Geheimnis um eine Efeuvilla
mutiger Junge.”
„Die Kerle versuchten auf alle mögliche Weise ins Haus zu kommen”, erzählte Ern. „Vorn ist alles dicht und gesichert, so daß niemand einsteigen kann, und hier hinten haben sie es bisher nicht versucht, weil die Schmidts hier wohnten. Aber nun haben sie dieses Fenster eingedrückt, sieh nur! Den Riegel bekamen sie allerdings nicht auf.”
„Wärst du nicht hier gewesen, hätten sie wahrscheinlich die Tür aufgebrochen”, meinte Dicki. „Vielleicht waren es Landstreicher, die einen Unterschlupf suchten. Es war sehr kalt in der Nacht.”
„Als ich laut schrie, verschwanden sie. Und dann tat ich noch so, als wäre ein Hund im Haus. Du hättest mich hören sollen!” Ern begann so naturgetreu zu bellen, daß Purzel ihn ganz erschrocken ansah und ebenfalls bellte.
„Das war eine gute Idee, Ern. Frau Schmidt, packen Sie Ihre Sachen zusammen. Meine Mutter möchte gern, daß Sie ihr neue Vorhänge nähen. Sie können vorläufig bei uns wohnen. Wir haben schon ein Bett für Sie aufgestellt.”
„Wie lieb von deiner Mutter, daß sie mich aufnehmen will!” Frau Schmidt war ganz gerührt. „Meine Sachen habe ich schon gepackt, aber die Möbel müssen vorläufig hierbleiben. Ich glaube nicht, daß Frau Hasterley etwas dagegen hat. Natürlich helfe ich deiner Mutter. Aber ich möchte auch gern meinen Mann im Krankenhaus besuchen. Ob das gehen wird?”
„Ja, das Krankenhaus ist in unserer Nähe. Sie können jeden Tag hingehen.”
„Ach, was gibt es doch für gute Menschen! Ern war auch solch ein Trost für mich in dieser Nacht. Und was für schöne Gedichte er mir vorgelesen hat! Er ist ein großer Dichter.”
Ern errötete. Er wußte recht gut, daß er kein großer Dichter war, aber es schmeichelte ihm, daß ihn Frau Schmidt dafür hielt. Eifrig trug er ihren Koffer und eine Tasche vors Haus.
„Du kannst mit Frau Schmidt im Taxi fahren”, sagte Dicki. „Ich habe mein Rad hier. Geh in meinen Schuppen und warte dort auf mich. Hier hast du den Schlüssel. Nimm dir ein paar Kekse aus der Dose.”
„Oh, vielen Dank!” Ern hatte schon befürchtet, daß Dicki ihn nach Haus schicken würde, und freute sich nun sehr, daß er noch bei ihm bleiben konnte.
Als das Taxi eintraf, verstaute Ern das Gepäck, half Frau Schmidt in den Wagen und kletterte dann hinterher.
„Ich fahre zum erstenmal in einer Taxe!” rief er, als sie abfuhren, und winkte Dicki fröhlich zu.
Dicki ging ins Haus zurück und betrachtete die wenigen armseligen Möbel der Schmidts. Man könnte sie mit einem Handwagen fortbringen, dachte er, und dabei fiel ihm ein, daß er die Sachen für den Ramschverkauf abholen mußte.
Er verschloß die Tür, nahm sein Rad und führte es zur Straße. Am Tor lehnte ein Mann und rauchte eine Zigarette. Purzel bellte ihn an, und der Mann stieß mit dem Fuß nach ihm.
Dicki kam es verdächtig vor, daß er vor dem unbewohnten Haus herumlungerte. Was suchte er hier? War er einer der Burschen, die in der Nacht ins Haus einbrechen wollten? Hatte er beobachtet, wie Frau Schmidt und Ern fortfuhren? Nachdenklich radelte Dicki zu der Maklerfirma.
Zum Glück war der junge eingebildete Herr Paul nicht da. Nur der ältere Angestellte saß in seiner Ecke. Er erkannte Dicki sofort und begrüßte ihn freundlich.
„Ich bringe Ihnen den Schlüssel zur Hintertür von Haus Feengrotte”, sagte Dicki. „Die Schmidts sind fort, aber ihre Möbel stehen noch in der Wohnung.”
„Sie sollen den Schlüssel nur vorläufig behalten für den Fall, daß sie etwas von ihren Sachen brauchen. Hat man ihnen denn gekündigt? Wir haben hier nichts davon erfahren.”
„Herr Schmidt ist erkrankt und mußte ins Krankenhaus”, antwortete Dicki. „Übrigens wollte heute nacht jemand in das Haus einbrechen.”
„Ach was! Ja, wenn ein Haus so lange leer steht, versuchen sich immer Strolche einzuschleichen. Wir haben schon Türen und Fenster gesichert, so gut es ging. Das Haus müßte bewohnt sein, dann würde so etwas nicht passieren. Übrigens haben sich heute zwei Herren nach Haus Feengrotte erkundigt. Sie wollten es für eine Knabenschule kaufen, sagten sie.”
„Haben Sie den beiden die Schlüssel gegeben?”
„Ja. Ich sagte ihnen noch, daß hinten ein altes Ehepaar als Hausverwalter wohne. Ich wußte ja nicht, daß die Schmidts fort sind.”
In diesem Augenblick trat Herr Paul ins Büro. Dicki ging schnell fort, damit der Angestellte nicht getadelt würde, daß er seine Zeit mit Schwatzen vergeude.
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