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Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Geheimnis der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Folterinstrument?«
    Mrs. Philpot richtete ihren Blick auf den fernen Horizont, und Beckwith trat näher zu ihr heran, wobei er ein plötzliches Interesse an seinen Schuhspitzen entwickelte.
    Von der unbehaglichen Stille der Dienstboten vorgewarnt, fragte Gabriel scharf: »Und, was zum Teufel, soll das nun sein?«
    Als niemand antwortete, ließ er sich auf ein Knie fallen und begann, mit den Händen das Ding abzutasten. Als seine suchenden Finger die Umrisse eines Eisenrades nachfuhren, dämmerte ihm langsam, worum es sich handelte.
    Er richtete sich auf, seine Bewegungen unnatürlich steif. »Ein Krankenstuhl auf Rädern. Ihr habt mir einen Stuhl für einen Krüppel gekauft.« Seine Stimme war leise und so gefährlich, dass sich Samantha die Nackenhaare aufstellten.
    Sein Vater strahlte immer noch. »Verflixt klug, nicht wahr? So musst du dir nicht länger Sorgen machen, über alles Mögliche zu stolpern oder gegen irgendwelche Sachen zu rennen. Du setzt dich einfach hinein, wirfst dir eine Decke über den Schoß, und irgendjemand kann dich dann dahin schieben, wo du gern möchtest. Jemand wie Beckwith oder auch deine Miss Wickersham hier.«
    Samantha spannte sich an, wartete auf den unvermeidlichen Ausbruch. Doch als Gabriel schließlich sprach, war seine sorgfältig beherrschte Stimme wesentlich vernichtender als jedes Brüllen. »Vielleicht ist es dir ja entgangen, Vater, aber ich besitze noch zwei vollkommen unversehrte Beine. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen willst, denke ich, werde ich sie gleich benutzen.«
    Mit einer knappen Verbeugung machte er auf dem Absatz kehrt und schritt in die entgegengesetzte Richtung vom Haus davon. Obwohl er noch nicht einmal seinen Gehstock als Hilfe hatte, brachte Samantha es nicht über sich, ihn noch weiter in Verlegenheit zu bringen, indem sie ihm nachging oder einen der Diener damit beauftragte. Selbst Sam wagte es nicht, seinem Herrn hinterherzujagen. Der kleine Collie ließ sich neben Samantha auf den Boden fallen, und sein betrübter Blick folgte Gabriel, bis er im Wald verschwunden war.
    Wie Beckwith ihr einmal warnend gesagt hatte, gab es Wege, die ein Mann alleine gehen musste.
     
    Samantha saß in dem kleinen Frühstückssalon, wo Beckwith sie bei ihrer Ankunft empfangen hatte, und lauschte dem Ticken der französischen Kaminuhr. Gabriels Verschwinden hatte ihr keine andere Wahl gelassen, als für seine Familie die Gastgeberin zu spielen. Sie hatte sich gerade lang genug entschuldigt, um sich das Haar zu richten und ein frisches Kleid anzuziehen – ein düsteres Etwas aus tief kastanienbraunem Bombasin ohne irgendwelchen modischen Schnickschnack, um die Strenge zu mildern.
    Die Marquise thronte ganz auf der Kante des Lehnstuhles, die Lippen missbilligend geschürzt und die behandschuhten Hände im Schoß gefaltet, während der Marquis zusammengesunken dasaß, derweil sein beträchtlicher Bauchumfang die Knöpfe seiner Paisley-Weste abzusprengen drohte. Valerie und Eugenia hockten dicht nebeneinander auf einem griechischen Sofa und schauten so unglücklich drein, dass Samantha fast Mitleid mit ihnen empfand. Honoria hatte auf einer Ottomane zu ihren Füßen Platz genommen und die Beine angezogen, sodass sie mehr wie eine Sieben- als wie eine Siebzehnjährige wirkte. Der unförmige Rollstuhl stand in der Ecke, sein finsterer Schatten schien sie alle zu verfluchen.
    Während das goldene Tageslicht verblasste und schließlich ganz schwand, brach nichts als ein gelegentliches Seufzen oder das gedämpfte Klirren einer Teetasse das quälende Schweigen.
    Samantha hob ihre Tasse an die Lippen und entdeckte, dass Gabriels Mutter sie offen anstarrte. »Was für eine Art Pflegerin sind Sie eigentlich, Miss Wickersham? Ich kann es einfach nicht fassen, dass Sie ihn so davon spazieren lassen, ohne wenigstens einen Diener hinter ihm herzuschicken. Was, wenn er in eine Schlucht gefallen ist und sich das Genick gebrochen hat?«
    Samantha stellte die Tasse auf die Untertasse zurück und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen – die Frau hatte ihre eigenen Befürchtungen in Worte gefasst. »Ich darf Ihnen versichern, Mylady, es besteht kein Grund zur Sorge. Ihr Sohn ist wesentlich selbstständiger, als man meinen würde.«
    »Aber es sind inzwischen fast drei Stunden. Warum ist er noch nicht zurück?«
    »Weil wir noch hier sind.« Bei der unwirschen Äußerung ihres Gatten drehte sich die Marquise um und bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. Er sank tiefer in seinen

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