Geheimnis um ein Haus im Walde
waren sie bestimmt? Als er seine steifen Beine ein wenig bewegte, knackte ein Zweig. Er hielt den Atem an und horchte. Alles blieb still, nur die Lichter blitzten weiter auf. Der Polizist überlegte, ob er seine Entdeckung dem Inspektor mitteilen solle, beschloß dann jedoch, die Sache selber aufzuklären, ehe Dietrich Kronstein ihm wieder zuvorkam.
Nach ungefähr zwanzig Minuten erloschen die Lichter. Rolf und Flipp waren ganz steif vor Kälte und liefen nach Hause. Dicki würde ihnen am nächsten Morgen erzählen, was er mit Ern erlebt hatte.
Herr Grimm richtete sich vorsichtig auf. Er trat in ein Erdloch und versuchte, festen Fuß zu fassen. Dicki glaubte natürlich, es wäre Ern, als er etwas rascheln hörte. Leise kroch er auf das Geräusch zu und miaute wie eine Katze. Herr Grimm stutzte. Was machte die Katze hier draußen, wo niemand wohnte? Dann hörte er plötzlich deutlich ein Glucken. Er runzelte die Stirn. Ein Huhn? Wem mochte es gehören? Hier gab es doch meilenweit kein Haus.
Nun muhte Dicki wie eine Kuh. Herr Grimm fuhr zusammen. Eine Kuh! Der Mühlenhügel wimmelte ja förmlich von allerlei Viehzeug. Wie sonderbar! Einen Augenblick glaubte der Polizist zu träumen.
Aber nein, es war zu kalt für einen Traum. Herr Grimm kratzte sich den Kopf. Müßte er die Kuh nicht von hier fortbringen? Er knipste seine Taschenlampe an, und leuchtete umher, konnte aber keine Kuh entdecken. Als Dicki wie ein kleines Kind schrie, erstarrte er. Was war das nun wieder? Es klang so unheimlich in der dunklen Nacht. Kurz entschlossen drehte er sich um und lief den Hügel hinunter.
Dicki sprang auf. Er wollte Ern nachsetzen, ihm ein paar Püffe geben und dann fortrennen. Ern würde gewiß eine Schauergeschichte daraus machen.
Herrn Grimm stiegen die Haare zu Berge, als er jemand hinter sich herlaufen hörte. In seiner Aufregung stolperte er über eine Wurzel und fiel der Länge nach hin. Dicki fiel auf ihn herauf und begann lustig auf ihm herumzuhauen. Zu seiner Überraschung mußte er feststellen, daß Ern äußerst kräftig war. Er fühlte sich plötzlich hochgehoben. Ein starker Arm griff nach ihm, und eine wohlbekannte Stimme dröhnte: „Ha! Jetzt habe ich dich. Komm mal mit!”
Dicki erschrak. Himmel, das war ja gar nicht Ern, sondern Wegda! Er riß sich los und rannte, was er konnte, den Hügel hinab.
Seine Gedanken jagten sich. Wie kam Wegda hierher? Wo steckte Ern? Was würde der Polizist sagen, wenn er erfuhr, daß Dicki sich auf ihn gestürzt und ihn verhauen hatte?
Herr Grimm wollte seine Taschenlampe anknipsen. Aber sie war bei dem Kampf kaputt gegangen. Jetzt hatte er keine Angst mehr, sondern fühlte sich stolz als Sieger. Er hatte den Burschen, der ihn angegriffen hatte, mühelos in die Flucht geschlagen.
„Das war ein großer starker Kerl”, dachte er bei sich.
„Und er stürzte sich wie ein Wilder auf mich. Dazu lag ich noch auf dem Bauch. Aber ich hob ihn wie nichts in die Höhe. Das war keine schlechte Nachtarbeit.”
Langsam ging er weiter. Jetzt waren keine Geräusche mehr zu hören. Niemand versuchte mehr, ihn anzugreifen. Er grübelte über die Vorgänge der Nacht nach und versuchte, sie sich zu erklären.
„Blinklichter – in allen Farben – von zwei Stellen aus. Eine Katze, ein Huhn, eine Kuh und ein unheimlich quäkendes Ding; dazu ein riesiger Kerl, der mich von hinten überfiel! Sonderbar, sehr sonderbar! Aber ich werde der Sache schon auf den Grund gehen!”
Dicki lief in großen Sprüngen nach Hause. Rolf und Flipp lagen schon in ihren Betten. Sie waren neugierig, was Dicki mit Ern angestellt hatte. Unterdessen erlebte Ern ein eigenes kleines Abenteuer.
Ern erlebt ein Abenteuer
Ern hatte einen falschen Weg eingeschlagen. Der Bach, an dem er entlangging, führte nicht zu der alten Mühle, sondern wand sich im Zickzack durch Wiesen und Felder. Der Junge war zwar ein wenig erstaunt, daß es nicht bergauf ging, wanderte aber trotzdem unverdrossen weiter. Hätte er mit seiner Taschenlampe ins Wasser geleuchtet, dann hätte er bemerkt, daß er mit der Strömung ging und daher unmöglich auf einen Hügel gelangen konnte. Aber darauf kam Ern nicht.
Mitternacht mußte schon vorüber sein, und noch immer war nichts von einem Hügel oder einer Mühle zu bemerken. Ern hatte keine Ahnung, wo er sich befand. Doch wenn er sich an den Bach hielt, konnte er sich ja nicht verirren. Weiter stolperte er über den hart gefrorenen Boden am Ufer entlang.
Schließlich blieb er stehen und
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