Geheimnis des italienische Grafen
vieler Hinsicht gleichen wir uns. An seiner Seite werde ich mich nie langweilen, und wir werden unser Leben stets sinnvoll gestalten.“
„Darauf legen wir Chase-Musen großen Wert, nicht wahr? Auf einen tieferen Sinn in unserem Leben.“
„Allerdings. Und wir wünschen uns, dass andere Leute begreifen, wie gut und richtig unsere Handlungsweise ist?“
„Und dass sie tun, was wir ihnen sagen?“ Calliope schüttelte den Kopf. „Meine liebe Schwester, der Conte wird deine Befehle sicher nicht befolgen. Und du wirst ihm auch nicht gehorchen.“
„Also werden wir eine ähnliche Ehe führen wie du und Cameron?“, fragte Thalia belustigt.
„Nun, ab und zu ein Streit tut jeder Ehe gut, denn er reinigt die Atmosphäre. Und wenn der Conte dich so glücklich macht wie Cameron mich …“
„Dann würden sich meine sehnlichsten Wünsche erfüllen. Bist du mit der Verlobung einverstanden?“
„Ja. Wenn die Hochzeit erst stattfindet, nachdem Vater und Clio heimgekehrt sind.“
„Keinesfalls werde ich ohne die beiden heiraten.“
„Gut. Am besten lädst du den Conte ein, heute Abend mit uns zu dinieren, bevor die Gäste unserer Kartenparty erscheinen. Ich glaube, ich habe einiges mit ihm zu besprechen.“
„Oh, vielen Dank, Callie!“ Überschwänglich küsste Thalia ihre Schwester auf die Wange, dann ihre verwirrte Nichte. „Das wirst du nicht bereuen – und ganz sicher merken, wie wundervoll Marco ist.“
Über all die Hektik erbost, begann Psyche, zu wimmern und zu strampeln.
„Hoffentlich, meine Liebe“, seufzte Calliope. „Und wer weiß, vielleicht bekommst du bald eine eigene Psyche.“
Thalia starrte in das gerötete Babygesicht und erinnerte sich an die leidenschaftliche Liebesnacht in Marcos Schlafzimmer, an ihre Beine, um seine Hüften geschlungen, die drängenden Bewegungen ihrer Körper …
Zweifellos ein Grund mehr, um die falsche Verlobung in eine echte zu verwandeln! Würde ihr das gelingen? Dazu war sie fest entschlossen. Die alles entscheidende Frage lautete: Will er das auch?
„Nun, vorerst besser nicht“, murmelte sie.
„Heute bist du so still, cara mia “ , meinte Marco, als er Thalia an einem Fenstertisch des Café Mollands gegenübersaß.
Sie hörte auf, in ihrem Kuchen herumzustochern, und lächelte ihn an. „Mal ganz was anderes, nicht wahr?“
Lachend nickte er. Jetzt war er nicht mehr der kühne, ritterliche Beschützer, den sie letzte Nacht bewundert hatte, sondern wieder der amüsante, charmante Begleiter. „Aber ich weiß nicht, ob ich mit der richtigen Thalia zusammen bin – oder mit ihrer seltsam wortkargen Zwillingsschwester.“
„Tut mir leid. Ich habe nur über alles nachgedacht, was geschehen ist.“
„Ziemlich viel. Solche Abenteuer muss man erst einmal verkraften.“
„Was dir nicht schwerfallen dürfte. Dein Leben besteht doch nur aus Aufregungen! Versteckte Höhlen, Dolche, unvorhergesehene mitternächtliche Begegnungen …“
„Glaub mir, so etwas passiert mir nicht jede Nacht. Das würden meine Nerven nicht ertragen.“ Er hielt ihr seine leere Tasse hin, und sie schenkte ihm noch einmal Tee ein. „Den Großteil meiner Zeit verbringe ich wie ein Einsiedler in meiner Bibliothek und arbeite an meinen wissenschaftlichen Abhandlungen. Erst seit ich dich kenne, hat sich mein Leben zu einem Abenteuerroman entwickelt.“
„Erzähl mir von deinem Heim in Florenz“, bat sie, nahm einen Löffel und rührte in ihrem Tee.
Zwei Personen, die sie nie zuvor gesehen hatte, schlenderten draußen den Gehsteig entlang, am Fenster vorbei. Bei Thalias und Marcos Anblick grinsten sie, wie so viele Leute an diesem Tag. Offenbar hatte Lady Riverton innerhalb weniger Stunden alle Klatschbasen von Bath über die Verlobung informiert.
Seufzend ignorierte Thalia die neugierigen Gaffer. „Ist dein Haus sehr alt, Marco?“
„Nun, alt genug. Im vierzehnten Jahrhundert wurde es an der Via Larga errichtet und ein Jahrhundert später von einem Ahnherrn ausgebaut. Natürlich war er ein passionierter Kunstsammler. Allein schon für seine Skulpturen brauchte er drei große Höfe. Diese Höfe liebte meine Mutter. Sie fügte neue Brunnen hinzu – und unzählige Rosenbüsche, die im Sommer betörend duften.“
Die Augen geschlossen, malte sie sich die Szenerie aus. Vermutlich glich das Haus den schönen Villen, die sie auf ihren Reisen gesehen hatte. Ein cortile mit Marmorarkaden; in den Rundbögen marmorne Gemmenmedaillons, die auf klassische Statuen, Säulen, Ranken
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