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Geheimnis um ein Haus im Walde

Geheimnis um ein Haus im Walde

Titel: Geheimnis um ein Haus im Walde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
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Mißtrauen. Ob der Junge ihm etwas verheimlichte? Er beschloß, sich wieder das Geheimnisbuch zu holen, wenn Ern schlief, um zu sehen, ob er etwas Neues eingetragen hatte. Leise schlich er die Treppe hinauf und horchte an Erns Tür. Aber Ern schlief noch nicht, sondern warf sich unruhig hin und her.
    Herr Grimm ging in sein Schlafzimmer, zog sich aus und legte sich ins Bett. Er nahm sich vor wachzubleiben, bis Ern eingeschlafen war. Aber unversehens fielen ihm die Augen zu, und bald tönte sein Schnarchen durchs Haus.
    Ern hörte es durch die dünne Wand. Er wollte gegen ein Uhr aus dem Haus gehen. Aber es fiel ihm schwer, gegen den Schlaf anzukämpfen. Schließlich richtete er sich auf. Wenn er liegenblieb, würde er sofort einschlafen, das fühlte er.
    Dann kam ihm ein Gedanke. Dicki hatte doch gesagt, daß „Pösie” ganz von selbst hervorströmte, wenn man aufrecht stände. Jetzt war eine gute Gelegenheit, das auszuprobieren. Der Onkel schlief; niemand würde ihn stören. Außerdem konnte er auf diese Weise seine Schläfrigkeit vertreiben.
    Kurz entschlossen stieg er aus dem Bett. Da es sehr kalt im Zimmer war, zog er den Mantel an und schlang sich einen Schal um den Hals. Dann nahm er das Poesiebuch und das Detektivbuch vor. Er war ungeheuer stolz auf beide.
    Zuerst las er noch einmal die Liste der Indizien durch. Dann schrieb er auf die nächste Seite: „Einbruch begangen am 3. Januar. Beute wird in der alten Mühle auf dem Mühlenhügel versteckt. Ern Grimm ist beauftragt, sie in der Nacht vom 3. zum 4. Januar zu holen.”
    Zufrieden betrachtete er seine Eintragung. Dann zog er einen Strich darunter und stellte sich voll freudiger Erwartung vor, was er morgen früh schreiben würde. Vielleicht: „Beute geholt. Wert etwa zehntausend Pfund.” Wie herrlich würde das sein!
    Nun schlug er das „Pösiebuch” auf. Er las seine alten Gedichte durch und stellte fest, daß sie nicht annähernd so gut waren wie die Verse, die Dicki aus dem Stegreif gemacht hatte. Dickis Gedicht über Herrn Grimm entdeckte er nicht.

    Schließlich legte er das Poesiebuch auf das Detektivbuch. Dann stellte er sich in Positur, um „Pösie” aufzusagen, wie Dicki es getan hatte. Aber es wollte ihm nicht gelingen. Vor Kälte bebend stand er da und wartete vergebens auf eine Eingebung. Nach einer Weile fiel ihm eine Zeile ein. Aha, es begann! „Der alte Mann lag krank im Bett …”
    Er stockte. Es ging nicht weiter. Wie dumm! Dicki hätte sofort Zeile an Zeile gereiht, bis ein ganzes Gedicht entstanden wäre.
    Ern wiederholte die Worte ein wenig lauter. „Der alte Mann lag krank im Bett – krank im Bett – –”
    Nein, ihm wollte kein weiterer Vers einfallen, so angestrengt er auch nachdachte. Aber das war es ja gerade! Dicki brauchte überhaupt nicht nachzudenken. „Pösie” strömte einfach aus ihm heraus. Er, Ern, war eben kein Genie wie Dicki. Der Gedanke stimmte ihn traurig.
    Dann versuchte er es noch einmal. Mit lauter Stimme deklamierte er: „Der alte Mann lag krank im Bett, der alte Mann lag krank im Bett, der alte Mann …”
    Plötzlich fuhr Herr Grimm mit einem Ruck hoch. Was für ein Lärm war das? Schrie da jemand um Hilfe? Er lauschte verwundert. „Der alte Mann lag krank im Bett …”
    „Es ist Ern!” murmelte Herr Grimm erstaunt. „Was faselt er da mitten in der Nacht von einem alten Mann? Vielleicht spricht er im Schlaf.”
    Er schlüpfte in seinen Schlafrock, der ihm viel zu eng war, und ging zu Ern. Der Junge stand mitten im dunklen Zimmer und wiederholte immer wieder verzweifelt: „Der alte Mann lag krank im Bett, krank im Bett …”
    „Was soll das heißen?” rief Herr Grimm laut. „Warum weckst du mich mitten in der Nacht mit deinem alten Mann? Laß den Unsinn bleiben!”
    „Ach, du bist es, Onkel”, stammelte Ern erschrocken.
    Herr Grimm knipste das Licht an. Als er sah, daß Ern seinen Mantel anhatte, fragte er erstaunt: „Willst du ausgehen?”
    „Nein. Mir war so kalt, deshalb zog ich mir was an.”
    Ern kroch ängstlich ins Bett. „Ich versuchte nur, ein wenig Pösie zu machen, Onkel. Im Stehen geht es besser.”
    „So ein Quatsch! Weck mich gefälligst nicht noch einmal mit deiner Pösie!” Herr Grimm wollte gerade aus dem Zimmer gehen, als sein Blick auf die beiden Notizbücher fiel. Mit einer raschen Bewegung nahm er sie vom Tisch und wandte sich zur Tür.
    Ern sprang aus dem Bett und lief ihm nach. „Onkel, du darfst mir meine Bücher nicht fortnehmen!”
    Herr Grimm

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