Geheimnis des Verlangens
willst, um sie danach zu fragen, Stefan, dann werde ich mit dir gehen.«
»Ich weiß noch nicht einmal, ob sie nach Cardinia zurückgekehrt ist, aber wie dem auch sei, jemand anders kann sie befragen.«
Tanya war nur halbwegs besänftigt. Maximilian Daneff war es überhaupt nicht. »Attentäter?« wiederholte er und gewann Stefans Aufmerksamkeit zurück.
»Seit wir in Europa sind, hat es zwei Anschläge auf ihr Leben gegeben«, antwortete Stefan. Dann fügte er noch einige Worte hinzu, die unverkennbar ein Befehl waren: »Ich will nicht, dass so etwas noch einmal passiert, Max. Ich werde mich persönlich darum kümmern, aber ich glaube nicht, dass man Sandor etwas davon sagen sollte. Es geht ihm gesundheitlich besser, aber eine solche Aufregung könnte wieder einen neuen Rückfall verursachen.«
»Wieviel besser geht es ihm?« fragte Stefan argwöhnisch.
»Nun, mein Junge, davon will ich nichts hören. Ihr könnt wirklich nicht annehmen, Euer Vater hätte nur gespielt ...«
»Ach, hätte er nicht?«
Max grinste. »Nun, vielleicht schon. Aber wie die Dinge liegen, hat er es nicht getan. Eure Krönung war offiziell, und ich habe nur gesagt, dass es ihm besser geht, nicht dass er vollkommen wiederhergestellt ist. Die Ärzte jedoch haben die Hoffnung, dass er vielleicht noch ein paar Jahre vor sich hat, falls er sich aus dem Thronsaal fernhält. Nun, wenn ich jetzt Eure Verlobte willkommen heißen dürfte, die gewiss keine Vorstellung braucht.« Max drehte sich zu Tanya herum und verbeugte sich formell. Dann sagte er: »Ihr seid ein Abbild Eurer Mutter, Prinzessin Tatiana, bis auf Euer Haar, das ganz Janacek ist. Willkommen daheim.«
Sie würde nie begreifen, warum ihr plötzlich die Tränen in die Augen sprangen, aber sie taten es, vielleicht weil dieser Mann ihre Eltern gut gekannt hatte, weil er sie selbst als Baby gekannt hatte und ihr Dinge erzählen konnte, die nicht einmal Stefan wusste . Oder vielleicht war es auch einfach, weil >daheim< für sie in all den Jahren etwas so Unerreichbares, schwer Faßbares gewesen war, und jetzt hatte sie endlich das Gefühl, als sei sie wirklich nach Hause gekommen.
Beim ersten Zeichen von Tränen zog Stefan sie in seine Arme und grinste über ihren Kopf hinweg den Premierminister an. »Es war nichts, was Ihr gesagt habt, da bin ich ganz sicher, Max. Also macht nicht ein so betretenes Gesicht. Dieses Weib ist einfach gefühlsbetont und reizbar. Ihr würdet nicht glauben, was ich alles einstecken musste ...« An dieser Stelle bekam er einen Fausthieb in die Seite und ächzte. »Seht Ihr?«
»Du arroganter Teufel, du musste st nicht halb so viel einstecken wie ich. Du solltest zur Kenntnis nehmen ...«
»Benimm dich, Tanya, oder ich werde ernsthaft darüber nachdenken müssen, ob ich dich nicht wieder übers Knie legen sollte.«
»Den Teufel wirst du tun.«
»Nun, nun, Kinder.« Max kicherte, weil es so offensichtlich war, dass keiner von beiden wirklich wütend auf den anderen war. »Ich denke, es wird Sandor guttun zu sehen, wie hervorragend ihr beide miteinander auskommt.« Als er Tanyas erstaunten Blick bemerkte, erklärte er: »Wir haben uns Sorgen darüber gemacht, dass Stefan vielleicht...«
»Das reicht, Max«, unterbrach ihn Stefan, und es konnte keinen Zweifel darüber geben, dass er diesmal wirklich verärgert war.
Tanya sah zu ihm auf und lächelte. »Geheimnisse? Als ob ich nicht selbst erraten könnte, dass er gerade dabei war, mir zu erzählen, wie sehr du es gehasst hast, mich nach Hause holen zu müssen. Und dass , wenn es nach dir gegangen wäre, ich in Amerika geblieben und dort vermodert wäre. Ich habe dir immer wieder gesagt, dass ich nicht dumm bin, Stefan, aber du scheinst das immer wieder zu vergessen.«
»Das ist Ansichtssache, wenn du mich fragst.«
»Autsch.« Sie zog eine Grimasse.
»Also wirst du dich lange genug zusammennehmen, um meinen Vater zu treffen?«
»Wenn er dir halbwegs ähnlich ist, bin ich nicht einmal sicher, ob ich ihn überhaupt treffen will.«
»Hör auf zu schmollen, kleine Huri. Prinzessinnen geben würdevoll nach.«
»Tavernenweiber gehen einem dagegen immer gleich an die Kehle.«
Er errötete. Sie ebenfalls, als ihr klar wurde, dass niemand hier etwas über ihre Vergangenheit wusste . Aber Maximilian schenkte dieser Bemerkung keine Aufmerksamkeit, sondern nahm nur an, dass sie einander verspotteten. Eine Art privater Scherz vielleicht. Und er war so glücklich über Stefans Verwandlung, dass er ihnen kaum
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