Geheimnis um eine verschwundene Halskette
wirst! Wenn sie dich nun entdecken?”
„Sie werden mich nicht entdecken. Ich habe in meinem Zimmer geübt, stundenlang stillzustehen. Purzel konnte gar nicht begreifen, warum ich das machte, und versuchte mich immer in Bewegung zu bringen.”
Die Kinder lachten. „Wir wollen jetzt gehen”, sagte Rolf. „Es ist unerträglich heiß hier drin. Ach, da kommt ja Wegda! Und noch dazu in Uniform! Die steht ihm doch besser als Zivilkleidung. Schön ist er allerdings auch in Uniform nicht.”
Als Herr Grimm die Kinder in dem Ausstellungsraum sah, stutzte er. „Was sucht ihr hier?” fragte er mißtrauisch.
„Ach, wir vertreiben uns nur ein wenig die Zeit”, antwortete Dicki obenhin. „Was suchen Sie denn hier? Ist Ihr Urlaub schon zu Ende? Gewiß vermissen Sie die gemütlichen Stunden in der kleinen Konditorei.”
Purzel war an der Leine, sonst hätte er sich mit Wonne auf seinen alten Feind gestürzt. Da Dicki bemerkte, daß sich das Gesicht des Polizisten langsam rötete, zog er ihn rasch fort und ging mit den anderen hinaus.
„Was er wohl mit der Einkaufsliste gemacht hat?” kicherte Gina. „Gewiß hat er sie zu seinen Indizien gelegt, ohne zu ahnen, was für eine wichtige Nachricht sie enthält.”
Die Spürnasen gingen zum Fluß hinunter, um sich ein wenig abzukühlen. Betti guckte allen Männern, die in Ruderbooten saßen, prüfend ins Gesicht.
„Warum starrst du bloß die Leute so an?” fragte Flipp verwundert.
„Ich suche den Mann mit den sonderbaren Augen. Als der Kahn mich anfuhr, sah ich ihn in einem Boot. Vielleicht sehe ich ihn zufällig wieder.”
„Und was würdest du dann tun?” fragte Flipp spöttisch.
„Ins Wasser springen und ihn verhaften?”
„Betti ist gar nicht so dumm”, sagte Dicki. „Da der Mann damals in einem Boot fuhr, könnte er auch jetzt wieder Boot fahren. Wenn wir ihn entdecken, können wir uns den Namen des Bootes merken. Und wenn es ein privates Boot ist, können wir den Eigentümer feststellen.”
„Aber die Boote fahren so rasch vorbei, daß man unmöglich erkennen kann, ob die Männer darin verschiedenfarbige Augen haben oder nicht”, sagte Betti.
Rolf sah besorgt in Dickis braungebranntes Gesicht.
„Wie willst du denn dein Gesicht so rosa machen wie das von Napoleon?”
„Nichts einfacher als das! Ich lege eine Schicht von rosa Wachs auf. Ich besitze ein Buch, in dem genau beschrieben ist, wie man das macht.”
„Das wirst du doch schon zu Hause machen, nicht wahr?” meinte Gina.
„Ja. Falls die Nacht nicht sehr dunkel ist, muß Rolf mich begleiten und achtgeben, daß mich niemand sieht.”
„Wenn es doch erst Dienstag wäre!” rief Betti. „Ich kann es kaum noch erwarten. Zu schade, daß ich dich nicht als Napoleon sehen kann, Dicki! Du wirst bestimmt fabelhaft aussehen.”
Dienstag abend
Am Dienstag war der Himmel bezogen, und es sah so aus, als würde endlich der lang ersehnte Regen kommen. Alle Menschen atmeten auf, weil es ein wenig kühler war.
„Kannst du denn überhaupt heute abend rechtzeitig von Hause fort, Dicki?” fragte Flipp. „Ihr eßt doch immer um halb acht Abendbrot.”
„Meine Eltern sind ein paar Tage verreist. Das trifft sich gut. Du kannst um sieben mit mir zusammen essen, und dann gehen wir zu den Wachsfiguren.”
„In Ordnung!” sagte Rolf. „Komm doch auf dem Rückweg bei uns vorbei und erzähle uns, wie es war. Ich werde solange wachbleiben.”
„Ja, gut. Aber zu Flipp und Betti werde ich nicht gehen. Frau Hillmann könnte mein Pfeifen hören. Ihr Zimmer liegt neben dem von Flipp.”
„Aber ich kann unmöglich bis morgen früh warten!” rief Betti.
„Es wird dir nichts anderes übrigbleiben, Betti. Außerdem wirst du schon wie ein Murmeltier schlafen, wenn ich zurückkomme.”
Die Zeit wurde den Kindern furchtbar lang. Um halb sieben verabschiedeten sich Dicki und Rolf. Bald würde das Abenteuer beginnen. Alle Kinder waren aufgeregt, aber Dicki ließ sich nichts anmerken. Er schien ebenso ruhig wie immer zu sein.
Die beiden Jungen aßen reichlich und gut. Nach dem Essen überzog Dicki sein Gesicht mit einer rosa Wachsschicht und färbte sein Haar vorne schwarz. Dann zogen sie los. Sie nahmen den Weg über die Felder, weil sie möglichst wenigen Menschen begegnen wollten.
Schließlich gelangten sie zu der Wachsfigurenhalle. Alles war dunkel. „Die Tür ist zugeschlossen”, flüsterte Rolf.
„Wie willst du denn hineinkommen?”
„Durchs Fenster. Ich habe heute morgen heimlich den
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