Geheimnis einer Wuestennacht
für sie die atemberaubendste und wundervollste Erfahrung ihres Lebens bedeutete, war es gleichzeitig eine Nacht mit einem arroganten Fremden gewesen, einem offensichtlich routinierten, fantastischen Liebhaber ⦠aber war sie auch den Preis wert, den Annalisa jetzt dafür zahlen musste?
Unwillkürlich legte sie ihre Hand wie schützend über den immer noch flachen Bauch. Natürlich hatte sie davon geträumt, eines Tages den Mann ihres Lebens zu finden und mit ihm Kinder zu bekommen. Doch auch wenn sie keine typische Qusanerin im traditionellen Sinne war, als alleinerziehende Singlemutter hatte sich Annalisa nie gesehen.
Mehr denn je spürte sie den Verlust ihrer geliebten Eltern und des GroÃvaters. Ihre Cousins waren nett und um sie bemüht, aber schwer geschockt über die unerwartete Veränderung in ihrem Leben.
Unwillkürlich schüttelte Annalisa den Kopf, während sie von widerstreitenden Emotionen überrollt wurde. Gleich darauf wurde ihr schwindelig. Kraftlos lehnte sie sich gegen die raue Mauer neben ihr und versuchte, die aufsteigende Ãbelkeit im Zaum zu halten.
Alles wird gut werden! hämmerte sie sich ein. Du bist nicht die erste Frau, die allein ein Kind bekommen und aufziehen muss.
âKann ich Ihnen helfen, meine Liebe?â Die freundliche Stimme einer Frau lieà sie aufschauen. Nur wenige Meter von ihr entfernt hatte eine elegante silberne Limousine angehalten, offenbar bereit, durch das sich automatisch öffnende Eisentor zu fahren. Auf dem Rücksitz sah sie durch die offene Seitenscheibe eine ältere Dame sitzen. Das dunkle Haar war in einem klassischen aber sehr schicken Stil frisiert, ihre Augen blickten freundlich besorgt drein, und um den Hals trug sie ein Vermögen in Form eines exquisiten Perlenkolliers.
Hastig richtete Annalisa sich auf. âDanke, nein â¦â Dass eine Fremde unfreiwillige Zeugin ihres privaten Kummers wurde, war ihr schrecklich unangenehm. âEs ⦠es geht mir gut.â
Die Frau musterte sie mit scharfem Blick. âVerzeihen Sie, ich möchte wirklich nicht aufdringlich sein, aber das sieht mir gar nicht so aus. Sie sind sehr blass. Waren Sie gerade auf dem Weg zum Palast? Haben Sie dort einen Termin?â
Bei der Erwähnung des Palastes weiteten sich Annalisas Augen erschreckt. Sie war so in Gedanken gewesen, dass sie kaum wahrgenommen hatte, wo sie sich befand. Wenn sie jetzt zur Seite schaute, konnte sie durch die weit geöffneten Gittertore den prachtvollen Garten und dahinter das schillernde Dach des Prunkbaus sehen.
Ihr Magen revoltierte, und Annalisa fragte sich, ob sie vielleicht instinktiv diesen Weg eingeschlagen hatte, um Tahir über die Konsequenzen ihrer Liebesnacht zu unterrichten, worauf er ja bei seinem Abschied so nachdrücklich bestanden hatte? Wie groà mochte die Chance sein, dass er sich momentan hier im Palast aufhielt? Hatte er nicht von einem Ereignis erzählt, das er durch seinen Unfall verpasst hatte? Immerhin war es mehr als einen Monat her, dass sie beide â¦
Abrupt wandte Annalisa den Kopf zur Seite.
Wenn du schwanger wirst, möchte ich davon wissen. Versprochen?
Seine dunkle Stimme war so real, dass sie schauderte und wie schützend die Arme um ihren Oberkörper schlang.
âSind Sie hergekommen, um jemand aus dem Palast zu sehen?â
âNein!â, das kam wie aus der Pistole geschossen. Doch gleich darauf lächelte Annalisa die freundliche Fremde entschuldigend an. Sie musste es ihm sagen, auch wenn sie fast sicher war, dass er einen Schwangerschaftsabbruch von ihr verlangen würde. Aber glücklicherweise konnte niemand auf der Welt sie zu einem derart drastischen Schritt zwingen. Und Tatsache war, dass selbst einem widerwilligen Vater das Recht zustand, zu erfahren, dass er ein Kind gezeugt hatte.
Wichtig war allein, dass sie dieses Kind von ganzem Herzen wollte â¦
Diese Sicherheit stärkte sie und gab Annalisa ihre Kraft und ihr Selbstbewusstsein zurück. Auch wenn sie ihre Schwangerschaft gerade erst bestätigt bekommen hatte, zauberte die Gewissheit ein weiches Lächeln auf ihre blassen Lippen.
âObwohl â¦â Unsicher schaute sie zu der Frau im Wagen hinüber, die immer noch geduldig auf eine Antwort von ihr wartete. Nach wem sollte sie überhaupt fragen? War Tahir Diplomat? Oder ein Freund der königlichen Familie? Irgendwie stand er jedenfalls mit dem König in Verbindung. Vielleicht
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