Geheimnis um einen entführten Prinzen
fragte Flipp.
„Weil alle Jungen ihn auslachten. Es sah aber auch zu komisch aus.”
„Hallo!” rief Dicki in diesem Augenblick über die Hecke hinüber. „Warum seid ihr ausgerissen? Du hast mir das Reden ganz allein überlassen, Flipp.”
„Na, du redest doch gern. Deshalb bin ich auch fortgegangen.”
„Können wir durch die Hecke kriechen, ohne uns die Kleider zu zerreißen?” fragte Gina.
Sofort eilte Ern hilfsbereit herbei und bog die dornigen Zweige auseinander, so daß die Mädchen leichter hindurch kamen. Dicki folgte ihnen. „Dein Vetter Ronald ist ein netter Junge”, sagte er zu Flipp. „Wir haben uns glänzend unterhalten.”
„Dann hattest du ja Gelegenheit, deine Kenntnisse in der ,Befragung von Zeugen’ anzuwenden”, entgegnete Flipp, der ein Buch mit diesem Titel in Dickis Schuppen gesehen hatte. „Hast du etwas Wichtiges über den Fall erfahren?”
„Eigentlich nicht”, antwortete Dicki, der Ronald die ganze Zeit über von seinen Heldentaten erzählt hatte.
„Nein, erfahren habe ich nicht viel.”
„Und du, Flipp?” fragte Betti. „Hast du Ern, Wern und Bern verhört?”
„Ja. Aber wir haben fast nichts aus ihnen rausbekommen. Sie haben die ganze Nacht fest geschlafen und nichts gehört. Keiner von den dreien hat eine Ahnung, wo der Prinz geblieben sein kann.”
„Err!” sagte Bern hinzukommend und kaute heftig.
Flipp verzog das Gesicht. „Geh fort! Und komm erst wieder, wenn du vernünftig reden kannst. Errrr!”
Er schnarrte so laut und drohend, daß Bern entsetzt flüchtete. Dann nahm er den blaugoldenen Knopf aus seiner Tasche und zeigte ihn den anderen Spürnasen.
„Dies ist das einzige Indiz, das wir gefunden haben – wenn es überhaupt ein Indiz ist. Ich fand den Knopf zufällig im Schlafsack des Prinzen. Er stammt von seinem Pyjama.”
„Was soll er uns denn nützen?” fragte Dicki achselzuckend. „Glaubst du vielleicht, wir bekommen durch den Knopf heraus, wann und wie der Prinz entführt worden ist und wo er geblieben ist? Das ist kein Indiz, Flipp.”
Flipp steckte den Knopf wieder in die Tasche. „Ich habe ihn ja auch nur behalten, weil du immer sagst, wir sollen jede Kleinigkeit beachten und prüfen. Übrigens ist der Prinz in seinem Pyjama verschwunden.”
„Woher weißt du das?”
„Von den Jungen, die mit ihm zusammen in seinem Zelt schliefen.”
„Das ist ja merkwürdig!”
„Warum findest du das so merkwürdig?” fragte Gina.
„Ihm blieb gewiß keine Zeit, sich anzuziehen. Auch hätte er dabei vielleicht die anderen Jungen geweckt.”
„Er hätte sich mit seinen Kleidern aus dem Zelt schleichen und sie draußen anziehen können”, entgegnete Dicki.
„Jemand, der im Pyjama herumwandert, erregt doch sofort Aufsehen.”
„Aber Dicki, wenn man entführt wird, hat man bestimmt keine Zeit sich anzuziehen”, wandte Gina noch einmal ein. „Die Entführer haben den Prinzen wahrscheinlich so, wie er war, aus dem Schlafsack gezogen und fortgeschleppt.”
„Ach nein, Gina, das glaube ich nicht. Denk doch einmal nach! Ein Fremder kann unmöglich, ohne Aufsehen zu erregen, durch ein Lager voller Zelte zu einem bestimmten Zelt hinschleichen, die Klappe öffnen und im Dunkeln einen bestimmten Jungen ergreifen, der wahrscheinlich wie am Spieß geschrien hätte. Man hat dem Prinzen ja den Spitznamen Bongawah-wah-wah gegeben, weil er immer gleich heulte.”
„Ja, du hast recht”, gab Gina zu. „Wie kann der Prinz dann aber entführt worden sein?”
„Ich denke mir, jemand muß ihn überredet haben, sich aus dem Lager zu schleichen. Vielleicht hat man ihm versprochen, ihn zu einem Rummelplatz zu bringen, wo bis tief in die Nacht hinein etwas los ist, oder so was ähnliches. Hätte der Prinz fertig angezogen am Tor gestanden, dann wäre es natürlich eine Kleinigkeit gewesen, ihn zu entführen.”
„Ja, dann hätte man ihn nur in einem Auto fortzubringen brauchen”, rief Flipp.
„Ach, jetzt verstehe ich, warum du so erstaunt bist, daß er im Pyjama verschwunden ist”, sagte Gina. „Wenn die Entführung auf diese Weise geplant war, mußte er natürlich angezogen sein.”
„Sehr richtig!”
„Vielleicht konnte er im Dunkeln nicht seine Kleider finden”, meinte Ern.
„Dies ist gar kein richtiges Geheimnis, sondern nur ein albernes Rätsel”, sagte Betti unzufrieden. „Kein Mensch hat etwas gehört, keiner hat etwas gesehen, keiner weiß etwas. Vielleicht ist der Prinz überhaupt nicht entführt worden.”
Bern findet
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