Geheimnis einer Wuestennacht
sich angesichts seiner Familiengeschichte immer wieder, was für einen Ehemann und Vater er wohl abgeben würde. Rafiq und Kareef waren aufrechte Kerle mit Verantwortungsgefühl und Pflichtbewusstsein. Sie stürzten sich mutig und voller Enthusiasmus in ihre Zukunft als verheiratete Männer. Wie glücklich Kareef mit seiner geliebten Jasmine in Qais war, davon hatte Tahir sich gerade erst während seiner spontan anberaumten Antrittsreise persönlich überzeugen können.
Warum sollten Annalisa und er es nicht wenigstens versuchen?
Als Tahir sich bei einem zuversichtlichen Lächeln ertappte, war er fast geneigt, die Hochzeitsvorbereitungen, ungeachtet der erbetenen Bedenkzeit vonseiten der werdenden Mutter, einfach allein in Angriff zu nehmen. Er hatte es schlichtweg satt zu warten!
Vielleicht brauchte Annalisa doch eine Entscheidungshilfe von seiner Seite?
10. KAPITEL
Die königlichen Audienzen, die man groÃzügig erweitert hatte, damit möglichst viele Untertanen ihren neuen Regenten in Augenschein nehmen konnten, verliefen ruhig und nach vorgesehenem Protokoll.
Das leise Summen der Konversation zwischen den vorgelassenen Besuchern zeugte von deren Zufriedenheit über das Privileg, persönlich zum König von Qusay vorgelassen zu werden und eventuell sogar ein paar Worte mit ihm wechseln zu können.
Tahir war selbst überrascht, wie leicht er sich in die neue, ungewohnte Rolle einfügte. Er war nahezu den ganzen Tag über in Regierungsgeschäfte eingespannt, doch sein Talent, komplexe Situationen und Probleme zu erfassen, effektiv zu arbeiten und der Mut, spontane Entscheidungen zu fällen, wo sie verlangt wurden, halfen ihm dabei. AuÃer in einem Fall â¦
Wenn er an Annalisa dachte, war sein vorherrschendes Gefühl momentan Frust. Und in der Nacht wurde er von wilden Erotikträumen heimgesucht. Doch auf beiden Ebenen war er noch keinen Schritt weitergekommen. Er wollte ihre Beziehung offiziell machen, sie vorantreiben ⦠nicht zuletzt deshalb, um auch wieder die daraus resultierenden Vorteile nutzen zu können.
Da er wusste, dass Annalisa am heutigen Empfang teilnehmen würde, zu dem man die wichtigsten Geschäftsleute Qusays in den Palast eingeladen hatte, suchte er düsteren Blickes den festlich erleuchteten Saal nach ihr ab. Und tatsächlich entdeckte er sie am gegenüberliegenden Ende des prunkvollen Raumes, wie sie angeregt mit einem jungen Mann plauderte, den er nie zuvor gesehen hatte.
Ihr Anblick in einer umwerfend glamourösen silbernen Robe, das dunkle Haar kunstvoll hochgesteckt, verschlug ihm den Atem. Doch bereits in der nächsten Sekunde rauschte sein Blut wieder heià pulsierend durch die Adern.
Die Art, wie sie ihrem attraktiven Gesprächspartner den Kopf zuneigte, um ihn im Trubel um sie herum besser verstehen zu können, und seine geschmeidige Bewegung auf sie zu, wobei er sie mit seinen breiten Schultern vor den anderen Gästen abschirmte, verursachte ihm Ãbelkeit.
Wenn ein Mann alle perfiden Tricks kannte, mit der man eine Frau, die man für sich haben wollte, separierte, dann war er es! Unzählige Male hatte er zukünftige Gespielinnen mit diesem subtilen Manöver erobert. Eine kaum wahrnehmbare Korrektur der Körperhaltung, ein intimer, aufrichtig interessierter Ton in der Stimme, tiefe Blicke voller Verständnis und Akzeptanz â¦
Am liebsten hätte Tahir den jungen Galan mit einem gezielten Faustschlag zu Boden gestreckt.
âWenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden â¦â Mit einem gezwungenen Lächeln machte er eine kleine Verbeugung vor seinen derzeitigen Gesprächspartnern. âIch freue mich darauf, an anderer Stelle detailliertere Ausführungen zu Ihrem interessanten Projekt zu hören. Mein Personal wird einen Termin mit Ihnen arrangieren.â
Die Geschäftsleute murmelten höfliche Dankesfloskeln, die Tahir schon nicht mehr mitbekam, weil er zielstrebig den Saal durchquerte, ohne die Augen auch nur eine Sekunde von Annalisas reizendem Profil zu nehmen.
Jetzt legte sie auch noch den Kopf zurück und lächelte den unverschämten Wüstling an, der sie auf dreiste Weise in Beschlag nahm. Was fiel diesem Gecken nur ein? Annalisa gehörte ihm ! Egal, ob sie das ableugnete oder nicht!
âWirklich? Das klingt ja faszinierendâ, murmelte Annalisa unverbindlich und zwang sich zu einem Lächeln.
Anfangs hatte sie die
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