Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimnis um einen entführten Prinzen

Geheimnis um einen entführten Prinzen

Titel: Geheimnis um einen entführten Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
Vom Netzwerk:
Ist die ganze Familie noch beisammen?”
    „Nun, außer dem Alten sind seine Mutter und seine Frau da – und dann noch der Neffe Rollo. Tallery selber ist augenblicklich wieder mal auf Arbeit.”
    „Aha!” Dicki tat, als wüßte er genau, um welche Art Arbeit es sich handelte. „Hm. Wenn der Alte nicht da ist, möchte ich eigentlich nicht rübergehen. Wer weiß, ob die anderen mich wiedererkennen.”
    „Ich kann ja mitkommen”, sagte der Mann hilfsbereit.
    „Wie heißt du denn?”
    „Schmidt. Jack Schmidt.”
    „Warte so lange, bis meine Kunden zu Ende geschaukelt ha­ben. Dann bringe ich dich zu den Tallerys. Kann aber sein, daß sie gar nicht da sind. Nachmittags sah ich die alte Oma fortgehen.”
    „Na, wir können es ja versuchen. Sag ihnen nur, daß ich Tallery kenne.”

Rollo redet eine Menge
    Bald ging der Luftschaukelmann mit Dicki zu dem grünen Wagen mit den gelben Rädern. Davor saß eine dicke alte Zigeunerin in einem durchgesessenen Korbstuhl, der unter ihrem Gewicht knarrte.
    „Rollo!” rief sie laut. „Wo steckt der Bengel bloß wieder? Immer drückt er sich vor der Arbeit.”
    „Hallo, Oma!” grüßte der Luftschaukelmann näher tretend. „Ist Rollo schon wieder ausgerissen? Wenn ich ihn sehe, gebe ich ihm eine Ohrfeige und schicke ihn her. Er ist der faulste Junge, den ich jemals gesehen habe.”
    „Das ist wahr”, brummte die Alte. „Seine Tante ist in die Stadt gegangen, und er sollte unterdessen die Fenster putzen. Sie sind so schmutzig, daß ich im Wagen fast nichts mehr sehen kann.”
    Dann wandte sie sich zu Dicki. „Willst du zu Tallery? Er ist nicht da und kommt erst in ein paar Tagen zurück.”
    „Das tut mir leid”, sagte Dicki. „Ich wollte ihn besuchen.”
    „Der Bursche heißt Jack Schmidt und ist ein alter Bekannter von Tallery”, erklärte der Luftschaukelmann.
    „Bleib ein bißchen hier, Jack, und vertreib der Alten die Zeit. Sie hat gern Gesellschaft. Vielleicht hast du in deiner Tasche was für sie. Ich muß zu meinen Luftschaukeln zurück.”
    Dicki öffnete seine Tasche und nahm ein paar Fläschchen heraus. Nachdem die Alte einen Blick darauf geworfen hatte, lachte sie pfeifend. „Damit handelst du? Gefärbtes Wasser und schöne Sprüche dazu! Mein Pa hat auch damit gehandelt und nicht schlecht dabei verdient. Pack deine Sachen nur wieder ein. Bei mir hast du kein Glück damit. Ich bin zu alt und zu gewitzt, um auf so was reinzufallen.”
    „Ich will Ihnen ja auch gar nichts verkaufen, Oma”, sagte Dicki. „Wann wird Frau Tallery denn zurückkommen?”
    „Ich weiß es nicht.” Die Stimme der Alten klang ärgerlich. „Niemals weiß ich, wo sie ist und wie lange sie fortbleibt. Immer treibt sie sich irgendwo herum, heute hier, morgen da, und läßt mich tagelang allein. Vor ein paar Tagen ist sie fort. Und wenn sie wiederkommt, sagt sie wieder kein Wort davon, wo sie gewesen ist.”
    Dicki spitzte die Ohren. Ob Frau Tallery vielleicht die Frau aus dem Wohnwagen war?
    „Wie viele Kinder hat sie eigentlich?” fragte er.
    „Die Tallerys haben gar keine Kinder. Deshalb haben sie ja Rollo zu sich genommen. Weiß der Himmel, was sie an dem Bengel gefressen haben! Aber seine Mutter hat noch elf Kinder außer ihm und ist natürlich froh, daß sie ihn los ist.”
    „Natürlich!” sagte Dicki, als ob er das alles schon wüßte. Er wollte gerade noch etwas fragen, da kehrte der Luftschaukelmann zurück und zerrte einen dunkelhäutigen Jungen hinter sich her.
    „Hier ist Rollo”, sagte er. „Soll ich ihn übers Knie legen und tüchtig verhauen?”
    Der Junge wand sich schreiend und versuchte sich von dem Griff des Mannes zu befreien. „Lassen Sie mich los! Sie tun mir weh!”
    Der Luftschaukelmann schüttelte ihn wie eine Ratte. Dann ließ er ihn los und ging lachend fort. Dicki musterte den Jungen. Er war ungefähr so groß wie Flipp und hatte ein mürrisches Gesicht. Die Alte überschüttete ihn mit einem Schwall von Schimpfwörtern.
    Er schnitt eine Grimasse. Dann holte er einen Eimer mit Wasser und einen Lappen, um die Fenster zu putzen.
    Nachdem die Alte sich etwas beruhigt hatte, stand sie ächzend auf und watschelte zum Wagen. „Es ist kalt. Ich will hineingehen. Paß doch ein bißchen auf den Jungen auf, ja? Ruf mich heraus, wenn er faulenzt.”
    Dicki half ihr die Stufen hinauf. Sie sah ihn überrascht an. „Solche Freunde hat mein Sohn selten. Es ist das erste Mal, das mir einer von ihnen behilflich ist.”
    Damit verschwand sie im Wagen.

Weitere Kostenlose Bücher