Geheimnis um ein Haus im Walde
er die Liste noch einmal aufmerksam durchgelesen hatte, untersuchte er Erns Hosentasche. Bald lagen die zehn Indizien auf dem Küchentisch. Herr Grimm starrte sie schnaufend an.
Ein Knopf mit einem Stück Stoff daran! Das war ein sehr wichtiges Indiz. Fachmännisch beschnupperte er den Zigarrenstummel; der stammte von einer teuren Zigarre. Dann untersuchte er einen Gegenstand nach dem andern. Welche mochten wohl auf die Verbrecher deuten?
Sollte er Ern sagen, daß er die Indizien entdeckt hatte? Nein, lieber nicht! Ern würde es den andern Kindern erzählen, und das wollte Herr Grimm nicht gern. Vorsorglich schnitt er ein kleines Stück von dem Stoff ab, der an dem Knopf hing. Vielleicht traf er einmal zufällig auf jemand, der einen Mantel aus diesem Stoff trug. Dann notierte er sich die Telefonnummer, die auf dem Zettel stand, rief das Telefonamt an und erkundigte sich nach dem Fernsprechteilnehmer. Es war ein Herr Lazarinsky. Aha, der Name klang verdächtig! Diesen Herrn Lazarinsky wollte Herr Grimm mal ein wenig unter die Lupe nehmen. Er kannte ihn zwar als einen harmlosen alten Herrn, der sich hauptsächlich mit Blumenzucht beschäftigte. Aber man konnte nie wissen. Vielleicht war die Blumenzucht nur ein Deckmantel für alle möglichen dunklen Machenschaften.
Schließlich stopfte Herr Grimm die Gegenstände wieder in Erns Hosentasche. Dann schlich er auf Zehenspitzen nach oben, steckte das Notizbuch in Erns Jacke und hängte die Hosen an ihren alten Platz zurück. Ern rührte sich nicht.
Der Polizist war sehr zufrieden mit sich. Er grübelte noch eine Weile über das Geheimnis nach, ehe er schlafen ging. Woher Dietrich wohl davon wußte? Der Inspektor würde Augen machen, wenn er erfuhr, daß in Peterswalde Verbrecher am Werk waren, ohne daß er das Geringste davon ahnte! Aber er, Theophil Grimm, wußte alles! Er würde den Fall aufklären und zur Belohnung befördert werden.
Das Haus im Walde
Dicki erkundigte sich nach dem Haus im Walde. Zuerst fragte er seine Mutter, aber sie hatte noch nie von dem Haus gehört. Der Postbote sagte, es gehöre nicht zu seiner Runde. Es sei ein altes verlassenes Gebäude, das im letzten Krieg militärischen Zwecken gedient habe. In einem Führer von Peterswalde war nur der sogenannte „Grenzwald” erwähnt, in dem es lag.
Dicki beschloß, den Wald ein wenig zu durchstöbern. Er holte Gina und Rolf ab und ging mit ihnen zu den Hillmanns. Purzel umsprang die Kinder froh; er ahnte, daß sie ins Freie gehen wollten.
„Wir werden ebenso wie Ern am Bach entlanggehen”, sagte Dicki. „Vielleicht finden wir die Stelle, von der nachts das Licht aufleuchtete, das er gesehen hat.”
Die anderen waren sofort Feuer und Flamme. „Vergeßt aber nicht, daß ihr nur spazierengeht und nichts mit einem Geheimnis zu tun habt”, ermahnte Dicki sie. „Ich allein verfolge eine Spur.”
Flipp lachte. „In Ordnung! Sollten wir zufällig etwas entdecken, so werden wir es dir melden.”
Die Spürnasen gingen über eine Brücke und dann am Bach entlang. Es herrschte leichter Frost, und das bereifte Gras knirschte unter ihren Füßen. Der Bach wand sich durch winterlich kahle Felder. An seinen Ufern standen vereinzelt Weiden und Erlen. Hin und wieder sahen die Kinder Fußspuren von Ern.
Nach einer Weile näherten sie sich dem Grenzwald. Er bestand aus Kiefern und Fichten und machte einen recht düsteren Eindruck.
„In dem Wald scheint sich etwas Unheimliches zu verbergen”, sagte Betti schaudernd.
Flipp lachte sie aus. Aber auch die anderen Kinder beschlich ein unbehagliches Gefühl beim Anblick des ernsten drohenden Grenzwaldes. „Wollen wir nicht lieber umkehren?” meinte Gina.
Natürlich sagte sie das nicht im ernst. Keiner von ihnen wollte umkehren, nachdem sie so weit gekommen waren. Neugierig gingen sie weiter. An dem Wald entlang lief ein schmaler Fahrweg, der sehr schlecht gehalten war.
Dicki blieb stehen. „Das Auto, das Ern gehört hat, als er hier am Bach stand, muß auf dem Weg dort gefahren sein. Er führt auf die Straße nach Peterswalde, wie ich auf der Karte gesehen habe.”
„Und er muß von dem Haus im Walde herkommen”, sagte Rolf. „Wir wollen ihm folgen.”
Dicki war sofort einverstanden. „Machen wir! He, Purzel, komm her! In dem kleinen Loch kann doch unmöglich ein Kaninchen stecken.”
Purzel hörte auf, an dem Rattenloch zu kratzen, und lief zu Dicki. Die Spürnasen setzten über den Bach, überquerten ein Feld und zwängten sich durch eine
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