Geheimnis einer Wuestennacht
mich auch tatsächlich hier angetroffen hast, nicht wahr?â
Der unüberhörbare Sarkasmus in seiner Stimme griff ihr ans Herz. âDu hast doch verlangt, dass ich mich bei dir meldeâ, erinnert sie ihn trotzig.
âUnd wie hättest du diese Gelegenheit nicht wahrnehmen können, nachdem du erfahren hast, wer ich bin.â
Annalisa runzelte die Stirn. âGelegenheit?â
Tahir zuckte die breiten Schultern. âVon meiner neuen Position zu profitieren.â
Volle dreiÃig Sekunden starrte Annalisa stumm in sein vor Misstrauen entstelltes Gesicht, dann dämmerte ihr erst, was er damit hatte andeuten wollen. Ein heiÃer lebendiger Strom schoss durch ihre Adern und lieà ihre Augen gefährlich funkeln.
âDas verdient keine Antwort!â, sagte sie kalt und konnte dann doch nicht an sich halten. âWas für ein krankes, übersteigertes Ego du doch hast! Eine Frau kommt zu dir, um dir mitzuteilen, dass du Vater wirst, und du interessierst dich nur für dich ?â
Wie naiv sie doch gewesen war! Selbst nach seinem unrühmlichen Abgang hatte sie mehr von ihm erwartet!
âWillst du etwa sagen, meine Situation hätte absolut nichts damit zu tun, dass du behauptest, von mir schwanger zu sein?â
âBehauptest?â , echote Annalisa fassungslos und reckte ihr kleines, festes Kinn vor. âIch bin schwanger, und das hat absolut nichts damit zu tun, dass du zufällig der Bruder des zukünftigen Königs von Qusay bist! Und das weià ich auch erst, seit deine Mutter mich darüber aufgeklärt hat.â
âUnd da konntest du einfach nicht widerstehen, die süÃe Ãberraschung mit ihr zu teilen, stimmtâs?â
âKein Wort habe ich ihr gesagt!â, fauchte Annalisa empört.
âWarum ist sie dann so ⦠so tendenziös?â Die Frage schien er eher an sich selbst gerichtet zu haben. âWarum lässt sie uns beide allein, entgegen allen gängigen Regeln des höfischen Protokolls â¦?â
Entsetzt weiteten sich Annalisas Augen. Hatte Tahirs Mutter vielleicht doch etwas geahnt? âIch ⦠mir war ziemlich elend, als sie mich vor dem Palasttor angesprochen hatâ, gab sie kleinlaut zu. âMorgenübelkeit â¦â
âUnd du hast wirklich nicht den leisesten Wink fallen lassen?â
Heftig schüttelte Annalisa den Kopf. Dann erhob sie sich abrupt und strebte auf die Tür zu. Sie hatte getan, wozu sie sich verpflichtet fühlte, und jetzt wollte sie nur noch hier weg. Doch ehe sie die Klinke herunterdrücken konnte, war Tahir schon an ihrer Seite und hinderte sie daran.
âLass mich gehen!â, forderte sie mit bebender Stimme.
âWohin willst du?â
âDahin, wo ich hergekommen bin. Zurück ins Haus meiner Tante. Ich muss noch packen.â
âDu kannst hierbleiben.â
âNein danke! Dazu besteht absolut keine Notwendigkeit.â
âDoch, sogar jede â¦â, lautete Tahirs rätselhafte Antwort. âWir haben eine ganze Menge zu besprechen, würde ich sagen.â
Annalisa wich seinem Blick aus, weil sie befürchtete, wieder schwach zu werden, ungeachtet seines unglaublichen Benehmens ihr gegenüber. âIch möchte nirgendwo sein, wo ich nicht erwünscht binâ, sagte sie spitz.
âDu hast mein Leben gerettet. Dafür schulden meine Familie und ich dir zumindest unsere Gastfreundschaft.â
Gereizt presste sie die Lippen zusammen und schüttelte abwehrend den Kopf. âIch gehe!â
âDu bleibst hierâ, korrigierte er sie grimmig. âDas erspart mir den Aufwand, dich zurückholen zu lassen. Also ergib dich lieber in dein Schicksal.â
âMich zurückbringen?â, wiederholte sie empört. â Hierher ⦠in den Palast ? Was glaubst du denn, wer du bist?â
Gelassen richtete er sich zu seiner vollen GröÃe auf und schenkte ihr ein spöttisches Lächeln. âIch bin Scheich Tahir AlâRamiz, zukünftiger König von Qusay ⦠und damit auch dein Herr und Gebieter.â
8. KAPITEL
Zum ersten Mal war Tahir froh über seinen neuen Status.
Als König von Qusay hatte er die Macht, Annalisa so lange festzuhalten, wie es ihm passte. Und obwohl er sich dafür schämte, konnte er eine gewisse Genugtuung über seine neu erlangte Macht nicht verhehlen. Zumindest, was diese eine Frau betraf. Aber was sagte das über ihn aus?
Unbehaglich strich
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