Geheimnis des italienische Grafen
schlang sie wieder die Beine um seine Hüften und bewegte sich im selben Tempo. Endlich waren sie eins geworden, im Bann einer flammenden Leidenschaft, die sie sich viel zu lange versagt hatten.
Tief in ihrem Innern spürte sie, wie sich ein neuer Druck aufbaute. Sie konnte kaum noch atmen, nicht mehr klar denken.
Jetzt gab es nur noch Gefühle. Nur noch Marco. Schließlich löste sich der Druck auf, die wundervollen gleißenden Sterne regneten erneut auf sie herab. Rot und blau und grün, verbrannten sie alles außer einer wilden Ekstase.
„Thalia!“, stieß Marco hervor. Machtvoll spannte sich sein Körper über ihrem an. Er warf den Kopf in den Nacken, dann sank er neben ihr auf das Bett.
Erschöpft und beglückt streichelte sie seine glänzende Schulter, sein Haar. Die Augen fest geschlossen, erschauerte er, ergriff ihre Hand und küsste jede einzelne Fingerspitze.
„Grazie, cara mia“, flüsterte er.
„Nein“, erwiderte sie, „ich danke dir. “
Dann schmiegte sie sich an seine Brust, gab einer süßen Schwäche nach und schlummerte ein.
Während Thalia schlief, betrachtete Marco ihr Gesicht. Im Kerzenlicht glich es einem alten venezianischen Mosaik, das einen Engel darstellte. Friedlich und ruhig. Natürlich trügerisch, denn er wusste, dass sie keineswegs ruhig war, sondern eine Naturgewalt, die sich leidenschaftlich auf alles stürzte, woran sie glaubte.
An Thalia Chase gab es nichts Gekünsteltes, und das bewunderte er. Den Großteil seines Lebens hatte er mit Illusionen verbracht und sich hinter Masken oder kühlen Kalkulationen versteckt. Bei ihr wurden die Illusionen, die sich mit ihrer Dramatik verbanden, von vibrierendem, echtem Leben erfüllt.
Marco strich die zerzausten goldblonden Locken aus ihrer Stirn und ließ sie auf das weiche Kissen fallen. Leise seufzte sie im Schlaf und schmiegte sich enger an ihn. Beide vereint, gemeinsam gewappnet gegen die Welt da draußen …
Zärtlich küsste er ihre Wange und nahm sie etwas fester in die Arme. So warm und weich fühlte sich ihr Körper an seinem an, so vertrauensvoll erschien sie ihm in ihrem Schlummer. Und so wunderschön.
In dieser Nacht hatte er einen schweren Fehler begangen. Das wusste er. Statt Thalia zu schützen und sich von ihr fernzuhalten, statt zu beenden, was immer zwischen ihnen entstanden war, hatte er ihr die Unschuld geraubt.
Dadurch war alles noch komplizierter geworden. Und gefährlicher. Denn inzwischen war Thalia zu tief in seine Arbeit verstrickt, um sich jemals wieder ausschließen zu lassen.
Von dem Moment an, wo sie vor seiner Tür gestanden hatte – nein, von der ersten Begegnung in Sizilien an –, war die intime Vereinigung unausweichlich gewesen. So lange wie möglich hatte er versucht, die Sehnsucht unter Kontrolle zu halten. Aber in dieser Nacht waren die Schleusen geborsten. Untrennbar hatte er sein Leben mit ihrem verbunden.
Marco dachte an die Geschichten, die seine Mutter ihm erzählt hatte, als er ein kleiner Junge gewesen war. Die Contessa di Fabrizzi hatte die Begeisterung ihres Ehemanns für die Renaissance geteilt – für eine abwechslungsreiche Epoche voller Leidenschaften und Gefahren. Von den Medicis hatte sie berichtet, von mächtigen Heerführern und Päpsten, aber auch von Romeo und Julia. Nur aus der Ferne konnte er die goldene Pracht jener Zeit bewundern.
An diese Geschichten über eine freie, wahrhaftige, emotionale Lebensweise erinnerte ihn Thalia. Während er sie fasziniert musterte, bebten ihre Lider und hoben sich. Sekundenlang runzelte sie die Stirn und schien nicht zu wissen, wo sie sich befand. Doch dann lächelte sie und berührte seine Wange mit einer Fingerspitze.
„Also war es kein Traum“, wisperte sie.
Er umfasste ihr Handgelenk, küsste die Finger, die rosige Handfläche. Nach weißem Flieder duftete ihre Haut. Er nahm ihren kleinen Finger in den Mund und saugte daran, bis sie erschauerte.
„Nein“, bestätigte er und drücke ihre Hand an seine Wange. „Es sei denn, du willst es für einen Traum halten.“ Vielleicht würde sie es vorziehen, die Liebesnacht zu vergessen – bis sie heiraten und eine schicklichere Hochzeitsnacht genießen konnten.
„Niemals!“ Zärtlich küsste sie ihn. „Bis zu meinem letzten Atemzug werde ich an diese Nacht denken.“
„Ja, ich auch. Leider ist jetzt nicht mehr viel davon übrig.“
Thalia schaute zu der Uhr hinüber, die auf dem Kaminsims stand. Bald würde der Morgen grauen. Marco musste sie nach Hause bringen und
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