Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
fertig, ihr das Seil mehrmals um beide Handgelenke zu schlingen, bevor er ein paar Knoten festzurrte, die er am nächsten Morgen nicht einmal selbst würde lösen können. Als das getan war, machte er sich daran, das andere Ende des Seils ein halbes dutzendmal um seine Taille zu winden.
    Das hatte Tanya nicht erwartet, aber noch war nicht alles verloren. Das Seil zwischen ihren Händen und seiner Brust war noch ungefähr einen Fuß lang, mehr als genug für sie, um die Knie zu heben und ihren Stiefel zu erreichen, ohne Stefan dabei zu berühren. Aber die Tatsache, dass sie an Stefans Körper festgebunden war, zwang sie dazu, ihm ins Gesicht zu sehen, genauso wie er sie ansehen musste . Falls er sich im Schlaf umdrehen sollte, würde er also unweigerlich ihre Hände mit sich ziehen. Na schön. In dem Fall musste sie ihn einfach nur wieder zurückziehen — oder weg sein, bevor es passierte. Sie legte sich hin, da auch Stefan das tat, und augenblicklich entdeckte sie die Nachteile dieses Arrangements. Es war nicht besonders bequem, auf der Seite zu liegen, ohne wenigstens einen Arm frei zu haben, um ihren Kopf abzustützen. Und falls sie wirklich vorgehabt hätte einzuschlafen, wäre es ihr nahezu unmöglich gewesen, solange Stefan ihr so nah war und sie beobachtete. Und er beobachtete sie wirklich. Das Glühen war längst wieder aus seinen Augen gewichen. Jetzt, nachdem auch der Schein des Feuer nicht mehr über ihnen schwelte, waren sie nur noch dunkel überschattet. Sie konnte seine Gesichtszüge noch immer klar erkennen, aber unglücklicherweise nichts von seinen Gedanken und seiner Stimmung. Dennoch wurde sie das Gefühl nicht los, dass er etwas sagen wollte — oder dass er darauf wartete, dass sie etwas sagte. Die Art, wie sie hier nebeneinander lagen, hatte schließlich etwas sehr Intimes. Es war so behaglich, fast vertraulich, und offensichtlich war keiner von ihnen im Augenblick auch nur im geringsten schläfrig.
    Sie wollte ihn auf die Probe stellen und fragte: »Wann endlich werdet Ihr Euch zu dem wahren Grund bekennen, warum ich hier bin?«
    »Wann endlich werdet Ihr akzeptieren, dass Ihr eine königliche Prinzessin seid?«
    Ein Unentschieden also. »Gute Nacht, Stefan.«
    »Würdet Ihr gern etwas über die Geschichte Eurer Familie wissen?« erkundigte er sich sanft.
    Sie Schloss ihre Augen vor der Versuchung, daran zu glauben, dass er wirklich etwas über ihre wahre Familie wissen könnte. Aber natürlich wusste er nichts. Alles, was er ihr erzählen würde, wäre lediglich ein Erzeugnis seiner Phantasie und zu seinem eigenen Nutzen.
    »Macht Euch keine Mühe«, sagte sie, und in ihrer Stimme schwang nur eine Spur von Bitterkeit mit. Dann fügte sie hinzu: »Iris hat sich immer Geschichten für mich ausgedacht, wenn sie mich ins Bett brachte. Aber Dobbs hat ihr das abgewöhnt, als er es eines Tages herausfand. Er wollte nicht, dass ich sanft und mit Flausen im Kopf aufwachse.«
    »Also seid Ihr hart aufgewachsen und ...?«
    »Nüchtern.«
    »Ich würde eher sagen, skeptisch.«
    »Das auch.«
    »Und mißtrauisch?«
    »Ich habe nie darüber nachgedacht, aber ich nehme an, so ist es«, sagte sie. »Und was ist mit Euch?«
    »Arrogant«, sagte er ohne das leiseste Zögern.
    Jetzt sah sie ihn voll an und lächelte. »Ihr gebt es zu?«
    »Ich bin mir meiner Fehler wohl bewußt, kleine Tanya.«
    »Habt Ihr denn so viele?«
    »Meint Ihr das nicht selbst?«
    »Oh, ich weiß nicht. Ich nehme an ... Aber ich glaube, ich gewöhne mich langsam an einige von ihnen. Euer Temperament, zum Beispiel.«
    Also, warum hatte sie das jetzt gesagt? Diese Erwähnung seines Temperaments konnte sie doch beide nur auf den Gedanken bringen, sich zu lieben, und seine Hände waren nicht gefesselt. Und sie befand sich in seiner Reichweite. Gott, was für ein reizvoller Gedanke!
    »Gute Nacht, Tanya.«
    Sein barscher Tonfall machte ihr absolut klar, dass er nicht daran erinnert werden wollte. Tanya Schloss wieder ihre Augen und seufzte innerlich.
    Leb wohl, Stefan.

Kapitel 23

    S o gern Tanya es auch getan hätte, sie konnte nicht geradewegs nach Natchez reiten. Ihre Fähigkeiten als Reiterin waren nicht gut genug, um sicherzustellen, dass sie bei einer Verfolgungsjagd auf direktem Wege ihren Vorsprung halten konnte. Genaugenommen hatte sie das Pferd, das sie sich auserkoren hatte, in den ersten beiden Tagen fast ein halbes dutzendmal abgeworfen, während sie sich bemüht hatte, mit dem Tier Bekanntschaft zu schließen. Ihre höchst

Weitere Kostenlose Bücher