Geheimnis einer Wuestennacht

ihr beiden euch zu sagen habt, besprecht es später in einem privateren Rahmen. Unsere Familie hat wahrlich bereits mehr als genügend Anlass zum Klatsch gegeben.“
    Das sanfte Lächeln täuschte nicht über den strengen Ton ihrer Stimme hinweg. Annalisa konnte es nicht fassen, dass Rihana sie vor ihrem eigenen Sohn beschützte. Heiße Dankbarkeit durchflutete sie.
    â€žWie immer hast du völlig recht, Mutter.“ Tahir deutet eine Verbeugung an und schaute zu Annalisa hinüber, die verzweifelt versuchte, eine gelassene Miene zu bewahren. „Wie du bereits sagtest … hier ist weder der passende Ort, noch ist es der richtige Zeitpunkt. Wir reden später …“
    â€žIch hoffe, Sie können meinem Sohn sein rüdes Benehmen verzeihen, Kind“, sagte Rihana, nachdem Tahir gegangen war, und tätschelte Annalisas Hand. „Geduld hat er leider nie gelernt. Und viel zu lange seinen eigenen Willen bekommen …“, fügte sie wie zu sich selbst hinzu. „Aber so war er nicht immer. Das Tragische ist, was er sich wirklich von Herzen wünschte, ist ihm versagt geblieben. Und alles andere zählte daneben gar nichts.“
    Was mochte das sein, nachdem sich Tahir verzehrt hatte und was er nie erhielt? Sie musste es wissen! Vielleicht würde sie ihn dann endlich verstehen können. Doch als Annalisa in das immer noch schöne Gesicht seiner Mutter schaute, glaubte sie Tränen in Rihanas blauen Augen schimmern zu sehen. Aber das war sicher eine Täuschung, weil ihre Stimme so gelassen und gleichmütig wie immer geklungen hatte. Erneut tätschelte sie Annalisas Hand.
    â€žWenn du ihm ein wenig Zeit gibst, wirst du ihn auch finden …“ Sie machte eine Pause, während der sich Annalisa bemühte, die rätselhaften Worte zu verstehen. „Wenn es jemand verdient, glücklich zu sein, dann er.“
    Als sich Annalisa später in die Gästesuite zurückziehen wollte, löste sich aus einer dunklen Nische in der Nähe ihrer Tür ein hochgewachsener Schatten.
    Sie hatte ihn erwartet, trotzdem klopfte ihr Herz wie verrückt, als sie ihm auf seinen Wink hin folgte. Kurz darauf verließen sie den Palast durch einen Nebenausgang, der zum Privatstrand führte, wo Tahir ihr eröffnet hatte, dass er sie zu heiraten gedenke. War der Ort bewusst von ihm ausgewählt worden?
    Das sanfte Mondlicht auf den Wellen verlieh der Szenerie eine gewisse Romantik, der sich Annalisa bereitwillig hingegeben hätte, wäre sie nicht so tief getroffen von Tahirs kalten Worten. So ignorierte sie seine stumme Aufforderung, sich neben ihn auf den Sand zu setzen, verschränkte defensiv die Arme vor der Brust und ging stattdessen gleich zum Angriff über.
    â€žDeine Mutter wollte mir nur eine Freude machen, als sie mich zu dem Empfang gebeten und mir das wunderschöne Abendkleid ausgeliehen hat“, erklärte sie fast trotzig. „Sie dachte, es würde mir gefallen, unter Leute zu kommen und mich zu unterhalten, und so war es auch.“
    â€žMeine Mutter scheint sehr eingenommen von dir zu sein.“
    Annalisa zuckte die Schultern. „Sie ist sehr nett, so lebhaft und interessiert.“ Tahir schob skeptisch die dunklen Brauen zusammen. Zweifelte er etwa an ihrer Aufrichtigkeit? „Und sehr freundlich zu mir“, setzte sie mit Nachdruck hinzu.
    â€žDas habe ich sehr wohl bemerkt …“ Annalisa versteifte sich nur noch mehr. „Außerdem ist sie offenkundig nicht die Einzige, die ein besonderes Faible für dich entwickelt hat. Zwei ausländische Diplomaten, der Minister für Bildung und Kultur und noch einige andere Gäste versicherten mir glaubhaft, wie sehr sie deine Gesellschaft geschätzt haben.“
    â€žWirklich?“, fragte Annalisa erstaunt. Wenn das stimmte, warum schaute Tahir dann immer noch so grimmig drein wie schon den ganzen Tag über?
    â€žWirklich.“
    Mit einem geschmeidigen Satz kam er auf die Füße, fuhr sich mit allen zehn Fingern durchs Haar und lief ein paar Schritte weiter am Strand entlang. Unsicher ging Annalisa ihm hinterher und wäre fast gegen ihn geprallt, als er sich abrupt umwandte.
    â€žIch möchte mich für mein Benehmen bei dir entschuldigen“, sagte er in einem Ton, der verriet, welche Überwindung ihn das kostete. „Es war unentschuldbar, besonders vor den Augen der anderen Gäste. Aber als ich dich mit diesem Kerl da stehen