Geheimnis des Verlangens
sein?«
»Nein, ich ... Na gut, vielleicht könnt Ihr mir doch helfen.«
Sie warf einen vielsagenden Blick auf den Sekretär, und Max entließ den Mann. Ihre eigenen Wachen waren diskret zurückgetreten. Es gab nicht viele Menschen, für die sie das tun würden. Ihr eigener Premierminister jedoch gehörte zufällig dazu.
»Nun, was kann ich für Euch tun?«
Tanya kam einfach ohne Umschweife zur Sache und fragte ihn. »Wißt Ihr, warum Stefan mein Anblick nicht gefällt?«
»Euer Anblick?«
»Ich habe ihm besser gefallen, als er noch geglaubt hat, ich sei alles andere als hübsch. Das habe ich niemals verstanden.«
Maximilian lächelte. »Ich könnte mir vorstellen, dass es denselben Grund hat wie seine Abneigung dagegen, Euch überhaupt nach Hause zu bringen.«
»Einfach, weil er mich nicht heiraten wollte?«
»Weil er sicher war, dass Ihr ihn nicht heiraten wollen würdet. Als er hier aufbrach, hat er nichts anderes erwartet, als dass Ihr eine Schönheit wäret. Wenn er Euch zuerst ganz anders gesehen hat, dann war er sicherlich ungeheuer erleichtert darüber.«
»Ich verstehe immer noch nicht.«
Maximilian runzelte die Stirn. »Hat Euch denn niemand gesagt, wie empfindlich er in Bezug auf seine Narben ist?«
»Schon wieder diese verdammten Narben?« schimpfte sie spöttisch. »Ja, ich glaube, man hat sie erwähnt, oder jedenfalls indirekt davon gesprochen. Aber was haben diese Narben mit meinem Aussehen zu tun?«
»Alles. Nachdem er sich diese Narben zugezogen hatte, hat Stefan es aufgegeben, schönen Frauen nachzustellen. Er hatte das Gefühl, sie könnten nicht hinter seine Entstellung sehen. Ich selbst habe es in überfüllten Räumen erlebt, wie einige Frauen sich von ihm abwandten in der Hoffnung, er würde sie anschließend nicht weiter beachten. Ich bin sicher, dass er noch schlimmere Erfahrungen gemacht hat. Aber die Wahrheit ist, er wollte Euch nicht heiraten, weil er sicher war, dass Ihr seine Narben genauso abstoßend finden würdet wie diese anderen eitlen Frauen.«
Tanya schüttelte verwirrt den Kopf. All diese Schwierigkeiten, die sie gehabt hatte. Wenigstens die Hälfte von Stefans Feindseligkeit, alles weil er gedacht hatte, sie würde seinen Anblick nicht mögen? Alicia hatte ihr dasselbe zu verstehen gegeben. Seine Männer hatten sich erkundigt, ob sie etwas gegen seine Narben hätte. Selbst Stefan hatte sie schließlich gefragt, ob sie darauf vorbereitet war, ihn zu nehmen wie er war, mit Narben und allem anderen. O Gott, was es für ihn bedeutet haben musste , sie das zu fragen. Und sie hatte ihm nicht einmal geantwortet. Warum hatte sie nur nicht gesehen, dass er sich selbst für so wenig attraktiv hielt? Weil sie ihn einfach nicht so gesehen hatte; Tatsache war, dass sie ihn viel zu attraktiv für ihr eigenes Seelenheil gefunden hatte. Aber dennoch hätte sie eigentlich begreifen sollen, wo das Problem lag.
»Und da erzähle ich Stefan dauernd, ich sei nicht dumm?« murmelte sie angewidert. »Er hat es die ganze Zeit über besser gewusst .«
Maximilian kicherte nur. »Ich habe von Anfang an gesehen, dass Ihr anders seid. Stefan muss ungeheuer erleichtert gewesen sein, als er das herausfand.«
»Stefan weiß es nicht. Aber wenn Ihr ihm eine Nachricht hinterlasst , dass er heute Nacht , bevor er sich zurückzieht, zu mir kommen soll, dann werde ich dafür sorgen, dass er es erfährt.«
»Wollt Ihr damit sagen, dass er immer noch glaubt...«
»Ich weiß nicht, was er glaubt. Das ist es ja, was ich herausfinden will.«
Es war kurz nach zehn Uhr, als Tanya das Klopfen an ihrer Tür hörte. Das Geräusch war so leise, dass s ie wusste , Stefan wollte sie nicht stören, falls sie schon eingeschlafen war. Früher war es seine Art gewesen, ihre Schlafzimmertür ohne vorheriges Anklopfen aufzureißen. Aber ihr König benahm sich in diesen Tagen sehr viel rücksichtsvoller.
Sie lächelte, als sie ihn hereinrief. Er Schloss die Tür hinter sich, bevor er sie in dem großen Zimmer entdeckte. Dann zuckte er sichtbar zusammen.
»Hast du mich eingeladen, um mich zu verführen?«
Tanya lachte, denn sie wusste genau, warum er das sagte und warum er in diesem argwöhnischen Ton sprach. Sie saß beim Feuer, in einen Sessel gekuschelt, ihr schwarzes Haar floß lose über ihre Schultern, und sie trug das weiße Negligé , das für ihre Hochzeitsnacht angefertigt worden war, aber sie hatte heute nacht eine bessere Verwendung dafür. Es war sehr tief ausgeschnitten und so dünn, dass es
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