Geheimnis um einen entführten Prinzen
war, tat aber ganz erstaunt und verwirrt. „Das ist ja eine tolle Geschichte!” rief er. „Ist das wirklich wahr? Aber wie bist du denn schließlich fortgekommen?”
„Ich hab’ mich in dem Kinderwagen von den Zwillingen versteckt, und meine Tante hat Marga und Bert auf mich raufgesetzt. Haben die aber geschrien!”
„Und dann hat deine Tante dich in dem Kinderwagen hierher gefahren?” Dicki heuchelte große Bewunderung.
„Nein, so etwas! Zuerst glaubte ich dir kein Wort, aber jetzt glaube ich dir. Du bist ja ein Teufelskerl!”
Rollo strahlte. Er beugte sich zu Dicki hinüber und flüsterte: „Ich könnte dir noch mehr erzählen, wenn ich wollte. Ich weiß, wo der richtige Prinz ist! Die Polizei würde viel darum geben, wenn sie wüßte, was ich weiß. Das sage ich dir!”
Das Geheimnis klärt sich
Dicki war so erstaunt, daß er kein Wort hervorbrachte. Sprachlos starrte er Rollo an.
Rollo lachte vergnügt. Dann fiel ihm plötzlich mit einem leisen Schreck ein, daß er dem fremden Zigeunerburschen eine Menge verraten hatte. „Da du ein Freund von meinem Onkel bist, macht es ja nichts, daß ich dir das alles erzählt habe”, meinte er, sich selber beruhigend. „Aber sag ihm bloß nichts davon!”
„Natürlich nicht. Er ist ja auch gar nicht hier. Wo ist er eigentlich?”
„Er denkt, ich weiß es nicht, aber ich weiß es wohl. Er ist im Raylinger Moor. Ich hörte ihn mit Joe darüber sprechen.”
„Ist dort auch der Prinz – der richtige Prinz meine ich?”
Plötzlich wurde Rollo vorsichtig. „Das kann ich dir nicht sagen. Ich habe dir schon zu viel erzählt. Wie konnte ich nur! Vergiß, was ich von dem Prinzen gesagt habe. Ich weiß nicht, wo er ist.”
„Eben hast du noch gesagt, du wüßtest es.”
„Vielleicht weiß ich es auch. Aber ich werde es dir nicht sagen.”
„Es interessiert mich auch gar nicht. Ich möchte nur wissen, warum du dich als Prinz verkleiden und dann fortlaufen mußtest. Was hatte das Manöver für einen Zweck?”
„Denk mal ein bißchen nach. Du scheinst nicht besonders helle zu sein.”
„Sag es mir doch. So klug wie du bin ich natürlich nicht. Ich könnte hundert Jahre darüber nachdenken und wüßte doch nicht, warum man das gemacht hat.”
„Paß auf, ich werde es dir erklären! Man wollte den Prinz verschwinden lassen, damit ein anderer den Thron erbt. Verstanden?”
„Ja”, sagte Dicki bescheiden.
„Als er im Auto zum Schullager fuhr, hielt der Fahrer an einer vorher verabredeten Stelle an, und der Prinz wurde in einen anderen Wagen geschleppt und fortgebracht. Damit sein Verschwinden aber nicht gleich bemerkt wurde, hopste ich, ganz wie der Prinz gekleidet, in den ersten Wagen und fuhr zu dem Zeltlager.”
Nun war Dicki die Sache plötzlich klar. Jetzt hatte er eine Antwort auf all die Fragen, an denen er bisher vergeblich herumgerätselt hatte. Die Entführer des Prinzen wollten wohl vermeiden, daß die Tat entdeckt wurde, ehe sie ihn außer Landes gebracht hatten. Mit dem Fahrer im Bunde war es eine Kleinigkeit gewesen, die beiden Jungen unterwegs auszuwechseln. Der falsche Prinz blieb ein paar Tage im Zeltlager. Dann entwischte er eines Nachts, versteckte sich bei seiner Tante und wurde von ihr in dem Kinderwagen fortgebracht. Niemand konnte ahnen, daß Prinz Bongawah schon lange vorher entführt worden war.
„Ein schlau ausgedachter Plan!” sagte Dicki bewundernd.
„Tallery ist viel klüger, als ich dachte. Wenn ich ihn wiedersehe, werde ich ihn bitten, mich an seinem nächsten Geschäft zu beteiligen. Bei dieser Sache muß eine Menge Geld rausspringen.”
„Und ob!” rief Rollo prahlerisch. „Er kriegt bestimmt seine hundert Pfund dafür. Ich soll für meine Rolle als Prinz zehn Pfund bekommen.”
„Oh, dann bist du ja reich! War es schwer, den Prinzen zu spielen?”
„Nein, es war sehr leicht. Ich bin ungefähr so groß wie der Prinz. Mein Gesicht ist so braun wie seins, und ich brauchte nur allerlei unverständliches Zeug zu sprechen. Aber eines Tages kam einer von den Männern ins Lager, die die Sache eingefädelt hatten, um zu sehen, wie ich mich machte. Er wollte unbedingt, daß ich unter einem Prunkschirm ging. Das war entsetzlich. Alle Jungen lachten über mich, und ich kam mir schrecklich albern vor.”
„Und sonst hat dir das Leben als Prinz gefallen?”
„Ach ja, es war ganz nett. Ich schlief zum erstenmal in meinem Leben in einem Pyjama. Er war aus Seide, blau und gold mit dazu passenden Knöpfen. Meine
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