sie so unvermittelt gerufen zu haben. Mir ist klar, dass ich Sie beim Packen gestört haben muss.«
    Verwundert öffnete sie den Mund, doch ehe sie noch irgendetwas sagen konnte, fuhr er fort; seine langen Finger spielten mit dem Messinggriff des Brieföffners. »Ich kann Ihnen keinen Vorwurf daraus machen, wenn Sie gehen wollen. Mein Verhalten letzte Nacht ist unverzeihlich. Ich würde gerne alles dem Alkohol zuschieben, aber ich fürchte, meine schlechte Laune und mangelnde Urteilsfähigkeit tragen ebenfalls Schuld daran. Wie auch immer es Ihnen vorgekommen sein mag, ich kann Ihnen jedenfalls versichern, dass ich es mir nicht zur Gewohnheit gemacht habe, dem weiblichen Personal meines Haushaltes meine Aufmerksamkeiten aufzudrängen.«
    Samantha verspürte ein seltsames Ziehen in der Nähe ihres Herzens. Sie hatte beinahe vergessen, dass das alles war, was sie ihm bedeutete – ein Mitglied seines Personals. »Sind Sie sich ganz sicher, Mylord? Ich glaube, ich habe Mrs. Philpot einen Zwischenfall mit einem gewissen jungen Stubenmädchen auf der Hintertreppe

Weitere Kostenlose Bücher