Geheimnis des Verlangens
Hand, um gegenüber an die Wand zu prallen. »Ich mag zwar auf dem Fußboden liegen, aber falls es mir je gelungen ist, dort zu schlafen, so erinnere ich mich jedenfalls nicht daran.«
»Ist das der Grund, warum Ihr heute nacht das Bett wollt?«
Stefan richtete sich so plötzlich auf, dass ihm fast schwarz vor Augen wurde. Ein scharfer Schmerz schoß durch seinen Kopf, und er fiel auf das Bett zurück. Und er war sich nicht bewußt, dass er seinen anderen Schuh noch festhielt, als er die Hände hob, um sie noch einmal gegen seine Schläfen zu pressen. Aber wie dem auch sei, der Schuh wurde ihm geschickt aus den Fingern gezogen.
»Um Himmels willen, was kommt als nächstes?« rief sie aus. »Ihr hättet Euch nicht so schnell bewegen dürfen, Stefan.«
Er hätte gelacht, wenn es nicht so weh getan hätte, und er konnte sich gerade noch rechtzeitig davon abhalten zu sagen: »Keine albernen Scherze bitte«, weil es ihm schließlich aufging, was dieser ganze Unsinn zu bedeuten hatte. Dieses verdammte Weib machte sich wirklich über ihn lustig. Sie hätte ihm sagen sollen, dass er sich verdammt noch mal aus ihrem Bett scheren solle, nachdem er es mit seinem eigenen verwechselt hatte. Aber nein, das war nicht die Art, wie man mit einem Betrunkenen umging. Was hätte er denn ihrer Meinung nach getan, wenn sie ihm widersprochen hätte? Aber auch darauf kannte er die Antwort. Dasselbe, was er vorher schon getan hatte, wenn er in seinem Zorn die Kontrolle über sich verlor.
Einen Augenblick lang fragte er sich, wie weit sie wohl gehen würde, damit er ein glücklicher Trunkenbold blieb. Wie günstig für sie, dass er zu müde und zu betrunken war, um dieser Frage erschöpfend nachzugehen. Aber noch schlief er ja nicht.
Er öffnete die Augen, nur um zu sehen, dass sie auf ihn hinabstarrte. Sie versteifte sich und brachte ihm damit zu Bewusstsein , dass ihre Oberschenkel das weiche Kissen waren, auf dem sein Kopf ruhte. Und er bemerkte außerdem, dass er sie damit überrascht hatte, nicht besinnungslos zu sein, wie sie aus seinem fortgesetzten Schweigen geschlossen hatte.
»Da Ihr nun schon mal hier seid, Stefan, gibt es keinen Grund, warum Ihr nicht liegenbleiben solltet. Ich kann durchaus eine Nacht auf dem Fußboden schlafen.«
»Das ist zwar sehr großzügig, aber da wir schon mal von Gründen sprechen, mir fällt kein einziger ein, warum wir das Bett nicht einfach teilen können — nur für eine Nacht.«
»Mir fallen mehrere ein ...«
»Nein.«
»Ich werde einfach ...«
»Seid still, Tanya. Mein Kopf hat gerade aufgehört, weh zu tun. Also macht bitte keine plötzlichen Bewegungen, sonst fängt es gleich wieder an.«
Er war sich nicht sicher, aber sie schien die Zähne zusammenzubeißen, bevor sie vorschlug: »Wäre es nicht bequemer für Euch, wenn Ihr auch Eure Füße aufs Bett legtet und Euch richtig ausstrecken könntet?«
Falls sie die Vorstellung hatte, dass er auf diese Weise ihre Oberschenkel freigeben würde, dann musste er sie enttäuschen. »Danke für den guten Rat«, sagte er und rollte zur Seite, wobei er die Beine anzog, damit sie nicht über die Bettkante hinaushingen. Dann legte er einen Arm um ihre Beine. Sein Kopf blieb auf ihrem Schenkel liegen, und wenn es auch ziemlich unbequem war, er würde es erdulden, nur um ihr einen Strich durch die Rechnung zu machen.
»Stefan«, stieß sie hervor.
»Seht«, brummte er, »fangt jetzt nicht an herumzumek-kern, wo Ihr bisher so wunderbar liebenswürdig gewesen seid — und ich schon beinahe schlafe.«
Ihr Seufzer war laut und deutlich, als sie sich auf ihr Kissen zurücksinken ließ. Es wäre ein großartiger Fall von ausgleichender Gerechtigkeit, wenn sie in dieser Nacht keinen Schlaf mehr bekäme, und auch ein kleiner Ausgleich für die Tatsache, dass er sie nun endlich dort hatte, wo er sie haben wollte, aber nicht in der Verfassung war, es zu genießen. Im Augenblick störte es ihn nicht einmal.
Kapitel 28
T anya erwachte von dem Druck seiner Lippen, die sich mit aufreizender Sanftheit über die ihren bewegten. Sie brauchte sich nicht erst zu fragen, wer sie küßte. Sie fragte sich allerdings, ob Stefan wach war und wusste , was er tat, oder ob er lediglich im Schlaf auf den warmen Körper neben sich reagierte. Und wenn er nicht wach und bei klarem Verstand war, sollte sie ihn dann aufhalten und damit riskieren, ihn zu wecken?
Vernünftige Fragen, gewiss . Aber sie ließen etwas Wesentliches außer acht, nämlich die Tatsache, dass sie
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