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Geheimnis um ein Haus im Walde

Geheimnis um ein Haus im Walde

Titel: Geheimnis um ein Haus im Walde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
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umklammerte seine Beute nur noch fester.
    „Warum regst du dich so auf? Ich werde sie schon nicht ins Feuer werfen.”
    „Onkel, du darfst sie nicht lesen!” beschwor ihn Ern.
    „Das sind meine persönlichen Sachen. Niemand außer mir darf sie lesen.”
    „Denkst du!” erwiderte Herr Grimm höhnisch. Damit knipste er das Licht aus und ging hinaus.
    Wie betäubt kroch Ern ins Bett zurück. Nun würde der Onkel von der wunderbaren Beute lesen; das Geheimnis war verraten. Ein paar Tränen fielen auf Erns Kopfkissen.
    Zuerst las Herr Grimm das Gedichtbuch durch. Als er zu dem Gedicht über sich selber kam, traten ihm fast die Augen aus dem Kopf. So eine Unverschämtheit! Wie konnte Ern nur solche frechen Verse über ihn schreiben! Ihn ergriff ein gerechter Zorn.
    Nun nahm er das andere Buch zur Hand. Die Liste der Indizien und die anderen Notizen, die er bereits kannte, überflog er nur flüchtig. Dann las er staunend, was Ern soeben eingetragen hatte. „Einbruch begangen am 3. Januar. Beute wird in der alten Mühle auf dem Mühlenhügel versteckt. Ern Grimm ist beauftragt, sie in der Nacht vom 3. zum 4. Januar zu holen.”
    Das war ja eine tolle Entdeckung! Er las die Zeilen wieder und wieder. Was für ein Einbruch war wohl gemeint? Woher wußte Ern, wo die Beute versteckt worden war? Und wer hatte ihn beauftragt, sie zu holen? Womöglich dieser Dietrich Kronstein? Herr Grimm schnaufte. Dann setzte er sich im Bett auf und dachte nach.
    Ein Glück, daß er noch rechtzeitig von der Sache erfahren hatte! Nun würde er an Stelle von Ern zur Mühle gehen und die Beute finden. Das war ein Schlag für Dietrich. Ah! Wie würde der Bengel sich fuchsen, wenn er, Theophil Grimm, den Fall aufklärte! Und was würde Inspektor Jenks dazu sagen! Noch einmal las er Dickis Gedicht. Dieser undankbare Ern! Das sollte er büßen!
    Ern hörte seinen Onkel nach unten gehen. Dann hörte er ihn wieder heraufkommen. Seine Tür wurde geöffnet, und es wurde hell im Zimmer. Entsetzt verbarg er das Gesicht in den Händen, als er den Onkel mit dem Rohrstock in der Hand erblickte.
    „Ern!” Herr Grimm ging mit schweren Schritten auf ihn zu. „Was jetzt kommt, schmerzt mich mehr als dich. Ich habe das Gedicht gelesen, das du über mich gemacht hast. Es ist eine Gemeinheit!”
    Ern starrte ihn verständnislos an. „Was für ein Gedicht? Ich habe doch gar keins über dich geschrieben.”
    „Mach es durch Leugnen nicht noch schlimmer!” Herr Grimm schlug das Gedichtbuch auf und zeigte Ern das Gedicht mit der Überschrift „Meinem lieben Onkel!”
    Ern las es mit großen Augen. Dann rief er: „Onkel! Das habe ich nicht geschrieben. Solch ein gutes Gedicht könnte ich gar nicht machen.”
    „Du findest es gut?” rief sein Onkel empört. „Niederträchtig ist es! Wie kannst du behaupten, es nicht geschrieben zu haben! Ist das etwa nicht deine Handschrift?”
    Wieder sah Ern in das Buch. „Ja, es ist meine Handschrift”, hauchte er. „Ich verstehe nicht, wie das Gedicht in das Buch kommt. Vielleicht – hab ich es – im Traum gemacht – ohne es zu wissen.”
    „Und dann noch etwas, Ern!” Ohne auf die Worte seines Neffen einzugehen, bog Herr Grimm drohend den elastischen Rohrstock. „Ich habe auch gelesen, was in deinem andern Notizbuch steht – über den Einbruch und die Beute, die in der Mühle versteckt ist. Warum hast du mir nichts davon gesagt? Du bist ein widerspenstiger Bengel und hast Schläge verdient. Streck deine Hände aus!”
    Wohl oder übel mußte Ern gehorchen. Herr Grimm Heß den Rohrstock durch die Luft sausen. „Das ist für das Gedicht! Und das ebenfalls! Und das ist dafür, daß du mir die Sache mit dem Einbruch verschwiegen hast! Und das ebenfalls!”
    Heulend steckte Ern seine Hände unter die Achselhöhlen. Sein Onkel sah ihn böse an. „Bilde dir nur nicht ein, daß du heute nacht zum Mühlenhügel gehen wirst! Ich werde gehen. Dich aber werde ich einschließen. Dann kannst du darüber nachdenken, wozu es führt, wenn man unverschämte Gedichte schreibt und der Behörde wichtige Nachrichten verheimlicht.”
    Herr Grimm machte das Licht aus, ging aus dem Zimmer und verschloß die Tür. Ern ließ sich verzweifelt aufs Bett fallen. Jetzt war alles aus. Er vergrub den Kopf in sein Kissen und weinte bitterlich.
    Nach einer Weile hörte er den Onkel aus dem Haus gehen. Nun würde er die Beute entdecken und das Geheimnis aufklären. Dickis schöne Pläne waren zunichte gemacht. Und er, Ern, war schuld daran.

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