Geheimnis um ein Haus im Walde
nicht lache!” erklärte Gina kichernd.
„Sagticha!”
„Warum glaubst du mir nicht, daß dein Onkel auf dem Mühlenhügel war?” fragte Dicki.
„Weil ich ihn schnarchen hörte, als ich zurückkam.”
„Hörtest du ihn auch schnarchen, als du fortgingst?”
Ern dachte angestrengt nach. „Nein, ich glaube nicht. Er könnte natürlich fortgegangen sein, ohne daß ich etwas merkte, und ist dann vielleicht noch vor mir zurückgekommen.”
„Sicherlich war es so”, meinte Dicki. „Ich verstehe nur nicht, warum er zum Mühlenhügel gegangen ist.”
„Vielleicht hat er den Zettel gelesen, den du Ern in der Maske der Frau zugesteckt hast”, meinte Gina.
„Ja, anders ist das nicht zu erklären. Ern hat den Zettel bestimmt irgendwo liegenlassen.”
„Nein, ich hab ihn nicht liegenlassen!” erwiderte Ern.
„Was habt ihr nur plötzlich gegen mich? Ich bin doch aufgestanden und wollte zum Mühlenhügel gehen. Aber ich muß den falschen Bach erwischt haben. Ich hatte mir den Weg zur Mühle auf der Karte aufgesucht und gesehen, daß ich immer an einem Bach langgehen muß. In der Dunkelheit habe ich mich wohl verirrt. Aber ein Licht habe ich wirklich gesehen.”
Die anderen glaubten, daß Ern ihnen etwas vorflunkere. Er merkte das wohl und beteuerte noch einmal: „Es ist bestimmt wahr. Ich stand neben dem Bach, als ich das Licht sah. Es blitzte einmal auf und verschwand wieder. Dann hörte ich ein Auto brummen. Es muß ganz in meiner Nähe vorbeigefahren sein, hatte aber kein Licht. Das kam mir komisch vor, und ich dachte mir, daß es mit dem Geheimnis zusammenhängen muß.”
Ern machte eine kleine Pause. Da die anderen nichts erwiderten, fuhr er lebhaft fort: „Nachdem der Wagen fortgefahren war, hörte ich Schritte von zwei Leuten. Und dann sagte ein Mann: ,Gute Nacht, Holland! Bis Morgen!’ Danach trennten sich die beiden, und ich lief nach Haus.”
Es entstand ein Schweigen. Jetzt zweifelten die Spürnasen nicht mehr daran, daß Ern die Wahrheit sprach. Hätte er sich die Geschichte ausgedacht, so wären bestimmt viele Lichter, eine Anzahl Autos und mehr als zwei Männer darin vorgekommen. Sie glaubten ihm, weil sein Bericht so einfach war.
„Hast du deinem Onkel davon erzählt?” fragte Dicki schließlich.
„Nein. Onkel hat mich dabei erwischt, wie ich gerade sein Notizbuch zurücklegen wollte. Er dachte, ich kramte in deinem Auftrag in seinen Papieren rum, um etwas auszuspionieren, und gab mir zwei Ohrfeigen. Mein Ohr ist noch immer rot. Seht ihr?”
Er zeigte den Kindern sein geschwollenes Ohr. Betti betrachtete es mitleidig.
„Jetzt erzähle ich meinem Onkel überhaupt nichts mehr”, sagte er aufgebracht. „Mich zu schlagen, wo ich doch gar nichts Böses getan habe!”
„Du hättest das Notizbuch nicht aus seinem Schreibtisch nehmen sollen”, entgegnete Dicki. „Dann hättest du es nicht zurückzulegen brauchen, wärest nicht dabei erwischt und auch nicht geschlagen worden. Du hast die Ohrfeigen wohl verdient.”
Ern machte ein finsteres Gesicht. Es ärgerte ihn, daß Dicki recht hatte, noch mehr jedoch, daß er ihm seine Meinung so offen ins Gesicht sagte. Aber Dicki sagte immer, was er dachte; nichts konnte ihn davon zurückhalten.
„Welches ist nun das richtige Geheimnis?” fragte Ern nach kurzem Schweigen. „Eures mit den Blinklichtern auf dem Mühlenhügel oder meins unten am Bach?”
Dicki wußte nicht recht, was er darauf antworten sollte. Er wollte nicht gestehen, daß das Geheimnis auf dem Mühlenhügel nur erdacht war, andererseits wünschte er aber auch nicht, daß Ern etwas Geheimnisvolles in seinem nächtlichen Erlebnis sah. Wenn wirklich etwas dahinter steckte, durfte er nicht noch mehr darüber erfahren, sonst verriet er es womöglich seinem Onkel.
Schließlich beantwortete Ern sich seine Frage selber.
„Das Geheimnis auf dem Mühlenhügel muß das richtige sein, sonst wäre Onkel doch nicht hingegangen. Meint ihr nicht auch?”
Dicki nickte. „Jedenfalls glaubt er, daß dort etwas Geheimnisvolles vor sich geht.”
„Und so war es ja auch”, sagte Flipp kichernd.
„Willst du nicht heute nachmittag zum Mühlenhügel gehen und Indizien suchen?” schlug Dicki vor. „Das wäre eine große Hilfe für uns.”
„Was für Indizien?” fragte Ern eifrig.
„Na – Zigarettenstummel, Knöpfe, Fußspuren und solche Sachen. Man weiß nie, wozu das gut ist. Detektive finden gewöhnlich eine Menge Indizien.”
Ern sah ihn mit großen Augen an. „Ich werde
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