Geheimnis einer Wuestennacht
wünschen, Miss Hansen. Ich werde keinen Fuà in Ihr Zimmer setzen, ehe Sie mich nicht dazu einladen.â
Als sich die Tür langsam hinter ihm schloss, biss Annalisa verzweifelt in ihre geballte Faust, um sich daran zu hindern, ihn zurückzurufen.
Sie wollte ihn doch gar nicht hier haben!
Aber warum hatte sie dann eben zitternd darauf gewartet, dass er sich noch weiter über sie beugte und endlich küsste?
Dabei hatte das, was sie im Internet über Tahir erfuhr, ihr endgültig die rosarote Brille von der Nase gerissen. Wenn auch nur die Hälfte der Attribute auf ihn zutraf, mit denen man ihn belegte, lebten sie beide sozusagen auf verschiedenen Planeten.
Rücksichtsloser Geschäftsmann und berechnender Spieler, blasierter Playboy und waghalsiger Extremsportler ⦠ein Einzelgänger, der sich weder durch enge Freundschaften belastete, noch Partnerschaften im Business in Erwägung zog.
Ein einsamer, streunender Wolf â¦
Und was war mit dem Mann, den sie in der Wüste kennengelernt hatte?
Den gab es nicht. Zur einen Hälfte war er das Produkt ihrer romantischen Fantasie gewesen, zur anderen ein Opfer seiner eigenen Schwäche nach dem Hubschrauberabsturz. Und sie selbst entsprach in keinem Punkt dem Bild der Frauen, die laut Internet in Tahirs Beuteschema passten.
Diese Erkenntnis krampfte Annalisas Herz zusammen.
Dabei hatte sie in der Zeit, die sie nach Tahirs Weggang allein in der Wüste verbrachte, Tag und Nacht versucht, Erklärungen für sein seltsames Verhalten zu finden. Und sogar überlegt, ob sich hinter seinen Albträumen vielleicht des Rätsels Lösung verbarg. Dass er möglicherweise in seiner Kindheit oder Jugend Schlimmes erleben musste und dadurch zu diesem kalten Zyniker und arroganten Egoisten geworden war, als der er sich jetzt zeigte.
Annalisa schüttelte energisch den Kopf. Eine Schwangerschaft bedeutete eine enorme Verantwortung. Und sie hätte so gern geglaubt, dass Tahir daran Anteil nehmen würde. Nur deshalb suchte sie nach Entschuldigungen für ihn, wo keine waren. Aber damit würde sie ab sofort aufhören!
9. KAPITEL
Ganz tief atmete Annalisa die frische salzige Luft ein, doch selbst hier, am wunderschönen Privatstrand der königlichen Familie, gelang es ihr nicht, Entspannung zu finden.
Aber um nachzudenken und wichtige Entscheidungen zu treffen, war es unbedingt der richtige Platz â¦
Nachdem sie Tahir in jener Nacht so grob aus dem Zimmer gewiesen hatte, waren Tage vergangen, und sie hatte ihn nicht einmal zu Gesicht bekommen. An sich war die dadurch entstandene Ruhe genau das, was Annalisa momentan brauchte, um zur Besinnung zu kommen und Pläne für ihre Zukunft zu schmieden.
Rihana, die sie täglich in ihrer Gästesuite besuchte, war nach wie vor überaus freundlich und stellte keine Fragen, obwohl sie von dem Termin beim Gynäkologen wissen musste. Und dafür war Annalisa Tahirs Mutter überaus dankbar. Zwischen ihnen hatte sich ein fast freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Sie sprachen über Gott und die Welt, nur nicht über Tahir.
AuÃer dass Rihana eher nebenbei erwähnte, dass ihr Sohn ganz plötzlich wegen dringender Staatsangelegenheiten verreisen musste, und die für ihn ungewohnte Rolle als Monarch offenbar so vorbildlich ausfülle, dass sowohl der Ãltestenrat wie die Bevölkerung voll des Lobes für sein souveränes Auftreten und diplomatisches Geschick sei.
Hin und her gerissen zwischen Neugier, vorgespielter Gleichgültigkeit und fast mütterlichem Stolz, hatte Annalisa nur etwas Unverbindliches gemurmelt und versucht, ihre unvernünftige Sehnsucht nach dem Vater ihres Kindes vor sich selbst zu leugnen.
Dabei geholfen hatte ihr ein unerwartetes Ereignis, auf das sie allerdings liebend gern verzichtet hätte â¦
Eines Morgens wurde sie von einem Diener in die offizielle Empfangshalle des Palastes gebeten, wo ein Besucher auf sie wartete. Verwirrt folgte Annalisa dem Mann, und konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wer das sein mochte. Aber als sie plötzlich ihrem Onkel gegenüberstand, der noch nie einen Hehl daraus gemacht hatte, wie wenig er ihren westlichen Lebensstil schätzte, lief ihr ein eisiger Schauer über den Rücken.
Natürlich hatte Annalisa ihre Tante über den verlängerten Aufenthalt im Palast informieren müssen, da die Schwester ihrer Mutter so nett gewesen war, sie
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