Geheimnis des Verlangens
sich, als sie begriff, dass er ihr lediglich eine Lektion erteilte, wenn auch eine abscheuliche. Diese Erkenntnis war so demütigend, dass sich ihre Augen einen Moment lang schlössen, nur um auf der Stelle wieder aufgerissen zu werden, weil die Lektion noch nicht vorüber war. Seine Finger wölbten sich um ihre Brust, drückten sanft zu, während seine Hand unablässig darüberstrich. Und obwohl er wahrscheinlich nicht erwartete und auch nicht beabsichtigte, dass sie irgend etwas anderes als Scham bei dieser Lektion empfinden sollte, erweckte diese spezielle Liebkosung ein ganz anderes Gefühl in ihr.
Sie zerrte seine Finger von sich weg, dankbar dafür, dass er das zuließ, und schob seine Hand zur Seite. »Ich habe begriffen«, sagte sie bitter.
»Das glaube ich nicht.«
Seine Hand kam zurück, wanderte höher, um ihren Hals zu streicheln, dann wieder hinunter über beide Brüste und ihren Bauch und glitt schließlich langsam an ihrem Bein hinunter. Ihr Rock saß so stramm über ihren Schenkeln, dass sie dort nicht mehr als die leiseste Berührung seiner Hand hätte spüren sollen, aber seinen Fingern gelang es, sich auch um ihr Bein zu wölben, und sie hatte plötzlich das Gefühl, als existiere der Rock überhaupt nicht mehr — und dann kehrten seine Finger langsam wieder denselben Weg zurück.
Sie fing seine Hand auf und zog sie abermals von sich weg, aber schon war sie wieder da, zurück an ihren Brüsten. Und diesmal konnte sie sie nicht mehr wegziehen.
»Ich werde schreien«, versprach sie.
»Das wird Euch lediglich ein interessiertes Publikum eintragen.«
Sie hatte vollkommen vergessen, dass sie nicht allein hier draußen waren. So, wie die Dinge lagen, war wahrscheinlich schon der eine oder andere der Männer auf sie aufmerksam geworden. Wieder drückte seine Hand zu. »Na schön. Der Teufel soll Euch holen! Aber ich werde mich hinsetzen, so wie Ihr es wollt.«
»Eine weise Entscheidung, Prinzessin.«
Aber er nahm seine Hand nicht eher von ihrer Brust, als bis sie sich vollständig herumgedreht hatte und wieder auf seinem Schoß saß. Sie starrte zu ihm auf, unerträglich enttäuscht und wütend darüber, dass sie keine Chance gehabt hatte, wenigstens diese eine kleine Schlacht für sich zu entscheiden.
»Habe ich eigentlich schon gesagt, dass Ihr der reinste Satansbraten seid, Stefan?«
»Ja.«
»Und was ist mit Bastard?«
»Das auch.«
»Ihr wißt, dass ich Euch verachte?«
»Das war unvermeidlich.«
Sie sagte nichts mehr und starrte vor sich hin, auf die Straße, die sie im Augenblick entlangritten, wild entschlossen, ihn nicht noch einmal anzusehen. Aber seine letzte Bemerkung klang in ihren Gedanken noch nach. Während des ganzen langen Nachmittags zerbrach sie sich immer wieder den Kopf darüber: War es wirklich unvermeidlich? Sie selbst war sich da gar nicht so sicher. Aber warum war er davon so felsenfest überzeugt?
Kapitel 22
E s war schon fast dunkel, als Stefan sie von der Straße wegführte, um einen geeigneten Platz für ihr Nachtlager zu finden. Vor nicht allzulanger Zeit waren sie an einer anderen Plantage vorbeigekommen, wo sie vermutlich die Nacht hätten verbringen können. Aber keiner der Männer schlug auch nur vor, es zu versuchen. Tanya konnte daraus nur schließen, dass sie selbst der Grund dafür war, warum die Männer es vorzogen, ungemütlich im Freien zu kampieren. Sie trauten ihr einfach nicht, wenn andere Mensehen in der Nähe waren — genauer gesagt trauten sie ihr überhaupt nicht, wie sie herausfand, als sie darum bat, für ein paar Augenblicke allein in den Büschen verschwinden zu dürfen.
Zu den Dingen, die sie auf der Plantage erworben hatten, gehörte neben einer Reihe von Vorräten auch ein langes Seil. Wahrscheinlich Stefans Idee, denn er war nun derjenige, der das eine Ende um ihr Handgelenk band und das andere festhielt, bevor er ihr gestattete, sich aus seiner Sicht zu entfernen. Aber sie musste außerdem noch fortwährend reden, singen oder summen. Auf welche Weise sie sich bemerkbar machte, war ihm egal, solange er sie nur hören konnte. Das war ihrer Meinung nach ein bisschen dick aufgetragen, aber sie tat wie geheißen, denn sie war sich darüber im klaren, dass er sofort hinter ihr her ins Gebüsch stürzen würde, wenn sie es nicht tat.
Sie entschied sich dafür, einfach laut zu zählen, und war zurück, bevor sie auch nur bis fünfzig kam. Sie zog es nicht einmal in Erwägung, das Seil von ihrem Handgelenk abzuschneiden, obwohl sie
Weitere Kostenlose Bücher