Geheimnis um einen entführten Prinzen
habe nur flüchtig hineingeguckt”, antwortete Rolf.
„Warum fragst du?”
„Weil etwas über Prinz Bongawah und Tetarua drinsteht.” Dicki entfaltete eine Zeitung. Nachdem die anderen Kinder den Artikel gelesen hatten, fuhr er fort: „Tetarua ist kein großes Land, aber trotzdem wichtig für England, weil es einen günstig gelegenen Flugplatz hat, den wir gern benutzen wollen. Unsere Beziehungen zu Tetarua sind gut und freundschaftlich. Deshalb hat die dortige Regierung auch den kleinen Prinzen hergeschickt. Er sollte in England erzogen werden.”
Rolf nickte. „Aber nun ist anscheinend in Tetarua ein Streit zwischen dem König und seinem Vetter entstanden, der den Thron für sich beansprucht.”
„Ja. Es sieht fast so aus, als hätte der Vetter Prinz Bongawah entführen lassen. Falls der Prinz, der keine Geschwister hat, nicht wiedergefunden wird, wäre ja der Vetter der rechtmäßige Thronerbe.”
„Solche Schiebungen hat man schon im Altertum gemacht”, sagte Rolf. „Glaubst du, daß man ein Lösegeld für den Prinzen verlangen wird?”
„Nein, ich glaube eher, man will ihn für immer verschwinden lassen.”
Es entstand ein Schweigen. Gina rieb sich verwirrt die Stirn. „Aber wir wissen doch, daß der Prinz überhaupt nicht entführt worden ist”, wandte sie ein, „jedenfalls nicht so, wie man annimmt – aus dem Zelt gerissen und in einem Auto verschleppt. Anscheinend ist er doch freiwillig aus dem Zeltlager geschlichen, hat sich in dem Wohnwagen versteckt und dann später in dem Kinderwagen fortbringen lassen. Das kann man eigentlich keine Entführung nennen.”
„Nein, wirklich nicht”, gab Dicki zu. „Es ist alles sehr sonderbar. Aber ich kann mir nicht denken, daß Bern sich die Geschichte ausgedacht hat. Auf so etwas würde er niemals kommen.”
„Hast du Chefinspektor Jenks angerufen?” fragte Flipp.
„Nein. Ich glaube, er will im Augenblick nicht viel von mir wissen – von uns allen nicht. Deshalb habe ich Ern und Bern zu Wegda geschickt, damit sie ihm alles erzählen. Daraufhin hat er natürlich sofort mit dem Chef telefoniert und seine Befehle von ihm erhalten.”
„Aber warum hat Chefinspektor Jenks dich nicht angerufen, nachdem er die Neuigkeit von Wegda erfahren hatte?”
„Ich dachte eigentlich auch, er würde es tun. Vielleicht ist er mir noch böse. Ich werde mich erst wieder bei ihm melden, wenn ich mehr herausbekommen habe. Mag Wegda den Fall auf seine Art weiterverfolgen; wir wollen es auf die unsere tun.”
Wieder schwiegen die Kinder eine Weile nachdenklich.
„Dies ist ein sonderbares Geheimnis”, sagte Betti schließlich. „Man weiß gar nicht, wo man es anpacken soll. Was wollen wir denn zuerst machen?”
„Zuerst verfolgen wir das Indiz, das wir haben”, antwortete Dicki. „Das heißt, wir erkundigen uns nach der Frau mit den Zwillingen und verhören sie. Vielleicht kriegen wir etwas aus ihr heraus und erfahren, wo sich der Prinz jetzt befindet.”
„Wir müssen uns beeilen, damit Wegda uns nicht zuvorkommt”, meinte Rolf. „Er wird die Spur doch sicherlich auch verfolgen.”
„Ja, du hast recht.” Dicki stand auf. „Hoffentlich treffen wir ihn nicht! Dann würde er sich wieder schwarz ärgern.”
„Wau!” bellte Purzel.
Betti umarmte den kleinen Hund. „Er sagt, daß er Wegda gern treffen möchte. Du liebst Wegdas Hosenbeine, nicht wahr, Purzel? Für dich sind es die leckersten Hosenbeine der Welt. Immerzu möchtest du danach schnappen und hineinbeißen.”
Alle lachten. „Fahren wir zum Zeltlager, Dicki?” fragte Flipp. „Wir werden uns dort wohl erkundigen müssen, wer die Wohnwagen vermietet, und dann bei der betreffenden Firma nach der Adresse der Frau mit den Zwillingen fragen, nicht wahr?”
„Ja. Habt ihr eure Räder mit?”
Alle Kinder waren mit Rädern gekommen. Dicki setzte Purzel in seinen Korb, und los ging’s! An jeder Ecke klingelten sie laut, für den Fall, daß Herr Grimm ihnen entgegenkäme. Aber sie begegneten ihm nicht.
Ern, Wern und Bern freuten sich über den Besuch der Spürnasen. Dicki musterte Bern. Als er sah, daß sich die Kiefer des Jungen rhythmisch bewegten, stöhnte er. „Aus Bern werden wir wohl schwer etwas rauskriegen. Hör mal, Bern, wenn du so weitermachst, wird man dich noch in eine Taubstummenanstalt stecken.”
Bern sah Dicki bestürzt an und würgte.
„Geh und spuck deinen Bonbon aus!” befahl ihm Ern streng. „Du bist eine Schande für die Familie Grimm.”
„Err”, sagte
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