Geheimnis einer Wuestennacht
Schwangerschaft unbedingt schonen musst.â
âMeine Gynäkologin?â , echote Annalisa. Eben noch zitternd vor Scham und Erschöpfung, fühlte sie sich angesichts Tahirs erneuter Eigenmächtigkeit von einer kraftvollen Welle der Empörung durchflutet. âOffensichtlich gilt die ärztliche Schweigepflicht gegenüber gekrönten Häuptern nicht, oder wie darf ich das verstehen?â
Spätestens seit dem Tod ihres Vaters war sie gewohnt, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, und daran sollte sich auch nichts ändern. Tahirs Intervention während des peinlichen Auftritts ihres Onkels im Palast hatte sie als eine Art Abschiedsgeschenk angesehen.
âIch habe mir Sorgen um dich gemacht.â
âTatsächlich?â Während sie ihm grimmig in die unglaublich blauen Augen schaute, wünschte Annalisa, sie würde sich nicht gerade jetzt daran erinnern, wie sie auf dem Höhepunkt ihres leidenschaftlichen Liebesspiels gefunkelt hatten.
âEs war wirklich unverzeihlich von mir, dich in deinem Zustand einfach allein zu lassen.â
Annalisa seufzte. Seine offensichtliche Besorgnis entwaffnete sie. Dabei wollte sie doch stark sein! âDu wurdest anderswo dringender gebraucht. Dafür habe ich vollstes Verständnis.â
âDas ist keine Entschuldigungâ, klagte er sich weiter an. âZumal mein Erscheinen in der Ãffentlichkeit mehr Symbolcharakter hat, als dass es von echtem Nutzen ist.â
âDa habe ich aber anderes gehört â¦â, murmelte Annalisa und fühlte, wie ihre Wut immer weiter verschwand. Unsicher fuhr sie sich mit der Hand über die Stirn.
âDu bist total erschöpftâ, lautete Tahirs Blitzdiagnose. Energisch legte er einen Arm um ihre Schulter und dirigierte Annalisa in Richtung des Palastes. âAm besten, du legst dich erstmal hin, danach werden wir reden und Entscheidungen treffen.â
âDu redest von dem DNA-Test, um feststellen zu lassen, ob das Baby auch wirklich von dir ist?â
âNein, ich weiÃ, dass es mein Kind ist.â
Sein plötzlicher Gesinnungswandel und die Tatsache, dass er ihr endlich glaubte, lieÃen ihre Knie weich werden.
âUnglücklicherweise verlangt das überraschende Auftauchen deines Onkels, das Problem schneller zu lösen, als es mir lieb ist.â
Problem! Also hatte sich im Grunde doch nichts geändert.
âWas denkst du wird er tun?â, fragte sie mit belegter Stimme.
âNichts, dafür habe ich gesorgt. Aber der Schaden ist bereits angerichtet. Sobald die Ãffentlichkeit von deiner Schwangerschaft erfährt, wird man eins und eins zusammenzählen und wissen, dass ich der Vater bin.â
âNicht, wenn ich Qusay bis dahin verlassen habeâ, wandte Annalisa hastig ein.
âDas würde nichts ändern. Wo immer du hingehst, ist die Presse dir auf den Fersen. Es gibt kein Entkommen.â
Seine Worte hörten sich an wie ein Gerichtsurteil. Und der leidenschaftslose Ton in Tahirs Stimme verursachte ihr eine Gänsehaut.
âEs gibt nur eine Lösungâ, fuhr er ruhig und bestimmt fort. âWir müssen heiraten.â
âDas soll wohl ein Scherz sein!â, platzte Annalisa heraus.
Tahir lachte freudlos. âGlaubst du wirklich, ich würde über ein derart brisantes Thema Witze machen? Dachtest du vielleicht, ich reiÃe mich um die Heirat? Oder dass ich nicht schon jede gangbare Alternative erwogen habe?â
Sein offensichtlicher Widerwillen, sie als seine zukünftige Ehefrau zu sehen, traf Annalisa wie ein Fausthieb in den Magen. Nicht, dass sie ihn hätte heiraten wollen!
âIch wünschte, mein Onkel wäre nie hier aufgetauchtâ, murmelte sie düster. âIch wollte nicht, dass irgendjemand überhaupt von der Schwangerschaft erfährt â¦â
âIch weiÃâ, erwiderte er mit einem Anflug von Ungeduld. âAber dafür ist es jetzt zu spät. Was zählt, ist allein die Lösung des Problems.â
So hört sich kein Mann an, der dabei ist, der Dame seines Herzens einen Heiratsantrag zu machen, schoss es Annalisa ungebeten durch den Kopf. Und schon brachen ähnlich schmerzliche Empfindungen aus der Vergangenheit über sie herein.
Toby! All ihre Mädchenträume hatten sich um ihre erste groÃe Liebe gerankt. Sie hatte sich in Tag- und Nachtträumen ausgemalt, wie es sich anfühlen würde, mit ihm verheiratet zu sein,
Weitere Kostenlose Bücher