Geheimnis einer Wuestennacht
der Mätresse seines Vaters im Bett überrascht wurde, hatte er sich schmerzlich nach ihrer Unterstützung gesehnt. Ganz abgesehen davon, ob es Yazans erfahrene Geliebte gewesen war, die versucht hatte, ihn zu verführen, oder ob Tahir einen tief sitzenden Widerwillen beim bloÃen Gedanken empfand, eine Frau mit seinem Vater zu teilen.
Er hatte darauf verzichtet, seine Unschuld zu beteuern. Yazans maÃlose Wut war es ihm allemal wert gewesen. Und dann war er gegangen, als ein Sohn, auf den kein Elternteil stolz sein konnte. Das hatte ihm die Distanz klargemacht, die seine Mutter damals zwischen ihnen errichtet und über all die Jahre aufrechterhalten hatte.
Und nun? Vielleicht brauchte ja sie zur Abwechslung einmal seine Hilfe?
âRichten Sie ihr aus, ich freue mich auf die Teestunde mit ihrâ, wies er den Diener gleichmütig an und wandte sich dann Akmal zu. âWenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden â¦â
âSelbstverständlich, Eure Hoheitâ, murmelte der GroÃwesir ehrerbietig und zog sich unter tiefen Verbeugungen zurück.
Wie angewurzelt blieb Tahir im Türrahmen zur Suite seiner Mutter stehen. Die Nachmittagssonne schien durch die tiefliegenden Fenster herein und zauberte goldene Reflexe auf das volle dunkle Haar einer Frau, die ihm den Rücken zuwandte.
Sein Magen krampfte sich zusammen, als sich wilde Erinnerungen zurückmeldeten. Von langen braunen Locken, die sich im Liebesspiel um seine nackten GliedmaÃen rankten, bis er vor Lust zu vergehen glaubte. Rosige warme Lippen, die seine brennende Haut liebkosten â¦
Sie wandte den Kopf, und sein Herz hämmerte schmerzhaft gegen die geschundenen Rippen. âAnnalisa!â
Er war schon halb im Zimmer, als er sich der seltsamen Situation, in der sie sich befanden, bewusst wurde. Keinen Meter von ihm entfernt stand das Mädchen, das er vor wenigen Wochen zwar verärgert und von ihm brüskiert, aber bei strahlender Gesundheit verlassen hatte. Jetzt war sie schrecklich blass. Ihr Gesicht wirkte viel schmaler, und der schmerzliche Zug um den weichen Mund gab ihm einen Stich.
Er war fast bei ihr, als seine Mutter ihm in den Weg trat. âHallo, mein Sohn, wie schön, dass du uns beim Tee Gesellschaft leisten willst.â
Tahir deutete die knappste aller Verbeugungen an. âMutter â¦â Er suchte in ihrem Gesicht nach Aufschluss, doch ihre Miene wirkte kühl und gelassen wie stets. Was ging hier vor sich?
âMiss Hansen.â
Annalisa schaute ihn an, als sähe sie ihn das erste Mal. So förmlich war er ihr gegenüber noch nie gewesen. Und was Tahir betraf, die Aufruhr in seinem Innern war ein sicheres Indiz dafür, wie wenig formell sie noch vor kurzer Zeit tatsächlich miteinander umgegangen waren. Das Blut rann wie glühende Lava durch seine Venen und sorgte dafür, dass seine Erregung so heftig ausfiel, dass er Angst hatte, sich zu verraten.
Tahir war regelrecht geschockt. Seit Monaten hatte sich seine Libido ebenso saft- und kraftlos gezeigt, wie er sich fühlte. Und es hatte ihn nicht einmal gestört.
Doch allein Annalisas Anblick machte sie zu einem unberechenbaren Faktor, deshalb setzte er sich rasch auf den von seiner Mutter angewiesenen Platz an den niedrigen Tisch, der mit einem antiken Teeservice eingedeckt war. In einer flachen goldenen Schale standen mit Sirup getränkte Kekse und frische Feigen zur Auswahl.
Direkt vor Annalisa stand ein üppig beladener, unberührter Teller.
âMiss Hansen ist gekommen, um sich nach deinem Befinden zu erkundigen, Tahirâ, klärte ihn seine Mutter auf. âIch traf sie vor den Palasttoren.â Ihr Blick, der ihn nicht eine Sekunde loslieÃ, war messerscharf.
Tahir spürte, wie seine Haut prickelte. Was hatte Annalisa ihr erzählt?
âIch wusste, dass du ihr gern persönlich für alles würdest danken wollen, was sie in der Wüste zu deiner Rettung unternommen hat.â Lächelnd wandte sie sich ihrem jungen Gast zu. âWir schulden Ihnen wirklich groÃe Dankbarkeit, Annalisa.â
Tahir murmelte etwas Unverbindliches und hob die zarte Teetasse wie zum stummen Toast. Dann wurde er sich seiner unbeholfenen Aktion bewusst und setzte sie peinlich berührt wieder ab. Was war nur mit ihm los? Er, der rund um den Globus für sein weltgewandtes Auftreten bekannt war, führte sich auf, wie ein wahrer Tölpel.
Auch Annalisa wirkte, ungeachtet der
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