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Geheimnis um eine giftige Feder

Geheimnis um eine giftige Feder

Titel: Geheimnis um eine giftige Feder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
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telefonierte immer noch. Offenbar führte er sein tägliches Dienstgespräch.
    Neben der Kammer befand sich das Badezimmer. Dicki schlüpfte hinein und wusch sich die Sommersprossen ab. Dann entfernte er die falschen Augenbrauen, nahm die Perücke ab und stopfte beides in seine Tasche. Seinen grellfarbigen Schlips ersetzte er durch einen anderen, den er bei sich hatte.
    Sogleich sah er vollkommen verändert aus. Er guckte in den Spiegel. „Wieder ein rothaariger Junge verschwunden!” murmelte er, schlich leise die Treppe hinab und betrat die Küche. Frau Kräusel war heute nicht da. Er verließ das Haus durch die Hintertür, durchquerte den Garten und gelangte durch eine kleine Pforte auf einen Heckenweg. Sein Rad mußte er zurücklassen. Aber das machte ihm keine Sorgen; er würde es schon auf irgendeine Weise wiederbekommen. Vergnügt vor sich hinpfeifend schlenderte er durchs Dorf. Was würden die anderen Spürnasen nur zu seinem Abenteuer sagen?

Geheimnis um rothaarige Jungen
    Nachdem Herr Grimm sein Telefongespräch beendet hatte, ging er schwerfällig die Treppe hinauf, um „sich den Bengel einmal vorzunehmen” und „es ihm gründlich zu zeigen”. Er hatte es satt, hinter rothaarigen Jungen herzujagen, die niemand zu kennen schien. Jetzt hatte er endlich einen am Schlafittchen. Er war fest entschlossen, ihn so lange festzuhalten, bis er alles aus ihm herausbekommen hatte, was er wissen wollte.
    Bevor er die Kammer aufschloß, lauschte er ein wenig an der Tür. Drinnen war es totenstill. Er nickte zufrieden. Mit diesen frechen, ewig pfeifenden Jungen auf ihren Rädern hatte man nur Ärger. Man mußte ihnen einmal Respekt beibringen. Der Polizist räusperte sich und reckte sich zu seiner vollen Höhe auf. Er, Theophil Grimm, verkörperte das Gesetz.
    Schließlich drehte er den Schlüssel um und stieß die Tür auf. Mit gewichtigen Schritten trat er ein. Aber plötzlich stutzte er. Nanu? Der Raum war ja leer! Er sah sich verwirrt um. Niemand war zu sehen. Ein Versteck gab es nicht in der kleinen Kammer; weder ein Schrank noch eine Kommode stand darin. Das Fenster war geschlossen.
    Herr Grimm wollte seinen Augen nicht trauen. Er schluckte erregt. Den ganzen Vormittag über hatte er nach zwei rothaarigen Jungen gefahndet, die kein Mensch gesehen haben wollte. Und nun war der dritte ebenfalls verschwunden- einfach fort – ausgerissen – verduftet. Aber wie? Und wohin?
    Niemand konnte durch eine verschlossene Tür gehen. Und die Tür war verschlossen gewesen. Dennoch war der Junge entwischt. Das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen.

    Verwirrt begann der Polizist den Raum zu durchsuchen. Hatte der Junge sich etwa in einem Karton oder in einer Blechdose versteckt? Aber er war doch so dick gewesen. Es war einfach nicht zu fassen. Herr Grimm griff sich an die Stirn. Ob er einen Sonnenstich hatte? Soeben hatte er telefonisch über die Festnahme eines rothaarigen Jungen berichtet, den er verhören wollte. Wie sollte er seinem Vorgesetzten das spurlose Verschwinden dieses Jungen aus einer verschlossenen Kammer erklären? Was für ein verhexter Tag! Schon den ganzen Vormittag hatte er einem Gespenst nachgejagt.
    Zuerst war er zum Postamt gegangen und hatte den Vorsteher gebeten, den Telegrafenjungen holen zu lassen.
    Aber der kleine magere Junge hatte nicht rotes Haar, sondern braunes. Ängstlich blieb er an der Tür stehen, als er den Polizisten erblickte.
    „Das ist nicht der richtige Junge”, sagte Herr Grimm.
    „Wo ist der andere, der rothaarige?”
    „Wir haben nur diesen einen”, antwortete der Vorsteher. „Einen rothaarigen haben wir niemals gehabt. Johann ist schon über ein Jahr bei uns.”
    Herr Grimm war ganz verdattert. Kein rothaariger Telegrafenjunge! Und es war auch niemals einer dagewesen. Aber er hatte doch mit eigenen Augen gesehen, wie der rothaarige Junge ein Telegramm abgegeben hatte!
    „Es tut mir leid, daß ich Ihnen nicht helfen kann”, sagte der Vorsteher. „Ich versichere Ihnen, daß wir keinen rothaarigen Jungen hier haben. Nur ein Mädchen mit rotem Haar ist bei uns angestellt. Wünschen Sie es zu sehen?”
    „Nein, danke. Ich suche einen Jungen. Er war außerordentlich höflich – eigentlich allzu höflich, scheint mir jetzt. Ja, tatsächlich. Bah! Ich habe es satt.”
    Ärgerlich mit sich selbst verließ er das Postamt. Der Vorsteher mußte ja denken, er sei nicht ganz richtig im Kopf. Stirnrunzelnd lenkte er seine Schritte zu dem in der Nähe gelegenen Fleischerladen.

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