Geheimnis um einen entführten Prinzen
das Rad hin, so daß der Polizist es festhalten mußte, damit es nicht auf ihn herauf fiel. Im nächsten Augenblick sauste er wie ein Blitz davon.
„Oho, was soll das heißen? Du hast das Rad also gestohlen!” Schnell bestieg Herr Grimm das Rad und fuhr hinter dem Flüchtenden her. Aber Dicki bog in einen Fußgängerpfad ein, und so mußte der Polizist absteigen. Auf keinen Fall durfte er ohne Licht einen Weg radeln, der für Radfahrer verboten war. Täte er es, so würde ganz bestimmt plötzlich Dietrich Kronstein von irgendwoher auftauchen und ihn sehen. Er führte das Rad also nach Hause. Es kam ihm irgendwie bekannt vor. Nachdem er es in seinen Hausflur gebracht hatte, betrachtete er es genau. Dann zog er sein Notizbuch hervor und trug eine Beschreibung ein.
„Vollrad, Marke Atlas. Farbe: schwarz, rot abgesetzt. An der Lenkstange ein Korb. Keine Lampe. Gut gepflegt.”
Dann folgte eine Beschreibung des Mannes, den er mit dem Rad angetroffen hatte. „Zigeunerhafter Hausierer. Mütze ins Gesicht gezogen. Roter Schal, fleckige Jacke, graue Hosen, Ohrringe. Freches, unverschämtes Wesen. Hat das Rad wahrscheinlich gestohlen. Nach einem heftigen Kampf gelang es mir, es ihm fortzunehmen, und er flüchtete.”
Gerade war Herr Grimm mit Schreiben fertig, da schrillte das Telefon neben ihm, so daß er erschrocken zusammenfuhr. Dann nahm er den Hörer auf.
„Polizeirevier Peterswalde!”
„Hier ist Dietrich Kronstein”, meldete sich Dicki. „Es tut mir leid, daß ich Sie so spät noch stören muß. Mein Fahrrad ist gestohlen worden. Sie werden den Dieb ja wohl kaum erwischen, aber ich wollte es doch wenigstens melden.”
„Wie sieht das Rad aus?” fragte Herr Grimm kurz und amtlich.
„Es ist ein Vollrad, Marke Atlas, schwarz, mit Rot abgesetzt. An der Lenkstange ist ein Korb und …”
Herr Grimm räusperte sich. „Dein Rad ist hier, Dietrich. Vor einer Viertelstunde habe ich einen Zigeuner damit erwischt. Es war ein frecher, unverschämter Lümmel. Er wollte das Rad durchaus nicht hergeben.”
„Wie haben Sie es denn schließlich bekommen?” fragte Dicki.
„Wir rangen miteinander.” Herr Grimm ließ seine Phantasie spielen. „Er war ein roher, starker Bursche, aber ich trug den Sieg davon. Zum Schluß rannte er davon, als gelte es sein Leben. Ich habe dein Rad zu mir nach Hause gebracht. Du kannst es dir hier abholen.”
„Donnerwetter, das war schnelle Arbeit!” sagte Dicki bewundernd.
Herr Grimm richtete sich gerade auf. „Ich lasse kein Gras unter meinen Füßen wachsen”, antwortete er würdevoll. „Nun, ich kann dich wohl in zwei Minuten erwarten, wie?”
„Sagen wir in zehn Minuten”, erwiderte Dicki und legte den Hörer auf.
Herr Grimm unternimmt etwas
Nach zehn Minuten stand Dicki sauber und ordentlich angezogen vor dem Haus des Polizisten. Er hatte sich rasch gewaschen und umgezogen und dabei noch Zeit gefunden, über Herrn Grimms angeblichen Ringkampf mit dem Hausierer zu lachen.
Herr Grimm öffnete ihm die Tür. „Dort steht dein Rad”, sagte er mit einer großartigen Geste. „Du siehst, auf die Polizei kann man sich verlassen.”
„Vielen Dank! Das haben Sie fabelhaft gemacht”, sagte Dicki bewundernd.
Herr Grimm erzählte ihm darauf noch einmal von seinem Treffen mit dem Zigeuner und schmückte die Geschichte noch etwas mehr aus.
„Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar”, versicherte Dicki.
„Dafür erzähle ich Ihnen auch, was wir in dem Fall des entführten Prinzen rausbekommen haben. Ern hat Ihnen ja schon gesagt, daß sich der Junge in einem Kinderwagen unter Zwillingen versteckt hatte. Nun habe ich erfahren, daß das gar nicht der richtige Prinz, sondern bloß ein Zigeunerjunge war. Der richtige Prinz ist wahrscheinlich im Raylinger Moor.”
Herrn Grimms Gesicht hatte sich langsam gerötet. „Hör mal, kannst du dir keine besseren Märchen ausdenken?” rief er nun böse. „Wieviel Prinzen willst du noch erfinden?”
„Das ist kein Märchen, wirklich nicht! Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich Ihnen diesmal bei der Aufklärung des Falles helfen will. Aber Sie machen es mir furchtbar schwer.”
„Und du? Erst maskierst du deine ganze Bande als Ausländer, dann schickst du Ern zu mir mit einer lächerlichen Geschichte von einem Prinzen im Kinderwagen, und nun behauptest du, der Prinz sei ein Zigeuner gewesen, und willst mich hinter einem anderen Prinzen her ins Moor jagen. Das kannst du mit mir nicht machen.”
„Ich will Sie nirgends
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