Geheimnis des italienische Grafen
der lüsterne Pharao, der mit Lady Riverton den Maskenball besucht hatte.
„Neulich hat’s geheißen, erst nächste Woche“, sagte der andere in mürrischem Ton. „Alles war vorbereitet. Wieso zerren Sie mich heute Nacht aus meinem warmen Bett?“
„Hört auf, wie zwei schmollende Küchenmägde zu jammern!“, schimpfte eine Frau. „Dass sich der Plan ändern könnte, habe ich euch erklärt. Ihr werdet gut bezahlt. Also erspart mir eure Klagen, verstanden?“
Lady Riverton. Bestürzt umklammerte Thalia den Becher noch fester. Natürlich, sie war es, die alles geplant hatte …
Die Stirn an Marcos verkrampfter Schulter, lauschte Thalia und hielt den Atem an, bis ihre Brust schmerzte. Vorsichtig, möglichst lautlos ließ sie die Luft aus ihren Lungen entweichen.
Marco kauerte unbewegt vor ihr. Hilflos mussten sie miterleben, wie die Viscountess und ihre Komplizen stritten und die Kisten aus der Höhle trugen.
Wann immer das Holz auf dem Steinboden scharrte, kostbarer Marmor, Keramik und Silber klirrten, hätte Thalia am liebsten geschrien. Ihre ganze Selbstkontrolle musste sie aufbieten, um nicht aus ihrem Versteck zu stürmen, um nicht mit beiden Fäusten auf die niederträchtige, habgierige Diebesbande einzuschlagen …
Doch sie durfte nichts dergleichen wagen, musste sich auf Marco verlassen. Wenn die Schurken sie ermordeten – was würde es den Kunstwerken nützen? Und was würden ihre Schwestern und ihr Vater erleiden?
O Gott, was habe ich getan?
„Geht nicht so achtlos mit diesen wertvollen Sachen um!“, fauchte Lady Riverton. „Unglaublich, wie schlampig ihr die Kisten aufeinandergestellt habt! Wenn auch nur ein einziges Stück zerbrochen ist, bekommt ihr keinen Penny. Das schwöre ich euch.“
„Von dir lasse ich mir nichts mehr gefallen!“, schrie der Pharao.
„Keinen Penny kriegt ihr, wenn … Lass mich los!“
Nun erklangen die unmissverständlichen Geräusche eines Gerangels, Stiefelsohlen schabten über den Felsenboden, Kleider zerrissen. Eine schallende Ohrfeige. Dann noch eine. Die groteske, melodramatische Szene veranlasste Thalia beinahe, in hysterisches Gelächter auszubrechen. Damit sie nicht die Beherrschung verlor, musste sie in ihre behandschuhten Finger beißen.
Ihr Ellbogen streifte die Kiste an ihrer Seite, wispernd berührten sich Wolle und Holz. Plötzlich wurde es totenstill in der Höhle.
„He, regt euch ab, ihr zwei!“, mahnte der Kumpan des Pharaos. „Habt ihr das gehört?“
Marcos Rücken spannte sich an. Ringsum schien die Luft zu knistern.
„Wahrscheinlich eine Fledermaus“, meinte der Pharao heiser.
War das Angst, die in seiner Stimme mitschwang? War es möglich, dass ein solches Raubein vor Fledermäusen erschrak?
„Ich hasse Fledermäuse“, murmelte er.
„Still!“, befahl Lady Riverton.
Schritte polterten, irgendetwas prallte gegen die Kiste, alle drei näherten sich dem Versteck. Blitzschnell fuhr Marco herum, riss Thalia in seine Arme und warf sie zu Boden. „Schließ die Augen“, flüsterte er.
Unfähig, zu denken oder zu atmen, gehorchte sie, kniff die Lider zusammen und klammerte sich an seine Schultern. Er riss ihre Jacke und das Hemd auf, entblößte ihren Busenansatz und presste seinen Kopf zwischen ihre Brüste, seine Hüften zwischen ihre Beine.
Für ein amouröses Geplänkel erschien ihr der Zeitpunkt ungeeignet. Aber ihr blieb nichts anderes übrig, sie musste mitspielen. Bevor sie ihre Finger in Marcos Haar schlang, schob sie den Silberbecher unter ihren Körper.
Ein kühler Luftzug wehte über ihr Gesicht, Fackelschein drang ins Dunkel, als Lady Riverton die Kisten beiseiterückte, die den improvisierten Schlupfwinkel gebildet hatten.
„Wenn das mein letztes Stündlein ist, dachte Thalia leicht benommen, ist es wenigstens ein erfreuliches. Marcos Lippen auf ihrer Haut, sein seidiges schwarzes Haar in ihren Händen – in diesem Moment könnte sie zufrieden sterben.
Beinahe.
„Sieh mal einer an!“, rief Lady Riverton belustigt. „Offenbar wird unser Versteck als gemütliches kleines Liebesnest benutzt. Wie charmant …“
Marco sprang auf, zog Thalia mit sich hoch und zerrte das Hemd vor ihren Brüsten zusammen. Mit diesen Gesten tarnte er geschickt den Glanz des Messers, das aus seinem Ärmel in seine Hand glitt.
Hinter Lady Riverton standen die beiden kräftig gebauten Männer. Im flackernden Fackellicht wirkten ihre Gesichter furchterregend.
Während Thalia ins Licht blinzelte, musste sie Scham und Verwirrung
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