Geheimnis um einen entführten Prinzen
Aufregung ganz sein ,err’. „Er versteckte sich dort. Daß ich ihn gesehen habe, hat er nicht gemerkt.”
„So ist es also gewesen!” rief Dicki nach kurzem Überlegen. „Der Prinz hat sich in seinem Pyjama aus dem Zelt geschlichen und während der Nacht in dem Wohnwagen versteckt. Später ist er dann unter die Babys gekrochen. Das muß aber sehr heiß und unbequem für ihn gewesen sein.”
„Err”, sagte Bern nickend.
„Die Frau hat ihre Sachen sicherlich von jemand abholen lassen und dann den Prinzen mit dem Kinderwagen weggebracht. Wie sollte jemand auf den Gedanken kommen, daß er unter den Babys versteckt sein könnte! Aber warum hat sie das getan? Und warum hat sich der Prinz gerade bei ihr versteckt? Donnerwetter, das ist ein richtiges Geheimnis!”
„Ich dachte mir gleich, daß Berns Entdeckung sehr wichtig ist”, sagte Ern. „Deshalb sind wir auch zu dir gekommen.”
„Schade, daß er es nicht sofort jemand erzählt hat!”
„Er wollte es mir sagen, konnte aber nicht sprechen. Ich ahnte ja nicht, warum er immerfort auf den Wohnwagen zeigte. Auch am Nachmittag konnte er den Mund nicht aufkriegen und wäre fast an seinen Neuigkeiten erstickt.”
„Du mußt zu deinem Onkel gehen und ihm alles erzählen”, sagte Dicki. „Ich habe ihm versprochen, ihn mit Nachrichten zu versorgen. Geh am besten jetzt gleich mit Bern zu ihm.”
„Das kann ich nicht!” widersprach Ern ängstlich. „Er würde denken, ich erzähle ihm ein Märchen, und furchtbar böse werden.”
Herr Grimm bekommt Besuch
Dicki bestand darauf, daß Ern und Bern zu ihrem Onkel gingen. Er wollte Chefinspektor Jenks nicht schon wieder anrufen, nachdem er soeben erst eine Rüge von ihm erhalten hatte. Es war besser, wenn Herr Grimm seinem Vorgesetzten die Neuigkeiten berichtete. Ern machte sich also zögernd auf den Weg. Bern trottete hinter ihm her. Beiden war recht unbehaglich zumute.
Herr Grimm befand sich in seiner Küche, die nach hinten heraus lag, und versuchte, seine Zunge zu lockern, um „ausländisch” zu sprechen. Er stand vor dem Spiegel und übte fleißig. „Abbeldi, abbeldi, abbeldi”, sagte er schnell und hielt dann ratlos inne. Vergeblich versuchte er sich an die fremd klingenden Wörter zu erinnern, die Dicki neulich mühelos heruntergerasselt hatte. Es müßte leicht sein, einen Haufen Unsinn zu reden, hatte er gemeint. Aber nein, das war durchaus nicht leicht. Wenn er ein paarmal „abbeldi” gesagt hatte, wurde seine Zunge müde, und etwas anderes wollte ihm beim besten Willen nicht einfallen.
Nach einer Weile versuchte er es mit Rezitieren. „Der Knabe stand auf dem brennenden Deck, abbeldi, abbeldi, abbeldi.” Nein, so ging es auch nicht. Es war wirklich zum Verzweifeln.
Inzwischen hatten Ern und Bern das Haus erreicht. Ern wollte nicht klingeln, weil er dachte, daß der Onkel vielleicht ein Nickerchen machte, wie er es öfters tat. Vorsichtig drückte er die Haustürklinke herunter, aber die Tür war verschlossen.
„Komm nach hinten, Bern”, sagte er. „Vielleicht ist Onkel im Garten.”
Sie gingen auf Zehenspitzen um das Haus herum. Das Küchenfenster stand offen. Von drinnen kam ein Geräusch.
„Er ist da”, flüsterte Ern. „Er spricht. Gewiß hat er Besuch.”
Die Jungen horchten. „Abbeldi, abbeldi, abbeldi”, ertönte es aus der Küche.
Ern sah den Bruder erschrocken an. Das war die Stimme des Onkels. Aber was redete er nur? Vorsichtig reckte Ern den Hals und spähte durchs Fenster. Ja, dort stand der Onkel. Er kehrte ihm den Rücken zu, guckte in den Spiegel und plapperte sonderbares Zeug vor sich hin. Wie unheimlich! Ob er einen Sonnenstich hatte?
„Abbeldi, abbeldi, abbeldi”, ertönte es wieder, und dann: „Der Knabe stand auf dem brennenden Deck …”
Das war zuviel für Ern. Und wenn das Indiz auch noch so wichtig war, er konnte den Onkel jetzt nicht ansprechen. Hastig griff er nach Berns Hand und schlich mit ihm wieder um das Haus herum zum Gartentor. Aber Herr Grimm hatte Schritte gehört. Er ging zur Haustür und öffnete sie gerade, als Ern den Bruder durchs Tor schieben wollte.
„He, was macht ihr hier am späten Abend?” rief er.
„Warum geht ihr fort? Habt ihr etwa am Fenster gehorcht?”
Die beiden Jungen blieben zitternd stehen. „Wir – wir wollten dir nur etwas erzählen, Onkel”, stotterte Ern.
„Ein Indiz! Es ist sehr wichtig.”
„Aha! Dann kommt mal herein. Warum hast du das nicht gleich gesagt?” Beinahe hätte der Polizist aus
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